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Die stillen Wasser des Todes - Roman

Die stillen Wasser des Todes - Roman

Titel: Die stillen Wasser des Todes - Roman
Autoren: Deborah Crombie
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Sonntag, auf dem Fluss. Da hat sie ordentlich trainiert. Wieso?«
    »Sie ist gestern Abend rausgefahren, und ihr Boot ist immer noch nicht da.«
    »Haben Sie versucht, sie anzurufen?«, fragte Johnson in einem beiläufigen Ton, der Freddie plötzlich wütend machte.
    »Natürlich hab ich versucht, sie anzurufen, Mann.« Er wandte sich zu Milo um. »Also, ich sehe jetzt mal im Cottage nach.«
    »Freddie, ich finde, dass du überreagierst«, meinte Milo. »Du weißt, dass Becca ihren eigenen Kopf hat.«
    »Das weiß niemand besser als ich. Aber die Sache gefällt mir nicht, Milo. Ruf mich an, wenn du etwas hörst.«
    Er nahm denselben Weg zurück, den sie gekommen waren, nicht durch die Mannschaftsräume zum Club, sondern über den Rasen zum Parkplatz. An seine Schuhe oder sein nasses Jackett verschwendete er jetzt keinen Gedanken mehr.
    Vielleicht war es eine Überreaktion, dachte er, als er wieder in den Audi stieg. Aber er versuchte es noch einmal auf ihrem Handy, und als der Anruf auf die Mailbox geleitet wurde, trennte er die Verbindung und ließ den Motor an. Mochte sie ihn in der Luft zerreißen, weil er seine Nase in ihre Angelegenheiten steckte – er war jedenfalls entschlossen, selbst nachzusehen.
    Er musste zwar eine Weile hin und her manövrieren, um den Audi aus den tiefen, matschigen Furchen im Kies herauszubekommen, doch endlich gelang es ihm.
    Ein Dialog, der sich wiederholt so abgespielt hatte, ging ihm durch den Kopf. Warum kannst du dir nicht ein Mal ein vernünftiges Auto zulegen? , hatte Becca gefragt.
    Weil du keine teuren Immobilien verkaufen kannst, wenn die potenziellen Käufer glauben, du könntest dir nicht das Beste vom Besten leisten , hatte er stets erwidert, doch es gab Tage, da hätte er für einen Wagen mit Allradantrieb seine Großmutter verkauft, und heute war so ein Tag.
    Vom Parkplatz fuhr er hinaus auf die Hauptstraße und bog gleich darauf links in die Remenham Lane ab. Während er der Straße in Richtung Norden folgte, sah er, wie sich im Westen schon wieder die Wolken auftürmten.
    Das Cottage aus rotem Backstein lag zwischen der Straße und dem Fluss, inmitten eines überwucherten Gartens. Die Gartenarbeit war Freddies Job gewesen, den er regelmäßig, wenngleich mit bescheidenem Talent erledigt hatte. Becca hatte einfach alles sich selbst überlassen, bis der Garten an eine Dornröschenhecke erinnerte.
    Ihr verbeulter Nissan-Geländewagen stand in der Einfahrt. Für Autos interessierte Becca sich ebenso wenig wie fürs Gärtnern; solange man damit ein Boot ziehen konnte, war ihr alles recht. Wenn der Nissan nicht über und über mit Schlamm bespritzt war, dann nur deshalb, weil der Regen alles abgewaschen hatte. Der Anhänger stand auf dem Rasenstück neben der Einfahrt, und ihr Filippi lag nicht darauf.
    Im gleichen Moment, als Freddie die Tür des Audi öffnete, tat es einen Donnerschlag, und der Himmel öffnete seine Schleusen. Freddie sprintete auf das Cottage zu, schlitterte das letzte Stück bis unter das Vordach und schüttelte sich das Wasser aus den Haaren.
    Durch die Buntglasscheibe in der Haustür war kein Licht zu sehen. Die Klingel funktionierte nicht – er war nie dazu gekommen, sie zu reparieren –, weshalb er mit der Faust an die hölzerne Einfassung hämmerte.
    »Becca. Becca! Mach schon die verdammte Tür auf!«
    Als keine Antwort kam, kramte er seinen Schlüsselbund aus der Tasche und steckte den schweren Haustürschlüssel ins Schloss.
    »Becca, ich komm jetzt rein«, rief er, als er die Tür aufstieß.
    Drinnen war es kalt, und kein Laut war zu hören.
    Ihre Handtasche stand auf der Bank unter den Garderobenhaken, wo sie sie immer abstellte, wenn sie von der Arbeit nach Hause kam. Daneben lag eine achtlos hingeworfene graue Kostümjacke, doch abgesehen davon sah im Wohnzimmer alles so aus wie immer. Die gelbe Fleecejacke, die sie beim Rudern trug, hing nicht am Haken, und auch ihre pinkfarbene Leander-Mütze fehlte.
    Er rief noch einmal ihren Namen und sah rasch in der Küche und im Esszimmer nach. Auf der Anrichte lag ein Stapel ungeöffneter Post, im Spülbecken standen eine abgespülte Tasse und ein Teller, auf der Arbeitsfläche eine Tüte Katzenfutter für die Nachbarskatze, die Becca manchmal fütterte.
    Das ganze Haus fühlte sich irgendwie menschenleer und verlassen an, auch wenn er sich nicht recht erklären konnte, wieso. Dennoch stieg er die Treppe hinauf und warf einen Blick ins Schlafzimmer und ins Bad. Das Bett war gemacht; der Rock,
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