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Die Sehnsucht der Smaragdlilie

Die Sehnsucht der Smaragdlilie

Titel: Die Sehnsucht der Smaragdlilie
Autoren: Amanda Mccabe
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sein, sollte dieser Vertrag zu einem Abschluss kommen.“
    Marguerite nickte. Eine Allianz mit England würde für Frankreich sicher den Beginn besserer Tage bedeuten. Doch sie hatte schon zuvor mit den Spaniern zu tun gehabt. Auch wenn sie fromm und streng zu sein schienen, so verteidigten sie ihre Interessen genauso heftig wie die Franzosen, vielleicht sogar noch heftiger. Man sagte, in ihrer religiösen Inbrunst würden sie oft über das Ziel hinausschießen. Anscheinend ließ sie das mürrisch werden, machte sie schlecht gelaunt und gefährlich wie Schlangen.
    „Die Spanier – und Königin Katharina – werden ihren Vorteil nicht so leicht aufgeben“, meinte Marguerite. „Ich habe gehört, Katharina würde erneut einen spanischen Gatten für ihre Tochter Mary suchen.“
    „Deswegen schicke ich Euch ja dorthin“, antwortete François. „Ich habe Gabriel de Grammont, den Bischof von Tarbes, bestimmt, die Delegation anzuführen, und ich bin sicher, er wird seine Sache sehr gut machen. So, wie es auch seine Männer tun werden. Doch Frauen können Dinge erkennen, die ein Mann nicht sieht, besonders so aufmerksame wie meine Lilie. Sie können an Orte gehen, an die ein Mann nicht gehen kann. Behaltet die Königin im Auge und besonders den spanischen Gesandten, Don Diego de Mendoza. Sehr gut möglich, dass die beiden ihre eigenen Pläne haben, von denen Henry nichts ahnt.“
    „Und wenn dem so ist?“
    François runzelte die Stirn und blickte über den vereisten Garten. „Dann wisst Ihr, was zu tun ist.“ Er zog eine schmale Rolle aus dem Überrock und händigte sie ihr aus. „Hier sind Eure Instruktionen. Ihr brecht in zwei Wochen auf. Heute Abend werde ich Euch Schneider schicken – Ihr müsst alles ordern, was Ihr für einen mehrwöchigen Aufenthalt braucht.“
    Damit wandte er sich um, verließ sie und gesellte sich wieder zu seinen wartenden Begleitern. Alle verschwanden im Schloss und ließen Marguerite allein draußen zurück. Es gab keine Vögel, keine geschäftigen Gärtner und kein kühles Plätschern der Springbrunnen. Als Marguerite jetzt die Rolle öffnete, war da nur das einsame Pfeifen des Windes.
    Die Nachricht bestand aus wenigen Worten. Ein Verwandter des Königs, der Comte de Calonne, würde mit seiner Gattin Claudine der Delegation angehören. Marguerite sollte als angebliche Gesellschafterin von Claudine auftreten, sollte sie begleiten, wenn sie Königin Katharina vorgestellt wurde und bei Banketten und Turnieren an ihrer Seite sein.
    Aber Marguerite war klar, wie ihre eigentliche Aufgabe lautete. Es wurde von ihr erwartet, dass sie bei solchen Banketten mit den betrunkenen Höflingen flirtete und ihnen Geheimnisse entlockte, ehe die überhaupt merkten, was sie da ausplauderten. Sie sollte die Königin und den spanischen Gesandten im Blick behalten. Sie sollte König Henry nicht aus den Augen lassen und dafür sorgen, dass der immer sehr launische Monarch in seinen Entschlüssen nicht ins Wanken geriet. Sie sollte Anne Boleyn ausspionieren und herausfinden, ob sie tatsächlich Einfluss auf Henry besaß und ob sie für die französische Sache gewonnen werden konnte.
    Und wenn irgendjemand den Interessen Frankreichs im Weg stand, sollte sie ihn beseitigen. Schnell und diskret.
    Es war sicher der wichtigste Auftrag, den sie je erhalten hatte, eine Prüfung all ihres Könnens. Jetzt würde sie zeigen müssen, was sie gelernt hatte. Wenn sie ihre Sache gut machte, wenn der Vertrag und die Verlobung zwischen Prinzessin Mary und dem Duc d’Orléans zustande kämen, wäre ihr eine hübsche Belohnung gewiss. Vielleicht würde man sie sogar auf Reisen gehen lassen, damit sie den einzigen Mann suchen konnte, der sie je besiegt hatte. Dann würde sie endlich Rache nehmen können.
    Der Russe. Nikolai Ostrowski.
    Das leise Knirschen von Schritten auf dem Weg hinter ihr schreckte sie auf, und sie fuhr herum. Unwillkürlich hob sie die Arme vor ihr Gesicht, um sich notfalls verteidigen zu können.
    Es war Pierre LeBeque, ein junger Priester im Dienste von Bischof Grammont. Er kniff die Augen zusammen, als sie sich zu ihm umdrehte und wich einen Schritt zurück, um sie mit wachsamem Blick zu mustern.
    Marguerite ließ die Hände sinken, blieb aber bereit zur Flucht, sollte es nötig sein. Sie sah Pater Pierre nicht oft, denn normalerweise war er im Auftrag des Bischofs am Hof beschäftigt. Doch sie mochte das Gefühl nicht, das er in ihr hervorrief, wenn sie einander trafen, dieses Kribbeln im Nacken,
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