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Die Spur Des Feuers

Die Spur Des Feuers

Titel: Die Spur Des Feuers
Autoren: Iris Johansen
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Ruhestand gehen. Warum musste es unbedingt ihn –«
    Sie legte auf. Mehr konnte sie nicht ertragen. Sie lehnte sich gegen die Wand, Tränen liefen ihr übers Gesicht.
    »Ich gebe Sam etwas Wasser und setze Kaffee auf«, sagte Silver ruhig. »Kommen Sie, sobald Sie sich beruhigt haben. Die Küche ist am Ende des Flurs, richtig?«
    Er wartete nicht auf eine Antwort.
    Sie ging ins Wohnzimmer und ließ sich aufs Sofa fallen.
    Vielleicht sollte sie Edna anrufen und sie fragen, ob sie Beistand brauchte. Nein, nicht jetzt. Womöglich hatte man Edna noch gar nicht benachrichtigt. Kerry legte den Kopf auf die Arme und ließ ihren Tränen freien Lauf. Charlie hatte Tränen verdient …
    Sie hörte, wie Silver in der Küche etwas zu Sam sagte. Dieser Fremde tat, als wäre er hier zu Hause, dennoch fühlte sie sich nicht bedroht. Vielleicht war sie noch zu benommen, um Angst zu empfinden.
    Oder vielleicht sorgte er geschickt dafür, dass sie keine Angst bekam. Allein der Gedanke war beängstigend.
    Darüber konnte sie jetzt nicht nachdenken. Im Moment war sie zu aufgewühlt, um sich mit irgendetwas auseinander zu setzen.
    Sie würde sich ein bisschen Zeit lassen, um ihre Fassung wiederzugewinnen, bevor sie zu ihm in die Küche ging. Nur ein bisschen die Augen schließen und all den Schmerz und Kummer vergessen …

    Sie schlief.
    Silver stand in der Tür und betrachtete sie, wie sie zusammengekauert auf dem Sofa lag. Er wusste, dass sie nicht lange schlafen würde. Sie war mit zu viel Grauen konfrontiert worden und musste sich von der Wucht des Erlebten erholen. Er hatte es oft genug erlebt.
    Mit ihrem zerzausten kastanienbraunen Haar und den glatten, weichen Zügen wirkte sie beinahe kindlich. Aber sie war kein Kind. Sie war zäh und halsstarrig und sie würde ihm noch die Hölle heiß machen.
    Also sollte er lieber kein Mitleid mit ihr haben. Er würde versuchen, ihr etwas als Gegenleistung zu geben, doch zweifellos würde er Kerry Murphy benutzen.
    Es stand zu viel für ihn auf dem Spiel, als dass er jetzt einfach gehen konnte.

    Erst eine Stunde später wachte Kerry auf. Anschließend dauerte es noch eine Viertelstunde, bis sie sich so weit gefasst hatte, dass sie aus dem sicheren Wohnzimmer in die Küche gehen und sich mit Silver befassen konnte. Falls das sein richtiger Name war. Woher sollte sie wissen, ob irgendetwas, was er ihr erzählte, der Wahrheit entsprach? Er war in einem Moment in ihr Leben hineingeplatzt, als sie sich besonders verletzlich gefühlt hatte, und für sie noch immer eine schattenhafte Gestalt.
    Sie blieb in der Tür stehen. Er saß am Küchentisch und telefonierte und wirkte alles andere als schattenhaft. Er hatte dunkles Haar und dunkle Augen, war etwa Mitte dreißig und kräftig gebaut. Ja, Kraft war das Schlüsselwort, das ihn am besten beschrieb. Er strahlte Durchsetzungsvermögen und Selbstbewusstsein aus. Der Eindruck war überwältigend. Es spielte keine Rolle, dass er ausgewaschene Jeans und ein altes Sweatshirt trug und seine Gesichtszüge alles andere als attraktiv waren, vor allem jetzt, da er stirnrunzelnd in den Telefonhörer lauschte. Als er aufblickte und sie sah, sagte er hastig: »Ich rufe dich zurück, Gillen.« Dann legte er auf und erhob sich. »Setzen Sie sich. Ich bringe Ihnen eine Tasse Kaffee.«
    »Ich hole mir selbst eine.« Sie trat an den Küchenschrank.
    »Schließlich ist das hier mein Haus.«
    Er zuckte die Achseln. »Wie Sie wollen.« Er setzte sich wieder an den Tisch. »Ich wollte Ihnen nur einen Gefallen tun.
    Schließlich habe ich versprochen, nett zu Ihnen zu sein.« Er schaute sie mit funkelnden Augen an. »Und das war bisher nicht gerade einfach.«
    Sie sah ihn fassungslos an. »Es interessiert mich nicht die Bohne, ob Sie nett zu mir sind oder nicht. Ich kenne Sie nicht und will Sie auch nicht kennen lernen. Ich habe heute einen guten Freund verloren. Ich möchte, dass Sie von hier verschwinden und mich in Frieden lassen.«
    »Das geht leider nicht.« Er trank einen Schluck Kaffee.
    »Ich brauche Sie, glauben Sie mir. Wenn ich wüsste, dass ich die gleiche Art Hilfe woanders bekommen könnte, wäre ich längst weg. Ich habe eine harte Woche hinter mir und Sie machen mir das Leben noch zusätzlich schwer. Setzen Sie sich, dann können wir reden.«

    »Ich will nicht reden.« Sie schenkte sich Kaffee ein und wartete, bis ihre Hand nicht mehr so stark zitterte und sie die Tasse hochheben konnte. »Ich war ziemlich daneben, aber wenn ich mich recht erinnere, waren
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