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Die Springflut: Roman (German Edition)

Die Springflut: Roman (German Edition)

Titel: Die Springflut: Roman (German Edition)
Autoren: Cilla Börjlind , Rolf Börjlind
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Kind kümmerte, bat darum, es adoptieren zu dürfen, seine Frau und er hatten keine Kinder. Wir hielten das für eine gute Lösung.«
    »Und wer war dieser Ermittler?«
    »Arne Rönning.«
    Wahrscheinlich hatte Olivia bereits geahnt, worauf Stilton hinauswollte, aber sie musste es hören, denn es war unfassbar.
    »Ich … ich soll dieses Kind sein?«, sagte Olivia.
    »Ja.«
    »Das würde bedeuten, ich bin … die Tochter von Adelita Rivera und Nils Wendt?«
    »Ja.«
    Mårten hatte Olivia die ganze Zeit im Auge behalten, Mette versuchte, ihre Körpersprache zu deuten. Abbas hatte seinen Stuhl ein wenig zurückgeschoben.
    »… das ist nicht wahr.«
    Olivias Stimme klang immer noch beherrscht, sie hatte es noch nicht mit letzter Konsequenz begriffen.
    »Es tut mir leid«, sagte Stilton.
    »Leid?«
    »Tom meint, dass du es vielleicht besser auf eine andere Art, bei einer anderen Gelegenheit und unter anderen Umständen erfahren hättest.«
    Mårten versuchte, Olivia an ihrem Platz zu halten. Sie sah Stilton an.
    »Dann hast du das also die ganze Zeit gewusst?«
    »Ja.«
    »Dass ich das Kind im Bauch der ertränkten Frau war?«
    »Ja.«
    »Und hast kein Wort gesagt.«
    »Ich war ein paar Mal kurz davor, aber …«
    »Weiß meine Mutter davon?«
    »Die genauen Umstände kennt sie nicht, Arne wollte sie ihr nicht erzählen«, antwortete Stilton. »Ob er ihr vor seinem Tod mehr erzählt hat, weiß ich nicht.«
    Olivia schob ihren Stuhl zurück, stand auf, ließ den Blick über die Anwesenden gleiten und verharrte bei Mette.
    »Wie lange habt ihr das schon gewusst?«
    Sie sprach jetzt etwas lauter, und Mårten wusste, dass es bald so weit war.
    »Tom hat es uns vor ein paar Tagen erzählt«, sagte Mette. »Er wusste nicht, was er tun sollte, ob er es dir erzählen sollte oder nicht. Er brauchte Hilfe, es hat ihn sehr gequält …«
    »Es hat ihn gequält.«
    »Ja.«
    Olivia sah Stilton an und schüttelte den Kopf. Dann lief sie los. Abbas stand schon bereit und versuchte, sie aufzuhalten, aber Olivia riss sich los und verließ den Raum. Stilton wollte ihr hinterherrennen, wurde aber von Mårten aufgehalten.
    »Das übernehme ich.«
    Mårten lief ihr hinterher.
    Er holte sie ein paar Meter die Straße hinunter ein, wo sie mit den Händen vor dem Gesicht an einen Eisenzaun gelehnt zusammengesunken war. Mårten beugte sich zu ihr hinunter, woraufhin Olivia blitzschnell aufsprang und wieder loslief. Mårten folgte ihr und holte sie erneut ein. Diesmal packte er sie, drehte sie um und schloss sie fest in seine Arme. Nach einer Weile beruhigte sie sich ein wenig, und man hörte nur ihr verzweifeltes Schluchzen an seiner Brust. Behutsam strich Mårten ihr über den Rücken. Hätte sie seine Augen in diesem Moment gesehen, wäre ihr klar geworden, dass sie mit ihrer Verzweiflung nicht alleine war.
    Stilton hatte sich in einem der vielen Zimmer ans Fenster gestellt. Das Licht war aus, und die Gardine hatte er zur Seite gezogen, so dass er bis zu dem einsamen Paar auf der Straße sehen konnte.
    Mette gesellte sich zu ihm und schaute in dieselbe Richtung.
    »Haben wir wirklich das Richtige getan?«, überlegte sie laut.
    »Ich weiß es nicht …«
    Stilton schaute zu Boden. Er war hundert verschiedene Möglichkeiten durchgegangen, seit sie ihn zum ersten Mal angesprochen und ihm erzählt hatte, sie heiße Olivia Rönning und sei Arnes Tochter. Keine war ihm richtig erschienen. Mit der Zeit war ihm die Situation immer unange nehmer geworden, und gleichzeitig war es für ihn im mer schwieriger gewesen, sie in Angriff zu nehmen. Feige, dachte er jetzt. Ich war zu feige. Ich habe mich nicht getraut. Ich habe tausend Dinge vorgeschoben, um es ihr nicht sagen zu müssen.
    Am Ende hatte er sich an die einzigen Menschen gewandt, denen er vertraute. Damit es ihm erspart blieb, es ihr alleine zu sagen, damit er es ihr wenigstens in der Gegenwart von Menschen sagen konnte, die in der Lage waren, mit einer Situation umzugehen, die ihn selbst völlig überforderte.
    Zum Beispiel Mårten.
    »Jedenfalls ist es jetzt raus«, sagte Mette.
    »Ja.«
    »Das arme Mädchen. Aber sie wusste doch sicher, dass sie adoptiert war?«
    »Kann sein. Ich habe keine Ahnung.«
    Stilton blickte auf. Weiter kamen sie mit der Sache im Moment nicht. Er sah Mette an.
    »Das Telefonat eben, im Garten, ging es dabei um Jackie Berglunds Kunden?«, fragte er.
    »Ja.«
    »Wen hast du gefunden?«
    »Unter anderem einen Polizisten.«
    »Rune Forss?«
    Mette kehrte wortlos in die
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