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Die Sprache der Macht

Die Sprache der Macht

Titel: Die Sprache der Macht
Autoren: Matthias Noellke
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Frühschütz vorknöpfen, der ihm diesen Floh ins Ohr gesetzt hat.
    Allerdings muss ein „starker Wille“ nicht immer nur von Vorteil sein. Wer sich allzu sehr für eine bestimmte Sache einsetzt, erregt häufig Argwohn. Denn die erste Frage, die wir uns stellen, wenn wir es mit dem Willen eines anderen zu tun bekommen, lautet: Warum will er das? Welches Motiv steckt dahinter? Können wir uns keinen Reim darauf machen, ja, erscheint uns das Engagement unangemessen, so vermuten wir verborgene Absichten – und denen misstrauen wir natürlich. Daher kann es durchaus vorkommen, dass sich jemand gegen eine Sache entscheidet, weil seinem Gegenüber so außerordentlich viel daran zu liegen scheint. Wohlverstanden: Dies gilt für den Fall, dasswir unlautere Motive vermuten, die der andere nicht ohne Grund vor uns verbirgt.
    Ein wenig anders sieht die Sache aus, wenn sichtbar wird, dass dem Gegenüber eine Entscheidung persönlich sehr wichtig ist, etwa weil er bestimmte Vorlieben hat oder weil er besonders davon profitiert (und andere nicht). Dann können wir seinen „starken Willen“ zum Anlass nehmen, dem Betreffenden Unterstützung in einer anderen Angelegenheit abzuhandeln, in einer, die uns wichtig ist. Machttaktisch bedeutet das: Es ist nicht immer günstig zu zeigen, wie stark man eine bestimmte Entscheidung will. Im Gegenzug geht es darum herauszufinden,
wie stark der Wille der Gegenseite tatsächlich ist (womöglich ist er viel stärker, als sie erkennen lässt – oder viel schwächer: Sie möchte nur den Eindruck erwecken, als wolle sie etwas mit ganzer Kraft. Dies gilt vor allem bei gemeinsamen Zielen.) und
worin der Wille überhaupt besteht (was will der andere tatsächlich erreichen? Was sind seine Motive?).
    Im Übrigen ist der taktische Umgang mit dem Willen und der Willensstärke der anderen nicht zu beanstanden. Wir müssen uns einfach darauf einstellen, was die anderen wollen und in welchem Maße sie das tun. Sonst wird es schwer, unseren Willen durchzusetzen. Darüber hinaus bildet sich unser eigener Wille häufig ja auch erst in der Auseinandersetzung mit dem der anderen. Was Sie wollen, das lässt sehr oft auch den Willen Ihrer Mitmenschen nicht unberührt. Ändern Sie Ihren Willen, so formiert sich in aller Regel auch der Ihres Gegenübers neu. Es ist eine der wirksamsten Methoden, auf andere Einfluss zu nehmen: Man gibt seinem Willen, zumindest dem Anschein nach, eine neue Richtung.
    Sprache als Werkzeug der Macht
    Um unseren Willen durchzusetzen, bedienen wir uns der Sprache. Sie ist unser Instrument. Allerdings hat dieses Instrument so seine Eigenarten. Für unser Thema sind drei Aspekte von besonderer Bedeutung:
Sprache ist vieldeutig, lückenhaft und emotional. Genau davon können wir profitieren.
Sprache ist etwas Vorgeformtes. Sie folgt bestimmten Mustern, die wir verwenden oder auch gezielt durchbrechen können.
Sprache ist selbstbezüglich: Wir können Sprache nutzen, um über Sprache eine Aussage zu machen. Das kann helfen, uns gegenüber der Sprache der Macht zu behaupten.
    Die natürliche Unschärfe der Sprache
    Vor allem im Beruf müssen wir uns sachlich und präzise ausdrücken. Dabei sollen die Führungskräfte mit gutem Beispiel vorangehen und möglichst Klartext reden. Wer sprachlich „herumeiert“, sorgt für Missverständnisse, verunsichert und verärgert seine Mitarbeiter, Kollegen und Kunden. Führen bedeutet immer auch Führen durch das Wort.
    Und doch ist es mit dem Klartext so eine Sache. Denn unsere Sprache ist gewissermaßen von Natur aus mehrdeutig und unscharf. Gerade eine lebendige, kraftvolle Sprache, die etwas in uns zum Klingen bringt, ist eben nicht trennscharf abgezirkelt und wohldefiniert. Eher lässt sich schon der Umkehrschluss ziehen: Je stärker der Sprachgebrauch im Dienste von Logik und Eindeutigkeit reglementiert ist, umso blutleerer wird die Sache.
    Das zeigt sich an zwei Beispielen. Das gefürchtete Bürokraten- oder Juristendeutsch ist ja genau darum bemüht: jedes Missverständnis auszuschalten. Ihre Grundprinzipien sind Vollständigkeit und Eindeutigkeit. Weil die natürliche Sprache diesem Bemühen aber erheblichen Widerstand entgegensetzt, ist ein ganz eigentümlicher Wortgebrauch erforderlich. Im Ergebnis führt dies manchmal zu seltsam verschraubten Formulierungen, die niemand mehr versteht.
    Alles, was Sie über den „Wertsack“ wissen müssen
    „Der Wertsack ist ein Beutel, der aufgrund seiner besonderen Verwendung nicht Wertbeutel, sondern
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