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Die Story von Joanna

Die Story von Joanna

Titel: Die Story von Joanna
Autoren: Collin Gerard & Justin Damiano
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uns wieder hineingehen, Joanna. Ich habe großen Hunger.«
    Sie schlenderten langsam ins Haus zurück.
    Beide sprachen kein einziges Wort mehr miteinander.
    Zwei Menschen, die zwar nebeneinander hergingen, aber deren Gedanken im Moment weit, sehr weit auseinander waren.
    Jonannas Geist wurde von einer Liebe verzehrt, die ungemein heftig und wild war; diese Liebe wuchs blindlings weiter und immer weiter.
    Jasons Geist war starr und unverrückbar auf sein eigenes Vorhaben konzentriert: seinen Tod.
    Im Speisezimmer zündete Gena, das Dienstmädchen, soeben die Kerzen an. Vier weiße Kerzen in einer Reihe. Gena benutzte eine andere weiße Kerze und zündete damit die übrigen eine nach der anderen an. Das Mädchen hielt diese Kerze mit der linken Hand. Vier Finger dieser Hand waren oben an der Kerze zu sehen, während der Daumen jeweils etwa einen Zoll an der Unterseite auf und ab glitt. Kleine, weißliche Tröpfchen aus geschmolzenem Wachs fielen von der Spitze der Kerze, während das Dienstmädchen das flackernde Flämmchen an den Docht der nächsten Kerze hielt. Die grellrot lackierten Fingernägel zeichneten sich scharf gegen die fahlweißen Kerzen und gegen die blasse Haut ab. Als die letzte Kerze angezündet war, bildete das Mädchen mit dem Mund ein großes O und blies sanft gegen die brennende Kerze in der Hand. Das Flämmchen flackerte und erlosch. Ein dünner Rauchfaden kräuselte sich vom verkohlten Docht nach oben. Ein paar noch warme Wachströpfchen fielen auf die Hand des Mädchens und wurden dort hart.
    Als Gena ihre Aufgabe beendet hatte, verließ sie das Speisezimmer wieder.
    Als Jason und Joanna hereinkamen, war Griffin, der Butler, gerade damit beschäftigt, letzte Hand ans Tischdecken zu legen.
    Griffin stellte den personifizierten Typ eines Butlers dar.
    Die Schritte des Mannes und des Mädchens hörten sich auf dem harten Holzfußboden merkwürdig leise an.
    In der Mitte der langen Wand links von Joannas Platz befand sich der Kamin, in dem jetzt allerdings kein Feuer brannte. Jason und Joanna saßen sich an den beiden Enden des langen Tisches gegenüber.
    Griffin, jeder Zoll ein perfekter Butler, servierte stumm das Essen. Es bestand aus kandierten Süßkartoffeln und Wildbraten. Griffin reichte die Tabletts herum.
    Jason nahm sich nur überraschend kleine Portionen.
    Weder Jason noch Joanna sagten während des Essens ein Wort; jedenfalls am Anfang nicht.
    Das war ganz nach Jasons Geschmack.
    Der Mann zog es vor, lieber das junge Mädchen zu beobachten, als gezwungen zu sein, nichtssagende Konversation zu machen.
    Joanna hatte bisher ihren Wein noch nicht angerührt.
    »Dein Wein«, sagte Jason. »Du hast dein Glas noch nicht berührt. Sagt dir der Wein nicht zu?«
    »Oh, doch, doch«, flüsterte Joanna verlegen.
    »Hast du vielleicht irgend etwas daran auszusetzen?« fragte Jason beharrlich weiter.
    »Nein, nein, überhaupt nicht«, sagte Joanna leise. »Es ist nur ... ich ... also, es ist ganz einfach so, daß ... nun, ja ... Wein bringt mich immer gleich so durcheinander.«
    Joanna kicherte auf geradezu lächerlich mädchenhafte Art und Weise.
    »Ich habe noch nie Alkohol vertragen können«, fügte sie wie erklärend hinzu.
    Jason sagte in einem Tonfall, als wollte er dem Mädchen eine Vorlesung über Tischsitten halten: »Ohne ein Glas Wein kann man doch eine anständig zubereitete Mahlzeit gar nicht richtig genießen. Natürlich muß es sich um guten Wein handeln, der auch zu den jeweils gereichten Gängen paßt.« Dann fügte er etwas schärfer und in tadelndem Tonfall hinzu: »Trink!«
    Der jähe Wechsel im Tonfall des Mannes bereitete dem jungen Mädchen sichtliches Unbehagen. Aber Joanna wollte ihn nicht wegen einer so albernen Kleinigkeit verärgern. Also griff sie gehorsam nach ihrem Weinglas und nahm probeweise einen kleinen Schluck. Der Wein schmeckte ganz ausgezeichnet. Joanna war erfreut, aber nicht nur über den exzellenten Geschmack des Weines, sondern mehr noch über Jasons Lächeln, das flüchtig um seinen Mund huschte und womit er sie über den Tisch hinweg ansah.
    »Der Wein ist wirklich sehr gut«, sagte Joanna mit ehrlicher Anerkennung. Sie nahm noch einen Schluck und nickte.
    »Füllen Sie ihr Glas nach, Griffin«, sagte Jason zum Butler. Dann wandte er sich sofort wieder an Joanna. »Und das Essen?« fragte er sie. »Schmeckt es dir?«
    »O ja«, sagte Joanna. »Es ist köstlich.« Sie ließ unbewußt die Zunge über die Lippen huschen, so daß diese im flackernden
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