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Die Sprache der Macht

Die Sprache der Macht

Titel: Die Sprache der Macht
Autoren: Matthias Noellke
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am Fotokopierer), vermag diese Methode Erstaunliches zu leisten. Sie führt sogar dann noch zum Erfolg, wenn Ihrem Gegenüber dämmert, dass Sie ihm gar keine schlüssige Begründung gegeben haben. Die Schwelle, die eigene (reflexartige) Entscheidung wieder rückgängig zu machen, ist recht hoch. Da Sie nun aber diesen Trick kennen, müssen Sie keine Scheu haben, dem anderen rückwirkend einen Stock zwischen die Speichen zu werfen.
    Doch bevor Sie sich zum notorischen Querulanten entwickeln, sollten Sie sich klarmachen, dass diese Sprachmuster einen wichtigen Zweck erfüllen. Sie machen unseren Umgang miteinander berechenbarer und einfacher. Sie ermöglichen überhaupt erst, dass Menschen reibungslos zusammenarbeiten und nicht erst darüber nachdenken müssen, ob sich das mit den eigenen Interessen verträgt. In vielen Fällen müssen sich diese Muster zwischen den Beteiligten auch erst einspielen („Was will die Chefin?“/ „Wie sag ich's meinem Mitarbeiter?“). Auch darum geht es bei der Sprache der Macht: gemeinsame Sprachmuster zu entwickeln, die funktionieren.
    Sprachmuster durchbrechen und Akzente setzen
    Allerdings hat die eben erwähnte Methode ihre Grenzen: Sie nutzen ja nur bewährte Routinen und Konventionen aus, eigene Akzente setzen Sie dadurch nicht. Sie bleiben unauffällig, was manchmal, allerdings nicht immer, seine Vorteile hat. Wollen Sie etwas Neues, Wichtiges und Ungewöhnliches durchsetzen, brauchen Sie Aufmerksamkeit, Stärke und eine angemessene sprachliche Form. Das, was Sie erreichen wollen, soll sich in den Köpfen der anderen festsetzen. Wenn Sie sprachlich nur den ausgetretenen Pfaden folgen, wird Ihnen das nicht gelingen. Sie müssen Ihre Botschaft in geeignete, aber vor allem auchunverbrauchte Worte fassen. Wie so etwas funktioniert, wird uns in späteren Kapiteln noch näher beschäftigen. Hier soll erst einmal festgehalten werden, dass es geschehen sollte und zwar in den Angelegenheiten, die Ihnen wichtig sind.
    Für das Durchbrechen der Sprachmuster sprechen vier Gründe:
Es ist ein Zeichen von Macht und Stärke, dass man es sich überhaupt herausnimmt, vom üblichen Sprachgebrauch abzuweichen.
Für die anderen hat es Signalwirkung, wenn man die vertrauten Muster durchbricht: Achtung, hier geht es um etwas Neues und Wichtiges.
Menschen mögen nicht nur das Vertraute. Sie lassen sich auch für Neues gewinnen. Frischen Wind erzeugt man nicht mit abgenutzten Floskeln.
Hat man eine treffende Formulierung gefunden, wird sie von anderen aufgegriffen und verbreitet. Die Idee arbeitet in den Köpfen der anderen weiter.
    Wohlverstanden: Zunächst einmal muss man „die Sprache der Leute“ sprechen, die man bewegen will und zum Ausdruck bringen, dass man – auch sprachlich – dazugehört. Außenseiter finden ebenso wenig Gehör wie jemand, der abgehoben über die Köpfe der Leute hinwegspricht, auch wenn er das noch so brillant tut. Das rechte Maß zu finden zwischen dem Vertrauten, der Konvention und dem Neuen, Überraschenden, das ist die Kunst.
    Weil die Wahl der Worte auch eine Machtfrage ist, stoßen Menschen, die eigene Vorstellungen durchsetzen wollen, anfangs häufig auf Widerstand. Konkurrenten versuchen ihre Formulierungen verächtlich zu machen oder bekämpfen sie regelrecht. Das muss kein Nachteil sein auf dem Weg zur Macht. Wer einen langen Atem hat, darf häufig feststellen, dass die gleichen Personen später ihre Worte oder ihren Stil aufgreifen. Dann haben sie es geschafft: Das Durchbrechen alter Sprachmuster ist selbst zu einem Sprachmuster geworden.
    Wesentlich schneller kann dieser Prozess ablaufen, wenn jemand schon an der Spitze steht oder dorthin gelangt. Neue Sprachmuster werden von ihm womöglich sogar erwartet und sofort aufgegriffen. Ist das nicht der Fall, ja, stößt er auf beharrlichen Widerstand, hat er ganz gewiss ein Machtproblem.
    Über Sprache sprechen
    Wir machen es uns häufig gar nicht so recht klar, aber es gehört zu den unvergleichlichen Vorzügen der Sprache, dass sie auf sich selbst bezogen werden kann: Man kann über Sprache sprechen. Das ist keine Banalität und auch keine „seltsame Schleife“, mit der sich nur Linguisten beschäftigen sollen. Vielmehr hat es einen enormen praktischen Nutzen, auch und gerade in Hinblick auf unser Thema. Denn eine der wirksamsten Methoden der Sprache der Macht zu begegnen, besteht darin, ihre Techniken und (manchmal nicht ganz sauberen) Tricks beim Namen zu nennen – allein dadurch können sie unschädlich
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