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Die Sternenlegion - Angriff der Cyborgs: Roman (German Edition)

Die Sternenlegion - Angriff der Cyborgs: Roman (German Edition)

Titel: Die Sternenlegion - Angriff der Cyborgs: Roman (German Edition)
Autoren: William C. Dietz
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offiziell missbilligen, ihn sogar bestrafen, wenn sie das konnten, es aber insgeheim bewundern, weil eine solche Tat in hohem Maße im Einklang mit der Kultur der Legion stand, die von ihren Mitgliedern erwartete, dass sie auch dann durchhielten, wenn sie eigentlich keine Chance hatten, persönliche Tapferkeit an den Tag legten und, wenn nötig, ehrenvoll in der Schlacht starben.
    Der Glockenturm stand an dem entferntesten Punkt des riesigen Karrees, auf dem er und seine Klassenkameraden endlose Stunden damit verbracht hatten, hin und her zu marschieren. Und obwohl die Glocken nachts gedämpft waren, überraschte ihn ihr Klang dennoch. Er zuckte zusammen, schwankte, fand aber gleich wieder sein Gleichgewicht. Es war Mitternacht. Zeit, sich in Bewegung zu setzen.
    Er vergewisserte sich, dass der Wimpel noch an Ort und Stelle war, nämlich wie ein Gürtel um seine Taille gebunden, und der Rucksack sicher auf seinem Rücken befestigt war. Booly stand auf dem langen, flachen Sims. Während des Tages bekam er die direkte Sonnenstrahlung ab, und er konnte durch die nackten Fußsohlen die verbliebene Wärme spüren. Diese Fähigkeit hatte er dem Volk seiner Mutter zu verdanken; sie erklärte im Verein mit dem überlegenen Geruchssinn und dem dicken Pelz, der seinen Oberkörper bedeckte, einen Großteil der Vorurteile, denen er sich während des ganzen Studiums ausgesetzt gesehen hatte.
    Den Rest hatte er seiner halsstarrigen Du-kannst-mich-mal-Persönlichkeit zu verdanken, die ein Erbstück seines Vaters war, eines ehemaligen Legionärs, der derzeit Botschafter der Naa bei der Konföderation war.
    Ebenso wie seine Klassenkameraden hatte Booly viel Zeit im Feld verbracht und dabei gelernt, wie man sich bewegt, ohne entdeckt zu werden. Aber im Gegensatz zu seinen Klassenkollegen war Booly auf dem Planeten Algeron aufgewachsen, wo ein Stamm gegen den anderen kämpfte und Banditen das Land unsicher machten. Und deshalb war es für ihn zur zweiten Natur geworden, im Schatten zu bleiben und mit den Füßen Wärme zu suchen. Es war beinahe, als könnte er seinen Onkel hören, wenn er ihm einschärfte: »Gute Felsen sind wie schöne Frauen – warm, sauber und angenehm anzufühlen. Schlechte Felsen sind kalt, feucht und schlüpfrig. Wenn du auf sie trittst, verraten sie dich.«
    Der Sims fühlte sich an wie »guter Fels« und trug Booly zur Nordostecke des Gebäudes, wo ihn die erste Herausforderung erwartete. Er wusste, dass der Abstand zwischen Danjou Hall und der Bibliothek nur wenig mehr als eineinhalb Meter betrug, eine Distanz, die er auf dem Boden mit Leichtigkeit springen konnte. Aber dies hier war anders; es machte einem Angst. Er blickte nach unten, sah etwas weiß aufblitzen, als ein Legionär vorbeiging, und zog ruckartig den Kopf ein. Was hatte ein Ausbilder um diese nächtliche Stunde draußen zu suchen? Suchte er ihn? Nein, er sah nach den Erstsemestern, den Plebes, wie sie auf der Akademie hießen, und verteilte Aufgaben an die armen Teufel, die Wachdienst schoben.
    Booly verharrte, brachte seinen Atem unter Kontrolle, arbeitete sich etwa fünf Meter zurück und rannte dann so schnell er konnte auf den Abgrund zu. Seine Füße klatschten auf dem Sims. Jetzt erschien der Rand, und er warf sich dem Dach des Bibliotheksgebäudes entgegen. Es bestand aus Kupfer und ging schräg nach oben, zu einer auf Hochglanz polierten Kuppel. Er traf härter auf, als er das beabsichtigt hatte, spürte, wie sich das Metall ein wenig unter ihm verbog, und stieß eine Verwünschung aus, als er abrutschte. Seine Fingerspitzen scharrten über nacktes Metall, und seine Zehen suchten festen Halt. Da war ein Vorsprung, das wusste er, aber wo, in drei Teufels Namen? Endlich. Seine Zehen berührten den Vorsprung und beendeten die Rutschpartie.
    Hatte jemand etwas gehört? Der letzte Glockenschlag sollte jedes Geräusch übertönt haben. Hatte es funktioniert? Keine Ahnung. Booly blieb völlig reglos. Sein Atem ging in kurzen Stößen und ließ das Kupfer vor seinem Gesicht beschlagen. Er hörte eine Stimme. Sie kam aus weiter Ferne.
    »Sir! Kadett Maria Martinez, Sir!« Irgendein armes Schwein, das der Ausbilder aufgefordert hatte, sich zu erkennen zu geben. Die Antwort des Ausbilders war kaum zu hören. Booly wartete. Ein Hund bellte, eine Tür knallte, und zwei- oder dreitausend Meter über ihm dröhnte ein Shuttle über den Himmel. Gut.
    Er beugte sich über das schräge Dach und arbeitete sich vorsichtig nach rechts. Es war dunkel, sehr
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