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Die Steinernen Drachen (German Edition)

Die Steinernen Drachen (German Edition)

Titel: Die Steinernen Drachen (German Edition)
Autoren: Oliver Kern
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Tunnelsystem waren, flog es in die Luft. Bis auf Ian und mir ist keiner mehr herausgekommen. Diese gelben Arschlöcher haben uns so was von gefickt. Und jetzt sag mir nicht, sie sind damit davon gekommen!“
    Er wusste nicht, was er ihr schildern sollte. Wang hatte überlebt. Wollte sie das hören? Nicht in ihrem Zustand entschied er und fragte stattdessen: „Also keine Nuklearwaffen? Was dann? Was hat die Erdbeben ausgelöst?“
    „Tektonische Bewegungen der Erdkruste. Wir haben das über Funk bestätigt bekommen, kurz nachdem wir uns aus den Gesteinsmassen gegraben hatten“, erklärte Ian. Mehr hatte er nicht zu sagen und es sollte auch das einzige bleiben, was er während des Helikopterflugs von sich gab.
    „Tektonische Bewegungen der Erdkruste“, murmelte Frank und betrachtete wieder das Baby. Man hatte sich also auf diese wissenschaftliche Formulierung geeinigt. Die Erschütterungen in den Drachenbergen waren Erdbeben. Nichts weiter!
     
     
    Geregelte Bahnen
    14. September 2003
    „Was macht die Malaria?“
    „Wir haben es im Griff, sagt mein Arzt.“
    „Und was sagen Sie – gefühlsmäßig?“
    Frank lächelte müde. Im Krankenhaus hatte man ihm erklärt, dass sich bei rechtzeitiger Behandlung die Krankheit meist vollständig heilen lässt, bei Verschleppung jedoch schwere Spätfolgen an den Organen zurückbleiben können: Leberzirrhose, Leberkrebs. Das Wissen darüber hatte ihn für eine Weile noch kränker gemacht. Mittlerweile lebte er damit, ohne sich verrückt zu machen. Beinahe einen Monat hatte er in der Tropenklinik in Tübingen zugebracht und dort nicht nur einmal die Befürchtung gehabt, zu sterben. In dieser Zeit hatte er 15 Kilo abgenommen und war jetzt dabei, seinen Körper wieder in Form zu bringen.
    „Reden wir über Ihre Fälle!“, forderte er Kommissar Meinhans auf, um von seinem Gebrechen abzulenken. Er saß mit dem Polizisten im Café am Alten Postplatz und rührte in seinem Cappuccino. Es war noch immer angenehm warm. Der Jahrhundertsommer hatte immer noch nicht genug und wollte mit aller Macht einen uneinholbaren Rekord aufstellen. Ihm war das egal, denn er schwitzte nicht mehr, gleichgültig welche Temperatur vorherrschte. Worauf dieses Phänomen zurückzuführen war, konnte ihm niemand erklären, aber ihm war es egal, er hatte kein Problem damit.
    Zu viele wunderliche Dinge waren diesen Sommer geschehen, so dass er über eine solche Kleinigkeit keinen Gedanken verschwendete. Nicht jetzt, wo alles wieder in geregelten Bahnen zu laufen begann. Meinhans trug seinen Mantel, genau wie vor drei Monaten. Als hätte sich nichts geändert , dachte er und gleichzeitig fiel es ihm schwer zu glauben, dass erst so wenig Zeit vergangen war, seit er das letzte Mal mit dem Kommissar hier gesessen hatte. Für ihn war eine Ewigkeit verstrichen. Zu viel war inzwischen passiert, zu viel für die Spanne eines Lebens.
    Was will ich? Ich bin wiedergeboren worden. Genau wie Meinhans.
    Auch der alte Kriminaler hatte es aus der grünen Hölle geschafft. Die Amerikaner hatten Meinhans ausgeflogen, gleich nachdem sie Frank aus der Hilfsstation entführt hatten. Einerseits war der Beamte dankbar dafür. In seiner Lage war es der einzige Ausweg gewesen, heil aus Laos herauszukommen, wie er sagte. Andererseits nagten arge Gewissensbisse an dem Kriminaler, dass er ihn dort zurückgelassen hatte. Aber was hätte der Kommissar machen sollen? Frank bekundete ihm wiederholt, dass er keine andere Wahl gehabt hatte und sich daher keine Gedanken mehr zu machen brauchte. Die CIA hatte ihm keine andere Option offen gelassen. Zudem ging es um sein Überleben.
    „Ich sagte bereits, dass die Staatsanwaltschaft die Ermittlungen im Fall Zhong sowie im Fall Kreutzmann eingestellt hat“, nahm Meinhans das Gespräch wieder auf. „Alle Verdachtsmomente gegen Sie sind somit hinfällig. Sie bleiben lediglich auf den Bergungskosten Ihres Wagens sitzen.“
    Er musste grinsen, obwohl es eigentlich keinen Anlass dafür gab. „Den letzten Satz hätten Sie mir ersparen können!“
    Meinhans hatte ihn gestern angerufen und erklärt, dass nicht mehr gegen ihn ermittelt wurde. In seinen Seufzer der Erleichterung hinein, hatte er die Gelegenheit genutzt und um ein Treffen gebeten. Er wollte das Ende der Geschichte hören.
    „Ich habe von der CIA Geld bekommen - Reputationszahlung.“
    „Schweigegeld!“
    „Eher das. Hab’ wohl zu viel Insiderinformation spitz gekriegt.“
    Meinhans stieß ein Krächzen aus, das wohl ein Lacher
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