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Die Sterne rücken näher

Die Sterne rücken näher

Titel: Die Sterne rücken näher
Autoren: Robert Silverberg
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Sirius um acht, um zehn zum Prokyon gealtert. Mehr als zwei Jahrhunderte würden vergehen, reiste man zu einem entfernten Stern wie Bellatrix.
    Dank dem Kontraktionseffekt war Alpha C drei Wochen entfernt, Sirius einen und einen halben Monat. Selbst zur Bellatrix war man nur ein paar Jahre unterwegs. Allerdings fand die Mannschaft, kehrte sie zur Erde zurück, dort die Verhältnisse völlig verändert vor. Dort war die Zeit ungeschrumpft vergangen.
    Und jetzt war also die Walhalla zu einem kurzen Aufenthalt zur Erde zurückgekehrt. Auf der Erde sammelten sich die Raumfahrer in den Enklaven, in den Städten innerhalb der Städte, die sich um jeden Raumhafen herum entwickelt hatten. Dort waren sie unter sich und machten keinen Versuch, die verwirrende Welt da draußen zu betreten.
    Manchmal brach einer der Raumfahrer aus. Sein Schiff ließ ihn zurück, und er wurde zu einem Erdbewohner. Steve Donnell hatte es getan.
    Die Fitzgerald-Kontraktion bewirkt seltsame Dinge. Alan dachte an seinen Bruder, den er vor wenigen Wochen zuletzt gesehen hatte, ein junger, lächelnder Mann, sein Ebenbild, sein Zwillingsbruder. Was mochten die neun vergangenen Jahre in ihm bewirkt haben?
2
    Raschen Schrittes verließ Alan die Messehalle. Er mußte sich jetzt zum zentralen Kontrollraum begeben, dem Nervenzentrum des Schiffes; das Gegenstück dazu bildete der Gemeinschaftsraum, das Erholungszentrum der Mannschaft für die Freizeit.
    Im Kontrollraum hing die riesige Tafel, auf der die Diensteinteilung des Tages aufgeschrieben war. Er ging die langen Kolonnen durch und suchte seinen Namen.
    »Du arbeitest heute mit mir, Alan«, hörte er neben sich eine ruhige Stimme.
    Alan drehte sich um und sah Dan Kelleher, den Ladechef, hinter sich stehen. »Dann werden wir wohl bis zum späten Abend auszuladen haben«, sagte er ein wenig mißmutig.
    Kelleher schüttelte den Kopf. »Nur halb so schlimm. Zu tun ist nicht sehr viel, nur kalt wird es sein. Diese Dinosaurierviertel im Gefrierraum müssen in Behälter gepackt werden. Ein Vergnügen ist das nicht gerade.«
    Alan suchte auf der Tafel die Reihen für die Lademannschaft. Natürlich, dort stand sein Name; da er nicht zu den Spezialisten der Mannschaft gehörte, mußte er überall einspringen.
    »Ich denke, ihr werdet ungefähr vier Stunden brauchen, bis ihr alles in den Behältern habt«, sagte Kelleher. »Wenn du willst, kannst du dir jetzt ein bißchen frei nehmen. Das bringst du schnell genug wieder herein.«
    »Dagegen habe ich nichts. Soll ich mich um neun Uhr wieder bei dir melden?«
    »Ja, in Ordnung.«
    »Solltest du mich vorher brauchen, dann findest du mich in meiner Kabine. Du brauchst nur anzurufen.«
    Seine Kabine war kaum mehr als eine Zelle im Bienenstock der Unterkunftsräume für ledige Männer. Alan öffnete seinen Sack und nahm das Buch mit den vielen Eselsohren heraus, das er so sehr liebte. Die Cavour-Theorie stand in Goldbuchstaben auf dem Rücken. Mindestens hundertmal hatte er dieses Buch von der ersten bis zur letzten Seite schon gelesen.
    »Ich verstehe noch immer nicht, weshalb du auf diesen Cavour so verrückt bist«, sagte Rat und sah aus seiner puppenbett-großen Schlafkoje auf. »Wenn es dir wirklich einmal gelingen sollte, Cavours Gleichungen zu lösen, dann stiehlst du dir und deiner Familie doch nur euer Geschäft. Sei ein lieber Kerl und gib mir meinen Knabberstock.«
    Alan reichte Rat das zernagte Stöckchen aus Jupitereiche, mit dem der kleine Bellatrixianer seine Zähnchen zu schärfen pflegte. »Das verstehst du nicht«, erwiderte Alan. »Wenn wir Cavours Arbeit endlich begreifen und den Hyperdrive entwickeln könnten, wären wir nicht mehr beeinträchtigt von der Fitzgerald-Kontraktion. Welche Rolle spielt es schon, auf lange Sicht gesehen, ob die Walhalla einmal überflüssig wird? Wir können sie doch auf den neuen Antrieb umbauen. Wenn wir das Geheimnis von Cavours Hyperdrive entdecken könnten, dann…«
    »Oh, das habe ich schon ein paarmal gehört«, meinte Rat gelangweilt. »Nun ja, mit dem Hyperdrive kannst du durch die ganze Galaxis flitzen, ohne daß du die Nachteile der Zeitverschiebung beim normalen Raumantrieb hast. Und dann kannst du deine Lieblingsträume in die Tat umsetzen, überall hingehen, wo du hin willst und alles sehen, was du sehen willst. Ah, wie deine Augen aufleuchten! Wenn du vom Hyperdrive zu reden anfängst, dann bist du immer ganz verklärt.«
    Alan öffnete das Buch an einer besonders zerlesenen Stelle. »Ich weiß genau,
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