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Die Steampunk-Chroniken - Aethergarn

Die Steampunk-Chroniken - Aethergarn

Titel: Die Steampunk-Chroniken - Aethergarn
Autoren: Stefan Holzhauer (Herausgeber)
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sie in zuckersüßem Tonfall, um just, als ein befriedigter Ausdruck auf seinem Gesicht erschien, nachzuschieben: »Frankreich, Preußen, Spanien sind keinen Deut besser! Überall regiert die Gier auf die Habe des anderen … auf das vermeintlich grünere Gras auf der anderen Seite.«
    »Warum sind Sie überhaupt mitgekommen? Auf einer Reise, die möglicherweise das Fundament für neue Kolonien legt?«
    »Um zu verhindern, dass Menschen wie Sie für Gott und den König Besitz von anderen Wesen und deren Ländereien ergreifen und zugrunde richten – wie es in Afrika oder der Neuen Welt geschehen ist!«
    »Sie beleidigen Ihr Land, Mylady ! Wenn Sie ein Mann wären …«
    »Was dann? Würden Sie mir dann in männlichem Imponiergehabe den Fehdehandschuh hinwerfen? Um einen Menschen, der anderer Meinung ist als Sie, mundtot zu machen? – Ja nicht auf die Argumente der anderen hören, lieber gleich diese Meinung tilgen ?«
    »Ralph! Mylady! Sie vergessen sich!«, fuhr McGuire empört dazwischen. »Unsere Reise ist gefährlich genug. Auch ohne Ihre Zwistigkeiten! Ralph, darf ich Sie an unsere Gespräche im Club erinnern, in denen auch wir zwei über gewissen Schattenseiten unserer Politik diskutiert haben. Wohl gemerkt: distinguiert diskutiert. Wie es sich für Gentlemen geziemt! – Und Sie, meine Dame, werfen meinem Freund das Gleiche vor, was Sie selbst praktizieren: Auch Sie sehen Ihre Meinung als die allein gültige an und wollen Cumberland seinen Standpunkt nicht zugestehen.–Also bitte: Mäßigen Sie sich! – Beide!«
    Cumberland starrte ihn einen Augenblick aufgebracht an, dann drehte er sich brüsk um und widmete sich wieder seinen Geräten. Ellen Thornton zog wieder ihre Schnute, doch diesmal wie ein gescholtenes Mädchen. Man sah ihr an, dass sie nicht gewohnt war, ihre eigenen Argumente um die hübschen Ohren gehauen zu bekommen.
     
    * * *
     
    »Mit dem Fernzeichner scheint etwas nicht zu stimmen.« Ellen Thorntons Stimme klang beunruhigt von ihrem Platz herüber. »Er zeigt ein massives Hindernis voraus!«
    »Hab ich nicht gesagt, dass dieses Ding suspekt ist!« Cumberland sah nicht von seinem Platz am Teleskop auf. »Wir schneiden gleich zum ersten Mal die Mondbahn. Noch ein paar tausend Meilen und wir werden als erste Menschen einen Blick auf die unbekannte Rückseite des Mondes werfen können! Er ist das einzig Massive weit und breit!«
    Die letzten Tage hatte es nur kleinere Reibereien zwischen Lady Thornton und Cumberland gegeben, denen Nicolas stets wie ein Puffer zwischen ihnen die Spitzen genommen hatte. Zu seinem Erstaunen musste McGuire feststellen, dass die Frau auf Bemerkungen von ihm weit weniger patzig reagierte als auf solche seines Freundes.
    Nicolas verriegelte das Steuerrad in seiner Position, schnallte sich los und schwebte zu der jungen Frau hinüber.
    Am Rande der Milchglasscheibe zeigte sich ein schnurgerader Strich.
    »Hier! Sehen Sie, Lord McGuire! Es scheint, als hätten wir eine massive Mauer vor uns. So weit das Auge reicht … beziehungsweise die Strahlen des Gerätes.«
    »Hmm? Vielleicht hat das Gerät tatsächlich einen Defekt.«
    »Diese … Mauer hat sich bewegt!«, sagte sie eindringlich. »Viel mehr: Wir bewegen uns … mit voller Geschwindigkeit darauf zu! – Wir müssen beidrehen!«
    Nicolas schwebte zum Bullauge am Bug und hielt sich links und rechts an den Messinggriffen fest. So sehr er auch in die sternendurchwirkte Schwärze des Himmelsæthers starrte, er konnte kein Hindernis erkennen. Nun kam auch Cumberland herbeigeschwebt und blickte angestrengt nach draußen. »Nichts!«, brummte er nach einer Weile. »Ich sehe nur Sterne. Die sehen zwar merkwürdig nah aus, aber das liegt wohl …«, er klopfte mit dem Knöchel seines Zeigefingers an das Glas des Bullauges, »… an diesem deutschen Spezialglas, dass Sie unbedingt haben wollten, mein Freund.« Damit räumte er den Platz und schwebte zu seinem Posten zurück.
    Nicolas sah nach draußen. Plötzlich spürte er einen Luftzug an seiner Seite. Dann prallte Lady Thornton, die herangeschwebt war, sanft gegen ihn und krallte sich an den Handgriffen fest. Ihre Hände berührten sich. Diese Nähe verwirrte ihn. Der dezente Duft ihres Parfüms drang in seine Nase, konnte jedoch ihren Duft nicht ganz überdecken. »Nick, bitte … Lord McGuire, bitte vertrauen Sie mir. Vertrauen Sie meiner weiblichen Intuition. Wir müssen beidrehen.«
    »Mein liebes Kind!«, donnerte Cumberland von achtern. »Wenn wir jetzt beidrehen,
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