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Die Story von Joanna

Die Story von Joanna

Titel: Die Story von Joanna
Autoren: Collin Gerard & Justin Damiano
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wohl niemals für seine Zwecke geeignet.
    Jason war schließlich von seinem Tisch aufgestanden. Er bewegte sich mit der geschmeidigen Grazie eines Mannes, der es gewöhnt war, in allem seinen Willen durchzusetzen und stets zu bekommen, was er haben wollte.
    Eine Frau an einem anderen Tisch hatte sich umgedreht und Jason bewundernd angestarrt.
    Jason wirkte auf Frauen ungemein anziehend. Sein Benehmen war sexy. Sein Stil war sexy. Seine Intensität war sexy. Sein Selbstvertrauen war sexy. Dieses Sexy-Sein war aber nicht nur physischer Art. Es ging weit darüber hinaus. Seine gesamte Aura drückte aus: Hier ist jemand, der etwas weiß und kennt, was anderen verborgen ist.
    Es war so etwas wie die sexuelle Anziehungskraft, die eine Schülerin für ihren Lehrer empfinden mochte. Oder wie eine Sklavin für ihren Herrn.
    Ja, das war die Quelle seiner sexuellen Aura.

2
    »Wie schön es hier ist!« Joanna hakte sich bei Jason unter und fügte hinzu: »Einfach perfekt!«
    Jason ging stumm neben ihr her und starrte kalt in die Ferne.
    Der Garten seiner Besitzung war in der Tat ein atemberaubender Anblick. Gewundene Pfade. Königliche. Statuen. Bäume, Blumen und Büsche bildeten teilweise scharfe Farbkontraste oder verschmolzen zu einem harmonischen Farbbild. Überall waren Bänke aufgestellt.
    Es war wirklich alles perfekt, wie Joanna eben so scharfsinnig festgestellt hatte.
    Die Bäume - Zedern und Kiefern, Fichten und Eichen -schienen wie von selbst zu wissen, wo am meisten Schatten gebraucht wurde. Der Himmel spannte sich als azurblaues Gewölbe über dieser wunderschönen Landschaft und wurde nur hin und wieder von weißen Lämmerwölkchen unterbrochen, die wie kaum wahrnehmbare Tupfer dahinschwebten.
    Jason blickte vor sich auf den Boden.
    »Suchst du Perfektion?« fragte er.
    »Ich weiß es nicht«, erwiderte Joanna.
    »Ich kannte mal jemanden, der hat nach der perfekten Frau gesucht. Er glaubte auch, sie gefunden' zu haben. Er hielt seine Liebe für perfekt. Nach einiger Zeit machte er dieser Frau einen Heiratsantrag, sie wies ihn ab. Weißt du, sie war nämlich auf der Suche nach dem perfekten Mann.«
    »Suchst du danach, Jason? Nach der perfekten Frau?« fragte das junge Mädchen.
    Ein zynisches Lachen unterstrich Jasons Antwort.
    »Wie dumm, wenn jemand sein ganzes Leben lang nach etwas sucht, das doch gar nicht existiert!«
    Wieder lachte Jason ironisch.
    »Nein«, fuhr er fort. »Ich suche nicht nach der perfekten Frau. Früher einmal, als ich noch jünger war, da hätte ich vielleicht mit ihr glücklich werden können. Mit allem, was so dazugehört: Liebe, Kommunikation, Zärtlichkeit. Aber jetzt bin ich mit dem Tod beschäftigt. Um ganz offen zu sein ... ich spüre sogar jetzt seine schwere Hand auf meiner Schulter.
    Nur schade, daß wir unser eigenes Schicksal nicht bestimmen können. Ich würde es zu gern tun. Wir müßten imstande sein, alles selbst zu entscheiden und zu bestimmen. Das Datum unseres Todes. Unseren eigenen Zeitpunkt. Unseren eigenen Ort... und auch die Hand unseres Henkers.«
    Der Gedanke an den Tod schien Jasons eisigen Zynismus gebrochen zu haben. Sein Gesicht, eben noch so hart und streng, hatte sich gelockert und zeigte einen offeneren, weicheren Ausdruck. Er war offenbar wieder empfänglich für die Schönheit seiner Umgebung.
    Joanna versuchte gar nicht erst zu verstehen, was der Mann da eben gesagt hatte. Sie hätte es sowieso nicht verstehen können. Außerdem kümmerte es sie nicht. Es war ihr egal. Sie wollte nicht darüber nachdenken und sich den Kopf zerbrechen.
    Joanna wußte in diesem Moment nur, daß Jason zärtlich war, und darauf allein kam es ihr an.
    Das junge Mädchen lächelte zurück.
    Jason nahm Joanna in die Arme und blickte dem Mädchen sehr tief in die Augen.
    Sie küßten sich.
    Joanna hielt den Mann immer noch umschlungen, als Jason mit einer Stimme, die von Resignation gefärbt war, leise sagte: »Am Ende kommt es nicht darauf an, wie wir gelebt haben, sondern wie wir gestorben sind.« Er wiederholte: »Letzten Endes ist es nicht so wichtig, wie wir leben, sondern wie wir sterben werden.«
    Jason lächelte das Mädchen erneut an, aber jetzt war die Zärtlichkeit verschwunden.
    Er hatte sich Joanna enthüllt und preisgegeben.
    Aber Joanna weigerte sich, es zu sehen. Oder sie konnte es wirklich nicht sehen.
    Aber der Mann war nichtsdestotrotz mit sich und auch mit ihr zufrieden.
    Ich habe richtig gewählt, dachte er. Joanna ist die Richtige!
    Laut sagte er: »Laß
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