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Die Steinernen Drachen (German Edition)

Die Steinernen Drachen (German Edition)

Titel: Die Steinernen Drachen (German Edition)
Autoren: Oliver Kern
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Qualen besteht, wird er versuchen, so lange auszuharren, bis ich ihm sein Kind zurückbringe. Das ist eine schwere Bürde für mich, weil er nicht nur ein Klient, sondern auch mein Freund ist. Sie sehen meine Ausweglosigkeit. Helfen Sie uns, Lea wiederzufinden?“
    Er schüttelte den Kopf und erklärte nochmals, dass er nichts über den Verbleib dieser Frau wusste.
    Kham blieb hartnäckig. „Alles, was Ihnen zu Lea einfällt, kann von Nutzen sein. Der kleinste Hinweis könnte weiterhelfen. Versuchen Sie, sich zu erinnern. Lassen Sie die Zeit, die Sie mit ihr verbracht haben, Revue passieren. Was haben Sie gemeinsam unternommen? Was hat sie erzählt? Worüber hat sie sich geäußert? Welche Pläne hat sie verfolgt oder ins Auge gefasst? Denken Sie nach! Wie Sie bereits feststellen konnten, werden wir uns für Ihre Hilfe großzügig erkenntlich zeigen.“
    Ein Gedanke schoss ihm durch den Kopf, über der er sich gestern schon ärgerte. „Woher haben Sie die Auskunft über meine finanzielle Situation?“, fragte er in aggressivem Ton.
    Das Gesicht des alten Mannes zeigte keine nennenswerte Regung, vom Blecken seiner gelben Rattenzähne abgesehen. „Sehen Sie uns bitte nach, dass wir uns über Sie erkundigt haben, bevor wir Kontakt mit Ihnen aufnahmen. Wir mussten uns ein Bild von Ihnen machen, ehe wir an Ihre Hilfe appellieren konnten. Erst als ersichtlich wurde, dass Sie vertrauenswürdig sind, entschieden wir uns auf Sie zuzugehen. Auf Grund der heiklen Situation müssen wir natürlich auf absolutes Stillschweigen hoffen. Und das kann man nicht von jedem erwarten. Wären uns Zweifel gekommen, was Ihre Person angeht, dann hätten wir Sie nie in diesem Maße ins Vertrauen gezogen. Sie sehen also, dass gewisse Recherchen nötig waren.“
    „Und dazu gehört mein Kontostand? Erzählen Sie mir doch nichts!“
    Kham hob abwehrend seine greisen, knochigen Hände. „Ich sehe ein, dass es ein Fehler war, Sie mit Geld zu einer Kooperation zu bewegen. Dieser Weg erschien uns naheliegend. Doch hier unterscheidet ihr Europäer euch in Charakter und Mentalität scheinbar mehr von uns Asiaten, als ich ursprünglich dachte. Verzeihen Sie mir mein anmaßendes Verhalten. Ich hoffe, dass dieser Ausrutscher unsere Zusammenarbeit nicht trüben wird!“
    „Noch habe ich einer Zusammenarbeit nicht zugestimmt. Geld hin oder her!“, fauchte er.
    Ohne Vorwarnung erhob sich Kwan Kham aus seinem Sessel. Die schnelle Bewegung überraschte ihn und er zuckte zurück. Der alte Mann trat dicht an ihn heran. Stehend war er nicht viel größer als er in seinem Stuhl. Der Anwalt musste sich kaum zu ihm hinunterbeugen. Trotzdem wirkte er bedrohlich, als er ihm so nahe kam. Frank drückte sich tief in das weiche Leder.
    „Ich bitte Sie im Namen von Leas Vater. Er wird bald sterben. Erweisen Sie ihm die Ehre und helfen Sie bei der Suche nach seiner Tochter“, flüsterte der Kham.
    Ein eindringlicher Geruch von exotischen Düften strömte ihm entgegen. Eigentümlich und nichts für europäische Nasen. Er fühlte einen Würgereiz in der Kehle und hörte auf zu atmen. Zu seiner Erleichterung zog sich der Laote zurück und setzte sich in einer fließenden Bewegung in seinen Sessel. Er holte tief Luft.
    Der Anwalt starrte ihn an. „Erzählen Sie mir von Ihrer Zeit mit Lea“, sagte er und griff zu seinem Tee.
    Frank hatte den kurzen Schrecken verdaut und beschloss vorsichtiger zu sein. „Sie werden mir nachsehen, wenn ich in dem einen oder anderen Fall nicht ins Detail gehe. Ich kann mich nicht erinnern, dass sie mir etwas Entscheidendes mitgeteilt hat. Das Problem war, dass sie von einem Tag auf den anderen verschwunden ist. Man könnte sagen, ich hatte nie die Gelegenheit, mich von ihr zu verabschieden. Eine Zeitlang dachte ich, dass sie wegen mir gegangen sei. Aber ich sah dann ein, dass es andere Gründe geben musste. Leider fand sich niemand, der mir darüber Auskunft geben wollte. Und Ihre Arbeitskollegen kannte ich kaum. Alle Fragen nach Lea schienen ihnen lästig zu sein. Sie wiegelten mich ab und hielten den Mund. Sonst gab es niemanden, den ich nach ihr hätte fragen können. Ich will nicht den Eindruck erwecken, als ob es mir egal gewesen wäre, dass Lea plötzlich verschwand. Aber ich wusste nicht, was ich dagegen unternehmen sollte. Sie sehen, ich bin keine große Hilfe!“
    „Gab es sonst noch Personen, zu denen Lea Kontakt hatte, außer zu Ihnen und zu den Chinesen aus diesem Restaurant?“
    Er hob die Schultern.
    Der Asiat wackelte
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