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Die stillen Wasser des Todes - Roman

Die stillen Wasser des Todes - Roman

Titel: Die stillen Wasser des Todes - Roman
Autoren: Deborah Crombie
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der zu der Jacke gehörte, die er unten gesehen hatte, lag auf einem Stuhl, zusammen mit einer weißen Bluse und einer zusammengeknüllten Strumpfhose.
    Die Badewanne war trocken, doch in der Luft hing ein leiser Hauch von Parfüm – Light Blue von Dolce & Gabbana, eines von Beccas wenigen Zugeständnissen an weibliche Eitelkeit.
    Er öffnete die Tür des zweiten Zimmers, das ihm früher als Büro gedient hatte, und stieß einen überraschten Pfiff aus, als er die Gewichte und das Ergometer sah. Es war ihr also ernst mit dem Trainieren. Wirklich ernst.
    Aber wo zum Teufel steckte sie nur?
    Er trabte wieder nach unten, schnappte sich einen Anorak von der Garderobe und ging hinaus in den Garten, den Kopf eingezogen, um sich vor dem peitschenden Regen zu schützen. Nur der Garten von Beccas Nachbarn grenzte ans Ufer, aber er sah dennoch nach, ob sie vielleicht dort ihr Boot an Land gezogen hatte. Nachdem er sich vergewissert hatte, dass nur umgedrehte Gartenmöbel auf dem Rasen standen, eilte er ins Haus zurück und zog mit kalten, klammen Fingern sein Handy aus der Tasche. Donner grollte und ließ die Wände des Cottage erzittern.
    Becca würde es ihm sicher übelnehmen, dass er ihren Chef, Superintendent Peter Gaskill, anrief, aber er wusste einfach nicht, was er sonst tun sollte. Er kannte Gaskill nicht besonders gut, da Becca erst kurz vor der Scheidung in sein Team versetzt worden war, doch sie waren sich schon bei verschiedenen Polizeiveranstaltungen und der einen oder anderen Dinnereinladung begegnet.
    Freddies Anruf wurde von der Sekretärin des Dezernats durchgestellt. Als Gaskill abhob, nannte Freddie seinen Namen und sagte dann: »Bitte entschuldigen Sie die Störung, Peter, aber ich versuche seit gestern, Becca zu erreichen, und ich mache mir allmählich ein wenig Sorgen. Ich habe mich schon gefragt, ob es vielleicht einen dienstlichen Notfall gegeben hat …« Schon während er es sagte, kam es ihm unwahrscheinlich vor. Er erklärte die Sache mit dem Boot und fügte hinzu, dass Becca allem Anschein nach seit dem gestrigen Abend nicht zu Hause gewesen war und dass ihr Wagen noch in der Einfahrt stand.
    »Wir hatten heute Morgen eine wichtige Dienstbesprechung«, sagte Gaskill. »Sie ist weder erschienen, noch hat sie mich zurückgerufen, und ich habe es noch nie erlebt, dass sie irgendeine Sitzung versäumt hätte. Sind Sie sicher, dass sie nicht zu Hause ist?«
    »Ich bin gerade in ihrem Cottage.«
    Am anderen Ende war es still, als ob Gaskill überlegte. Dann sagte er: »Sie erzählen mir hier also, dass Becca gestern Abend auf den Fluss hinausgerudert ist, im Dunkeln, ganz allein in einem Rennruderboot, und dass weder sie selbst noch das Boot seither gesehen worden sind.«
    Die nüchterne Zusammenfassung der Fakten jagte Freddie einen kalten Schauer über den Rücken. Der Einwand, dass sie doch schließlich eine erfahrene, exzellente Ruderin sei, erstarb auf seinen Lippen. »Ja.«
    »Sie bleiben dort«, wies Gaskill ihn an. »Ich alarmiere die Polizei vor Ort.«
    Zwei Familien, deren Mitglieder einander größtenteils fremd waren, hatten ein langes Wochenende zusammen verbracht, eingeschlossen in den verschachtelten Räumen des Pfarrhauses im Herzen des Weilers Compton Grenville nahe Glastonbury in Somerset, während draußen Gewitter tobten und das Wasser ringsum anstieg. Ein Szenario mit allen Ingredienzien eines Agatha-Christie-Krimis, dachte Detective Inspector Gemma James.
    »Oder vielleicht eines Horrorfilms«, sagte sie laut zu ihrer Freundin – und nunmehr angeheirateten Cousine – Winnie Montfort, die an der altmodischen Spüle der Pfarrhausküche stand, die Arme bis zu den Ellbogen im Spülwasser. Winnie, eine anglikanische Pfarrerin, war mit Duncan Kincaids Cousin Jack verheiratet.
    Und Gemma war jetzt mit Detective Superintendent Duncan Kincaid verheiratet, eine Tatsache, die sie immer noch erstaunt innehalten ließ, wenn sie daran dachte. Verheiratet. Wirklich und wahrhaftig. Und gleich drei Mal, wie Duncan nicht müde wurde zu betonen, wenn er sie necken wollte. Sie berührte ihren Ring, froh um die greifbare Erinnerung.
    Sie hatten als Partner im Dienst begonnen, nachdem Gemma als Detective Sergeant in Duncans Abteilung Schwerkriminalität bei Scotland Yard versetzt worden war. Nachdem sich daraus eine persönliche Beziehung entwickelt hatte – auf die Gemma sich zunächst nur wider besseres Wissen eingelassen hatte –, bewarb sie sich um die Stelle eines Detective Inspector. Die
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