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Die Spur der Zugvoegel - Muensterlandkrimi

Die Spur der Zugvoegel - Muensterlandkrimi

Titel: Die Spur der Zugvoegel - Muensterlandkrimi
Autoren: Anne Kuhlmeyer
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Vereinsausweis, irgendein Dokument, auf dem steht, dass Sie Rose Marie Lux sind.«Julia bemerkte die Reisetasche neben dem Computerschreib­tisch, der drei Rechner und einiges an Zubehör zu tragen hatte.
    »Weshalb sollte ich so etwas besitzen?«
    »Wissen Sie, ich habe keine Lust mehr auf dieses Spiel. Beweisen Sie Ihre Identität oder wir überprüfen sie. Auf dem Präsidium.« Was war los mit der Frau? Was hatte Achenbach ihr erzählt?
    »Was wollen Sie von mir? Ich habe nichts getan. Ich wohne nicht einmal hier.« Ihre Augen blitzten dunkel in Richtung Achenbach.
    »Sondern?«
    »In Hamburg.«
    »Umgezogen?«
    »Ich wohne schon immer da, bis auf … Das geht Sie wirklich nichts an.«
    Achenbach hatte die ganze Zeit dabeigestanden, stumm und ohne sich zu rühren.
    »Sie sind nicht Rose Marie Lux«, sagte Julia.
    »Nein. Und ich weiß nicht, wieso ich es sein sollte.« Ihr Blick krallte sich in Achenbachs Gesicht.
    »Gehen wir, Herr Achenbach. Und Sie dürfen uns begleiten, Frau Wie-auch-immer-Sie-heißen«, sagte Conrad und stellte sich in die Tür, während Julia die Balkontür schloss und nach einem Streifenwagen telefonierte.

27
    Etwas fehlte. Vielleicht das Tropfen des Regens, vielleicht die Stimmen, die Geräusche des Tages. Sie hatten mich allein gelassen in diesem Raum mit dem grauen Licht. Stundenlang hatte man Fragen gestellt. Ich konnte nichts sagen, selbst wenn ich gewollt hätte. Die Worte waren fort. Nur die Gedanken nahmen eigene Wege, quälten sich durch mein Hirn, verhakten sich an Erinnerungsleisten, blitzten, funkten, tapezierten meinen Schädel mit Bildern und Filmen aus, um dann in Sackgassen zu enden …
    Der Weg zum Strand im Regen. Kurz hatte die Sonne geschienen und war überm Haff gesunken. Schieferfarbene Wolkenschiffe mit blutrotem Rand. Fast den ganzen Tag hatte Honey in der Küche von dieser albernen Fischerkate verbracht. Ich hatte sie lachen hören mit dem segelohrigen Koch. Am Abend setzte sie sich zu mir in den Sand. Es roch nach Tang und Feuchtigkeit.
    »Ich bleibe«, sagte sie in die schwächliche Brandung.
    Ich sagte nichts.
    »Ich muss, Ben.«
    Ich entschloss mich zu einem Warum.
    »Wegen des Fischs.«
    »Du verlässt mich wegen Fischen?«
    »Ich komme wieder.«
    Aber ich hörte, dass das nicht stimmte. Ich wollte nicht, dass sie blieb, hier am Ende des Flusses, in diesem Nichts aus Sand und Kiefern. Warum waren wir nur an diesen verfluch­ten Ort gefahren? Tagelang hatte sie sich in der Küche herum­gedrückt, Zwiebeln geschnitten und Fische filetiert, deren Namen ich mir nicht merken konnte. Oder sie hatte beim Schlachten zugesehen, hatte aus Herz oder Hirn Gerichte bereitet mit Kräutern, die ich nicht kannte. Das Gemetzel auf den Tellern kam dem in meinem Inneren sehr nahe. Nachts hatten wir gestritten, zischelnd zwischen den dünnen Wänden.
    Die Sonne war fast am Ende. Der Brandy auch. Ich bohrte die Flasche in den Sand und klickte einen Stein dagegen.
    »Ich lass dich nicht hier.«
    »Ich komme nach.« Sie sah mich an, ohne Honigbraun.
    »Nein.«
    »Wir können über alles reden, wenn ich zurück bin.«
    Ich lachte auf. »Aus welchem miesen Drehbuch hast du das denn?«
    »Komm Ben, lass gut sein.« Rose wollte aufstehen, ich hielt ihren Arm fest, unter dem Stoff der Jacke fühlte er sich schmal und warm an. Dünn war sie geworden, während sie gekocht und gekocht und gekocht hatte. Vorsichtig versuchte sie sich aus meinem Griff zu winden, es gelang ihr nicht.
    »Du kannst nicht einfach hierbleiben, Honey.«
    Sie versuchte sich aufzurichten. »Du brauchst mich nicht.«
    »Du willst mich nicht.«
    »Du bist nie für mich da.«
    »Du bist immer weg.«
    »Du hörst mir nicht zu.«
    »Du sagst ja nichts.«
    »Du trinkst zu viel.«
    »Du isst zu wenig.«
    »Du verspielst alles.«
    »Nein. Du.«
    Sie sprang auf und riss sich los, ich war rasch bei ihr, nah, ganz nah, und hielt sie fest.
    »Du tust mir weh.« Sie stemmte ihre Arme gegen meine Brust.
    »Du mir auch.«
    Wir stolperten. Ich küsste sie. Ein Schmerz und Salziges auf meiner Lippe. Verdammt, Rose. Sie bekam einen Arm frei und knallte ihren Handrücken in mein Gesicht. Ich erwischte ihre Hand und hielt sie auf ihrem Rücken fest. Sie schwankte im Sand, stürzte, rückwärts. Ich ließ sie nicht los, hörte ihren Atem, spürte ihren Körper unter mir.
    »Ich lass dich nicht hier.« Meine Stimme klang flach.
    Plötzlich ein Beben in ihrem Körper, Japsen, bis ich begriff, dass sie lachte.
    »Hör auf.«
    Ihr Mund im
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