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Die Springflut: Roman (German Edition)

Die Springflut: Roman (German Edition)

Titel: Die Springflut: Roman (German Edition)
Autoren: Cilla Börjlind , Rolf Börjlind
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Strand und so weiter … Sie haben sie ja selbst gesehen, es war furchtbar. Das klingt vielleicht … aber ich war einfach unheimlich verletzt … nicht nur betrogen. Es ging um die ganze Art, wie er es gemacht hatte, als wäre ich einfach nur Luft, als wäre ich niemand, der existierte, nur jemand, den man behandeln konnte wie … ich weiß auch nicht … Und dann kam dieser Tag …«
    »An dem die junge Frau plötzlich auf Nordkoster auftauchte?«
    »Ja. Schwanger. Von ihm. Sie kam mit ihrem dicken Bauch und hatte keine Ahnung, dass ich sie von den Fotos wiedererkannte, und mir war natürlich sofort klar, dass sie geschickt worden war.«
    »Von Nils?«
    »Ja? Warum sollte sie sonst dort auftauchen? Und dann habe ich gesehen, wie sie am Abend auf der Rückseite unseres Sommerhauses herumschlich, und ich hatte Wein getrunken und wurde … ich weiß nicht, ich geriet einfach außer mir vor Wut. Was machte sie da? An unserem Haus! Suchte sie etwas? Und dann …«
    Eva Carlsén verstummte.
    »Wo haben sich Sverker und Alf Stein zu diesem Zeitpunkt aufgehalten?«, fragte Mette.
    »Sie waren im Haus. Ich wollte eigentlich nicht, dass sie bei mir wohnen, aber man hatte sie aus ihrer Ferienhütte geworfen, deshalb sind sie bei mir eingezogen …«
    »Was ist dann passiert?«
    »Wir sind in den Garten gelaufen und haben die Frau ins Haus gezerrt, und sie hat um sich geschlagen und geschrien, und dann meinte Sverker, dass wir ihr ein bisschen Abkühlung verschaffen sollten, er hatte irgendetwas eingeschmissen.«
    »Und daraufhin haben Sie die Frau zu der Bucht gebracht?«
    »Ja. Wir wollten irgendwohin, wo sonst keiner war.«
    »Was ist dort passiert?«
    Eva drehte ihren Daumen mit der anderen Hand. Sie musste in ihr tiefstes Inneres vordringen, um das Geschehen in Worte fassen zu können.
    »Als wir ans Ufer kamen, gab es dort kein Wasser, es war Ebbe, es würde eine Springflut geben, der Meeresgrund lag ewig weit trocken. Und da ist mir die Idee gekommen …«
    »Mit der auflaufenden Flut?«
    »Ich hatte vorher schon versucht, aus ihr herauszuholen, was sie an dem Haus zu suchen hatte, was sie wollte, wo Nils war, aber sie hatte kein Wort gesagt, einfach geschwiegen.«
    Eva Carlsén konnte den Kopf nicht mehr hochhalten. Ihre Stimme war fast nur noch ein Flüstern.
    »Die Jungs holten einen Spaten und hoben ein Loch aus … und stellten sie hinein … und dann kam die Flut …«
    »Sie wussten, dass sie kommen würde?«
    »Ich hatte ein paar Jahre auf der Insel gelebt, jeder dort wusste, wann eine Springflut auflief. Ich wollte ihr Angst einjagen, sie zum Reden bringen …«
    »Und, hat sie geredet?«
    »Anfangs nicht. Aber dann … als das Wasser kam … am Ende …«
    Eva Carlsén verstummte. Mette musste den Faden aufgreifen.
    »Sie hat Ihnen erzählt, wo Nils Wendt sein Geld versteckt hatte?«
    »Ja … und wo er wohnte.«
    Stilton lehnte sich ein wenig vor.
    »Und dann haben Sie die Frau dort zurückgelassen?«
    Es waren seine ersten Worte seit Beginn des Verhörs. Eva Carlsén zuckte zusammen. Sie hatte einen schmerzhaften Dialog mit Mette geführt, der Mann neben der Kommissarin hatte für sie überhaupt nicht existiert.
    Jetzt war er plötzlich da.
    »Die beiden anderen sind nach Hause gelaufen, ich bin stehen geblieben. Ich wusste, dass wir zu weit gegangen waren, dass das Ganze Irrsinn war. Aber ich habe diese Frau im Wasser so wahnsinnig gehasst. Ich wollte sie quälen, weil sie mir Nils weggenommen hatte.«
    »Sie wollten sie töten.«
    Stilton saß weiter vorgebeugt.
    »Nein, sie quälen. Es klingt vielleicht seltsam, aber ich bin wirklich nicht auf die Idee gekommen, dass sie sterben würde. Ich weiß nicht, was ich gedacht habe, ich konnte keinen klaren Gedanken fassen. Ich bin gegangen.«
    »Aber Sie wussten, dass es eine Springflut war?«
    Eva Carlsén nickte schweigend und begann, leise zu weinen. Stilton sah sie an. Jetzt hatten sie das Motiv für den Mord an Adelita Rivera. Er suchte Eva Carlséns Blick.
    »Dann sollten wir jetzt vielleicht auch noch über Nils Wendt sprechen«, sagte er. »Wie ist er gestorben?«
    Mette zuckte zusammen. Sie war ganz darauf konzentriert gewesen, Eva Carlsén den Mord auf Nordkoster nachzuweisen. Der Mord an Nils Wendt hatte nicht auf ihrer Tagesordnung gestanden, weil sie überzeugt war, dass Bertil Magnuson dahintersteckte. Nun musste sie auf einmal erkennen, dass Stilton ihr einen Schritt voraus gewesen war.
    Wie früher.
    »Haben Sie noch die Kraft, auch darüber zu
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