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Die Steinernen Drachen (German Edition)

Die Steinernen Drachen (German Edition)

Titel: Die Steinernen Drachen (German Edition)
Autoren: Oliver Kern
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kamen.
    „Mein Assistent hat Sie von unserem Anliegen unterrichtet.“
    „Ich sagte ihm bereits, dass ich nicht weiß, wo Sie Lea finden können. Ich habe sie fast ein Jahr nicht mehr gesehen, geschweige denn etwas von ihr gehört!“
    „Lea“, wiederholte der Alte den Namen und versuchte dabei Franks Aussprache zu benutzen.
    „Ja, Lea! Ist das nicht ihr Name?“
    „Gewiss, gewiss, das ist ihr Name. Er klingt nur ungewöhnlich aus Ihrem Mund. Vergessen wir das. Wir sollten unseren Weg am Anfang beginnen. Ich heiße Kwan Kham. Im Auftrag von Leas Vater vertrete ich dessen Interessen als sein Anwalt. Mein Klient schickte mich nach Deutschland, denn es ist für ihn von immenser Bedeutung, seine Tochter zu finden.“
    „Wenn schon der Anwalt in so einer Luxussuite absteigt, wo zum Teufel würde Leas Vater dann wohnen? Im Neuen Schloss? Ich meine, wenn es sich jemand aus Laos leisten kann, seinen Justiziar nach Deutschland zu schicken, um seine verschwundene Tochter zu finden, warum muss sie dann als Kellnerin in einem Chinarestaurant jobben?“, unterbrach er ihn.
    Kham wirkte einen Moment verunsichert, fand aber sehr schnell seinen beschaulichen Ausdruck wieder. „Die jungen Leute wollen ihre Erfahrungen sammeln und auf eigenen Beinen stehen. Da ist es im Einzelnen irrelevant, aus welcher Gesellschaftsschicht sie stammen. Stimmen Sie mir zu?“
    Er fand das Argument einleuchtend und nickte. Aber der Schatten der kurz über das runzelige Gesicht des Anwalts gehuscht war, hatte seine Aufmerksamkeit geweckt. Als könnte der alte Mann Gedanken lesen, erwiderte er: „Sie glauben mich mit etwas überrascht zu haben. Nun, zugegebenermaßen wundert es mich, dass Sie Laos erwähnten. Alle, die wir vor Ihnen befragten, glaubten, Lea sei Chinesin. Woher kennen Sie den Ort ihrer wahren Herkunft?“
    „Ganz einfach, Herr Kham, sie hat es mir gesagt.“
    Der Alte wackelte mit seinem kahlen Kopf und verdrehte die Augen. „Sie hat Sie in ihr Vertrauen gezogen!“, kommentierte er die Auskunft.
    Frank nippte an seinem Tee. Das Gebräu war bitter und viel zu heiß. „Mich interessiert vor allem, wie Sie überhaupt auf mich gekommen sind? Woher wissen Sie, dass ich mit Lea ... Na ja, dass wir uns getroffen haben?“
    „Eine berechtigte Frage. Wenn wir uns schon erdreisten, Sie um Ihre Hilfe zu bitten, sollten Sie auch erfahren, warum. Wir haben Leas Spur verfolgt. Laos ist ein sozialistisch strukturiertes Land. Eine Ausreise bleibt niemals undokumentiert. Daher konnten wir relativ rasch den eingeschlagenen Weg der entlaufenen Tochter rekonstruieren. Ihre Fährte verlor sich erst, als sie in Deutschland angekommen war. Trotzdem erlangten wir weitere Hinweise über ihren Verbleib. Wir fanden Leute, die sie kennenlernten, mit denen sie in Kontakt kam und zusammenarbeitete. Dabei fiel schließlich auch Ihr Name und die Bemerkung, dass Sie Lea, ... wie soll ich es ausdrücken? Dass Sie Lea näher standen.“
    Weiterhin bemühte sich der Anwalt ihren Namen so auszusprechen, wie er es ihm vorgemacht hatte. Dieses Verhalten irritierte ihn, aber eine andere Frage war erst einmal wichtiger. „Haben mich die Chinesen verpfiffen? Das war bestimmt Zhong, der Oberkellner aus dem Mandarin , dem Restaurant in dem Lea gearbeitet hat.“
    „Sie werden verstehen, dass ich als Anwalt darüber keine Auskunft geben kann. Was ich Ihnen sagte und die Tatsache, dass wir Sie dadurch fanden, muss genügen. Es ist nicht schwer, jemanden aufzuspüren, wenn man über die entsprechenden Kontakte verfügt.“
    „Nun, so wie es aussieht, reichen Ihre Kontakte nicht aus, um Lea zu finden“, erwiderte er trocken.
    „Mit ein Grund, wieso wir Sie um Ihre Hilfe bitten. Aber lassen Sie mich fortfahren. Leas Vater ist ein sehr angesehener Mann, ein Großindustrieller aus Vientiane, der Hauptstadt Laos’.  In unserem Land hat er großen Einfluss, aber der gesellschaftliche Stand und die Position im Machtgefüge von Laos hat keinerlei Bedeutung mehr, wenn es um die Familie und die Gesundheit geht. Mein Klient ist leider sehr krank. Zudem vermisst er seine Tochter und hegt nun das innige Bedürfnis, sie noch einmal zu sehen, bevor er das Zeitliche segnet. Der Krebs nagt an ihm wie eine ausgehungerte Ratte an allem Essbaren, was ihr vor die Nase kommt. Er leidet und würde gerne seinen Weg zur Erlösung gehen. Nur der Wunsch, seine geliebte Tochter noch einmal in die Arme zu schließen, hält ihn davon ab, sein Heil zu finden. Obwohl sein Leben nur noch aus
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