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Die Sternseherin

Titel: Die Sternseherin
Autoren: Jeanine Krock
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Tee auch knusprige Brötchen, Marmelade und Butter standen.
    »Das Geschirr kenne ich doch!«
    Asher blickte verlegen. »Manon hat es mir geliehen. Sie und Sara lassen dich schön grüßen.« Estelle versuchte, die unangenehme Erinnerung an die beleidigenden Worte, die sie ihrer Freundin an den Kopf geworfen hatte, zu vergessen und errötete. Ich werde mich wohl entschuldigen müssen! Diesen Gedanken verbannte sie jedoch vorerst und klopfte einladend neben sich auf die Matratze. »Fang an. Ich kann essen und reden!«
    »Und ich habe immer geglaubt, spätestens seit der gute Freiherr von Knigge seine Salonregeln aufgeschrieben hat, wüsste jeder, dass es sich nicht gehört, mit vollem Mund zu sprechen!« Asher schmunzelte, doch dann wurde er ernst. »Du hast das Licht in mein Leben zurückgebracht!« Er lehnte sich zurück und schloss seine Augen. Dann begann er zu erzählen: »Ich war schon eine Weile Vengador, als mein bester Freund Darius seine Seelengefährtin traf. Wir hatten manch eine Schlacht Seite an Seite gekämpft und jeder konnte sich blind auf den anderen verlassen. Etwas, was unter geborenen Vampiren selten vorkommt. Damals wussten wir nichts davon, aber es gibt ein seltsames Phänomen. Sobald wir zu viel Zeit in der Gesellschaft eines anderen Vampirs verbringen, schwächt uns dies, häufig kommt es auch zu Streitereien oder gar gewalttätigen Auseinandersetzungen.«
    »Hast du dich deshalb von Julen ferngehalten?«
    »Er ist noch viel zu jung. Diese Probleme treten nur zwischen sehr alten oder mächtigen Vampiren auf. Darius und ich bekamen immer öfter Streit. Eines Tages erhielte er einen Auftrag vom Rat und bat mich, für ihn einzuspringen. Es war eine dunkle Zeit. Fanatische Vampirjäger gingen um, zudem stand Darius’ Gefährtin in dem Ruf, eine Hexe zu sein. Er sorgte sich um ihre Sicherheit und wollte sie in jener Nacht an einen sicheren Ort bringen. Doch ich unterschätzte die Gefahr, nannte ihn einen Narren und versprach leichtfertig, nach ihr zu sehen, während er fort war. Später am Abend bot sich mir die Gelegenheit, mich mit Freunden zu amüsieren, und ich vergaß das Mädchen.« Asher fuhr sich mit der Hand übers Gesicht, und als er weitersprach, massierte er seine Schläfen mit den Fingerspitzen. »Als Darius am frühen Morgen zurückkehrte, war sie tot. Nicht einfach nur ermordet, sondern gefoltert, geschändet und grausam hingerichtet. Ihr war das Herz bei lebendigem Leib herausgeschnitten worden und dennoch hatte sie die Qual vor ihrem Geliebten verborgen, damit er nicht in die Falle lief, wie es ihre Mörder gehofft hatten. Er raste vor Schmerz sowie Wut und gab mir die Schuld an ihrem Tod. Zu Recht!« Asher sprach schnell weiter: »Ich hatte mich lieber vergnügt, als mein Versprechen zu halten, und mein einstiger Freund wurde zu meinem ärgsten Feind. Ich wollte nicht gegen ihn kämpfen, aber er erzwang eine Auseinandersetzung. So sehr ich auch versuchte, ihn zu schonen, er gab nicht auf. Der Kampf dauerte bis in die frühen Morgenstunden. Wir waren beide erschöpft und die aufgehende Sonne schwächte uns zusätzlich, da stürzte er sich plötzlich in mein Schwert. Wieder war ich unachtsam gewesen. Mit Mühe konnte ich uns in die sichere Dunkelheit einer Höhle retten. Dort schliefen wir erschöpft ein. Als ich erwachte, war er fort. Darius wollte nicht ohne seine Seelengefährtin sein und war ihr in den Tod gefolgt. An jenem Abend beschloss ich, mich niemals zu binden. Ohne die Hoffnung hatte mein Dasein bald jeden Reiz verloren. Meine Missachtung des Lebens brachte mir bald den Ruf eines gnadenlosen Vengadors ein und ich begann zu fürchten, dass die Blutlust nicht mehr lange zu bezwingen sein würde. Noch tötete ich nur im Auftrag des Rates, aber bald würden Unschuldige durch meine Hand sterben. Ein anderer hätte mich dafür bestrafen müssen.«
    Estelle sah ihn mitleidig an. »Und du hattest Angst, dass der Rat Kieran schicken würde!«
    »Er war damals der Einzige, der eine Chance gegen mich gehabt hätte.«
    »Vielleicht aber hättest auch du ihn im Kampf getötet.« Sie las die Antwort in seinem Blick, dies war seine größte Furcht gewesen.
    »Ich zog mich als Antiquar zurück. Doch selbst meine Bücher begannen irgendwann, mich zu langweilen.
    Als ich dich zum ersten Mal sah, erkannte ich, dass meine Furcht vor der Verantwortung für das Leben einer Seelenpartnerin mich beinahe um die einzige Chance, glücklich zu werden, gebracht hätte.« Asher sah sie unsicher an.
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