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Die Silberne Festung

Die Silberne Festung

Titel: Die Silberne Festung
Autoren: Dale Brown
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fragte ein Mann, der aus dem Nahen Osten zu stammen schien. Er hatte schon einige Zeit auf Mill’s Mount gewartet und stand jetzt unmittelbar an der Absperrung hinter der kleinen 5,5-cm-Haubitze. »Das ist ein merkwürdiger Zeitpunkt, finde ich. Warum wird das Signal nicht mittags gegeben?«
    Jetzt war der Mann mit der Sonnenbrille interessiert – jedoch nicht an der Antwort des Fremdenführers, denn als geborener Schotte konnte er sich denken, wie sie lauten würde.
    »Sie dürfen nicht vergessen, daß Sie in Schottland sind, Sir«, erwiderte der Fremdenführer lächelnd. »Jeden Tag nicht zwölf, sondern nur einen Schuß abgeben zu müssen, kommt dem schottischen Sinn für Sparsamkeit entgegen.«
    Der Ausländer lachte kurz und wandte sich dann ab.
    Als er über das Kopfsteinpflaster zum Portcullis Gate hinunterging, wäre er beinahe mit dem Mann mit der Sonnenbrille zusammengeprallt. »Entschuldigung.« Seine Stimme war noch kälter als der eisige schottische Wind.
    Der Mann mit der Sonnenbrille sprach Französisch. »Pardonnez moi, Monsieur le President.«
    »McDonough?«
    »Ja, Mr. President«, bestätigte der andere auf englisch.
    »Ich habe schon gedacht, Sie würden nicht kommen. Ich habe befürchtet, in Ihrer Regierung habe es wieder einmal einen Meinungsumschwung gegeben.«
    »Wir können dort drüben miteinander reden, Sir«, sagte McDonough, ohne auf die sarkastische Bemerkung des Ayatollahs zu reagieren. Er führte den Iraner an den zu Souvenirläden umgebauten Stallungen vorbei zur Residenz des Gouverneurs.
    »Wollen wir dort hinein?« fragte Alientar.
    »Die britische und die schottische Regierung sind so freundlich gewesen, uns einen sicheren Ort für unsere Gespräche anzubieten«, antwortete McDonough. Sie traten unter das Säulenvordach, wo ein Posten der Royal Scots Dragoon Guard in schwarzer Winteruniform Wache hielt. Hier gab es keine Schottenröcke, Dolche oder zeremonielle Schwerter. Der Posten war mit einer hochmodernen, gefährlich aussehenden Maschinenpistole Heckler & Koch MP5A3 bewaffnet. Er kontrollierte McDonoughs Ausweis, hakte den Namen auf einer Liste ab und ließ sie eintreten.
    Ein Mann in weißer Ordonnanzuniform mit einer Ausbeulung unter der Jacke, wo eine Browning steckte, wie sie Angehörige der Special Air Services trugen, führte die beiden Ausländer in ein kleines Büro. Er musterte sie nochmals mißtrauisch und ging dann, ohne ein Wort gesagt zu haben.
    »Kein sehr freundlicher Empfang…«
    »Wahrscheinlich findet er, daß ein Treffen von Ausländern diese heiligen Hallen entweiht«, antwortete McDonough und bot Alientar mit einer Handbewegung einen Ledersessel an. Unmittelbar danach kam der Gardist mit einem Tablett Tee und Teekuchen zurück.
    Alientar beobachtete, wie McDonough Hut, Mantel und Handschuhe ablegte. »In welcher Position sind Sie tätig, Mr. McDonough?«
    »Ich bin Assistent des Präsidenten der Vereinigten Staaten. Ich gehöre dem National Security Council an, aber ich unterstehe dem Präsidenten direkt.«
    »Sind Sie Offizier?«
    »Nicht mehr. Während meiner Zeit bei der Air Force, vor der Revolution, bin ich Luftwaffenattache in Teheran gewesen.«
    »Also ein Spion.«
    »Nein, ein Luftwaffenattache. Ich bin Verbindungsoffizier zwischen der iranischen und der amerikanischen Luftwaffe gewesen.«
    »Sie würden auf jeden Fall leugnen, spioniert zu haben«, stellte Alientar nüchtern fest. McDonough holte tief Luft und staunte darüber, wie ruhig seine Hände waren, als er den Tee einschenkte.
    »Ich bin sehr enttäuscht, daß der Präsident nicht einen seiner engsten Berater zu diesem Gespräch entsandt hat«, fuhr Alientar fort. »Ich hatte zumindest den Vizepräsidenten oder einen Minister erwartet.« Er sah sich flüchtig in dem Büro um, als überlege er, ob er überhaupt weiterreden solle. »Das beunruhigt mich – es beunruhigt mich sehr. Ich zweifle an der Aufrichtigkeit Ihrer Regierung, wenn sie nicht einmal einen Staatssekretär oder Botschafter entsenden kann…«
    McDonough dachte daran, wie Bud McFarland sich vor wenigen Jahren auf ganz ähnliche Weise bei untergeordneten Iranern beschwert hatte, als er nach Teheran gekommen war, um Geiseln mit Waffenlieferungen freizukaufen.
    Jetzt war ein Iraner an der Reihe… »Ich bitte um Entschuldigung, falls wir Sie gekränkt haben sollten«, antwortete er. »Aber der Präsident hat um dieses Gespräch zur Vorbereitung Ihres Staatsbesuchs in Washington gebeten, der so bald wie möglich stattfinden
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