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Die Spur der Zugvoegel - Muensterlandkrimi

Die Spur der Zugvoegel - Muensterlandkrimi

Titel: Die Spur der Zugvoegel - Muensterlandkrimi
Autoren: Anne Kuhlmeyer
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wollen, können Sie weiterhin kommen. Einmal in der Woche dann. Es gibt Techniken, mit denen man recht Erfolg versprechend an den Intrusionen arbeiten kann.«
    Nachdem Julia ihr Glas leer getrunken hatte, gab sie Bayer die Hand. Auf dem Weg durch den Garten kam es ihr vor, als sei es wärmer geworden.
    Zu Hause angekommen, empfand Julia eine lang vermisste Gelassenheit, beinahe Heiterkeit, bis Conrad anrief.
    »Weißte, was jetzt ist?«
    Hoffentlich keine Katastrophen. Doch seine Stimme klang eher belustigt.
    »Von dem Berge ist im Krankenhaus.«
    »Interessant.« Der Mann verstand es wirklich, sie zu überraschen.
    »Doktor Von dem Berge.«
    »Nun, der Typ ist Arzt.«
    »Auf der Intensivstation, Julia.«
    »Aufregende Neuigkeiten.«
    »Er ist ganz schief.«
    »Und deswegen rufst du mich an?«
    »Julia. Der Herr Doktor liegt mit einem Schlaganfall auf der Intensivstation des örtlichen Krankenhauses.«
    »Ach.«
    Das Handy an Julias Ohr lachte.
    »Was findest du so komisch daran?«
    »Sven hat seine Konten angesehen.«
    »So schnell ging das?« Normalerweise dauerten solche Genehmigungen mindestens eine Woche.
    »Er hat nur mal einen Blick reingeworfen, von zu Hause aus, ist klar.«
    »Boah, Conrad.« Sven hatte es wieder getan, dabei hatte er deswegen schon beim letzten Mal richtig Stress mit Fels bekommen.
    »Spielt doch jetzt keine Rolle mehr. Willst du hören, was er rausgefunden hat?«
    Das wollte sie allerdings.
    »Von dem Berge hat sechzehn verschiedene Konten bei unterschiedlichen Banken. Alle am Limit der Dispokredite. Da kommt ‘ne Menge Holz zusammen.«
    »Okay, er hat Schulden. Na und?«
    »Er hat nicht nur einfach Schulden. Mit den Hypotheken kommt eine knappe Million zusammen.«
    »Wow.«
    »Das sag ich dir.«
    »Und was bedeutet das für uns?« Julia nahm das Handy ans andere Ohr.
    »Na, dass er Geld brauchte, natürlich. Wäre ja ganz in­teressant, wen er noch so alles angezapft hat außer Rasids Onkel.«
    »Ist nur nicht unsere Sache.« Julia überdachte den Verlauf dieses Falls. Von dem Berge wäre jedenfalls raus, niemand würde ihn mehr wegen einer standesrechtlichen Angelegenheit zur Verantwortung ziehen, wie es aussah. Konnte er froh sein.
    »Stimmt.«
    »Hast du ihn nach seiner finanziellen Situation gefragt?«
    Wieder kicherte das Telefon. »Das hätte nicht so viel gebracht. Er spricht nicht.«
    »Würde ich an seiner Stelle auch nicht tun.«
    »Nur könntest du, wenn du wolltest.«
    »Und er nicht?«
    »Er hatte einen Schlaganfall, Julia. Einen schweren. Der hat ihm die Sprache verschlagen.«
    »Dein Mitgefühl hält sich offenbar in Grenzen.«
    »Seins tat es auch.«
    Als Conrad aufgelegt hatte, meldete sich Julias schlechtes Gewissen. Sie hatte ihm sagen wollen, dass er bei dem Anwalt von Frau Chalid noch einmal nachhaken sollte. Sie hatte es nicht getan. Morgen. Im Kühlschrank fand sie Tomaten, Gurke, Zwiebeln, Pute und Cornichons und bereitete ein Abendessen daraus, scharf und würzig, dazu Weißwein mit Mineralwasser, weil er irgendwie zu der Leichtigkeit passte, die sich seit dem Besuch bei Bayer eingestellt hatte. Zum ersten Mal seit Monaten aß sie mit Appetit, fand noch eine Banane, aus der sich eine cremige Nachspeise herstellen ließ, und machte es sich auf der Couch bequem. In dieser Nacht schlief sie.

24
    Die Nacht lag beinahe hinter mir, wie der Weg und der Regen. Kurz hatte ich auf einer Elbbrücke gehalten und in den tosen­den Strom geblickt. Es war wärmer geworden. Die Dunkelheit klebte auf der Haut. Ich trank den Rest aus der Wodkaflasche und warf sie ins Wasser. Dann fuhr ich weiter bis zur A 1 nach Süden. Die Autobahnabfahrt lag im Nebel, der auf der Landstraße nach Nottuln dichter und dichter wurde. Kaum konnte ich die Leitpfosten erkennen. Es dauerte eine Weile, bis ich die Nebelschlussleuchte fand, Nebelscheinwerfer besaß der Wagen nicht. Ich hätte eben einen anderen nehmen sollen. Nur hatte es auf dem Parkplatz keine große Auswahl gegeben.
    Unendlich viel Zeit schien mir seitdem vergangen. Zeit, die sich im Weiß des Nebels dehnte. Das Ortseingangsschild von Darup, die Vermutung von Häusern neben der Straße. Ich tastete mich durch die Ungewissheit. Plötzlich huschte neben mir der Schemen eines anderen Wagens vorbei. Ich erschrak. Er hatte fast kein Geräusch gemacht.
    Ich schob eine CD, die ich in dem Golf gefunden hatte, in den Player, Stardust . Lächerlich. Ohne hinzuschauen klickte ich weiter und fand »While my lady sleeps«. Schönes Saxophon,
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