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Die Seidenweberin: Roman (German Edition)

Die Seidenweberin: Roman (German Edition)

Titel: Die Seidenweberin: Roman (German Edition)
Autoren: Ursula Niehaus
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Auffallendste an Fygens Erscheinung jedoch waren ihre ein wenig schräg stehenden, funkelnden, bernsteinfarbenen Augen, die jede Minute ihre Farbe zu ändern schienen, von warmem Honig bis zu funkensprühendem Phosphor.
    Endlich traute Fygen sich, den Kopf zu heben, und sah direkt in die schmalen, wässrigen Augen ihres Oheims, die zwischen den wulstigen Wangen zu versinken drohten. Unsicher sah sie zu, wie er seine massige Gestalt um das Pult herum auf sie zu bewegte. Auf seinen feucht glänzenden roten Lippen lag ein freundliches Lächeln.
    »Immer noch ein wenig knochig, aber doch schon die Rundungen an den rechten Stellen«, sagte er gedehnt. Sein Blick saugte sich an dem rechteckigen, mit schmaler Litze besetzten Ausschnitt ihres Mieders fest, das gerade die Ansätze einer jugendlichen Brust erahnen ließ. Fygen spürte seine klebrigen Blicke wie Egel auf der Haut.
    Mathys streckte seinen kurzen Arm aus und pflückte ihr eine Schleife aus dem Haar. Als sich die Locken befreit um ihr Kinn ringelten, trat ein Glitzern in seine blassen Augen, und seine Stimme war ein wenig atemlos, als er sagte: »Du ähnelst deiner Mutter, weißt du das?« Er legte einen dicken Finger unter ihr Kinn und schob sein Gesicht direkt vor ihres. Fygen konnte seinen unangenehm fauligen Atem riechen und versuchte, den Kopf abzuwenden.
    »Sie war eine richtige Schönheit«, fuhr ihr Onkel fort und ließ seinen Finger langsam von ihrem Kinn den schlanken Hals hinabwandern.
    Fygen versuchte, einen Schritt zurückzuweichen, doch das Schreibpult in ihrem Rücken hinderte sie daran. Mathys legte seinen freien Arm um ihre mageren Schultern und murmelte dicht an ihrem Ohr: »So wie du einmal eine Schönheit sein wirst.« Sein Finger hatte den Ansatz ihrer Brust erreicht, und Fygen spürte ein flaues Gefühl im Magen. Starr sah sie zu, wie sich seine Hand mit den tiefen Grübchen im Fett unangenehm fest um ihre Brust schloss, und stöhnte mehr vor Überraschung denn vor Schmerz auf. Mathys schoss das Blut ins Gesicht. Grob presste er Fygens schmalen Körper mit seinem Leib gegen das Pult und vergrub seinen Mund in ihren Haaren. Das üble Gefühl in Fygens Magen verdichtete sich zu einem festen, kleinen Knoten, als er mit der Rechten ihre Gesäßbacken packte und erregt seinen Unterleib an ihr rieb.
    Fygen versuchte sich loszumachen und stemmte beide Hände gegen seine Brust. »Lass mich los. Onkel, lass mich los«, flüsterte sie, denn sein schwerer Körper hielt sie an das Pult gepresst und nahm ihr den Atem. Deutlich sah sie, wie kleine, feine Schweißperlchen auf seine Stirn traten, und hörte ihn mit rauher Stimme in ihren Haaren murmeln: »Du bist wie meine Schwester. Meine schöne, brünstige kleine Schwester.« Mit einem Ruck riss er die Schnürung an ihrem Mieder auf und beugte seinen Kopf über Fygens Brust. Bartstoppeln zerkratzten ihre Haut, der Knoten in ihrem Magen löste sich langsam zu Brei auf und stieg als Übelkeit in ihr hoch. Wieder versuchte Fygen, Mathys von sich zu schieben, doch seine Arme hielten sie fester, als es von einem so unförmigen Mann zu erwarten wäre. Behende schob er sie zu der schweren Truhe und fegte achtlos mit einer Handbewegung Teller und Krug beiseite. Der Krug zerbarst mit unangenehmem Scheppern auf dem Boden, und als Mathys Fygens weiten Rock anhob, färbte sich das Kraut langsam rot.
    Mathys hielt sie mit einer Hand gepackt, leckte sich atemlos die Lippen, während die andere Hand am Latz seiner Hose nestelte. Das schmale Beinkleid ließ seinen fetten Körper grotesk ausschauen, und die Übelkeit stieg weiter in Fygen auf, höher und höher stieg sie, und nur noch am Rande ihres Bewusstseins hörte sie sein Keuchen: »Komm, stell dich nicht so an, du kleines Luder. Deiner Mutter kam es doch auch nicht so genau drauf an. Du bist doch auch eine kleine Hure. Meine kleine Hure.«
    Mit einem abscheulichen Würgen brach es aus ihr heraus. Der ganze Ekel, der in Fygen aufgestiegen war, erbrach sich übelriechend über Mathys’ grünes, pelzverbrämtes Wams.
    Angewidert stieß er sie von sich, holte aus und schlug ihr mit aller Kraft ins Gesicht. »Du gottverdammte Hure!«, schrie er.
    Der Schlag schleuderte Fygen durch den Raum, im gleichen Moment, als sich die Tür öffnete und Lijses dralle Figur im Türrahmen erschien. Der erfahrene Blick aus den runden braunen Augen der Wirtschafterin erfasste die Situation sofort. Er glitt über Fygens aufgelöstes Haar, ihr zerrissenes Mieder und die verdorbene
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