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Die Segel von Tau-Ceti

Die Segel von Tau-Ceti

Titel: Die Segel von Tau-Ceti
Autoren: Michael McCollum
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wird.«
    »Die Sternenschiffe werden die Sonne von jenseits der Plutobahn beschießen. Bis auch nur ein einziges Lichtsegel in Schussweite der Marine kommt, wird es zu spät sein.«
    »Es ist bereits zu spät«, sagte Faslorn neben ihr. »Falls Marinesoldaten die Far Horizons geentert haben, werden die Flottenkommandanten die sofortige Umgruppierung anordnen.«
    »Haben sie das Schiff geentert, Herr Erster Minister?«
    Er wich ihrem Blick aus. »Die Marine hat vor zwei Stunden die Kontrolle über die Far Horizons übernommen.«
    Ein leises Wimmern ertönte am Ende des Tischs, wo die Phelaner saßen. Es war Maratel. »Es ist alles verloren! Das Kapern oder die Zerstörung des Scoutschiffs wird die Flotte davon überzeugen, dass man den Menschen nicht vertrauen kann.«
    Tory riss den Kopf so schnell herum, dass sie den Zug in den Wirbeln spürte. »Dann sagen Sie es ihnen nicht!«
    Zum ersten Mal seit langer Zeit hatte Tory den Eindruck, dass sie Faslorn wirklich überrascht hatte. Sein erstauntes Blinzeln war fast menschlich. »Was?«
    »Wenn die Nachricht von der Kaperung eine solche Reaktion bei ihnen auslöst, dann erzählen Sie es ihnen einfach nicht«, wiederholte sie mit bemüht rationaler Stimme. »Die Kommunikationsanlage Ihres Schiffes ist defekt. Also können sie noch keine Warnung erhalten haben. Außerdem ist die Operation noch nicht in unseren Medien bekannt gegeben worden. Wie sollen sie es dann herausfinden?«
    »Es wird einen solchen Bericht geben.«
    »Nicht wenn der Erste Rat schnell handelt und es mit dem Siegel der Geheimhaltung versieht. Wir sind durchaus imstande, ein Geheimnis zu bewahren, wenn es sein muss.«
    »Sie verlangen von mir, meinen Kommandanten zu belügen.«
    »Sie haben auch von mir verlangt, meine Leute für drei lange Jahre zu belügen. Jetzt müssen Sie eben einmal in den sauren Apfel beißen. Wo das Schicksal unserer beiden Spezies auf dem Spiel steht, meinen Sie nicht auch, dass eine kleine Notlüge in Ordnung geht?«
    Tory spürte die Verzweiflung in sich aufwallen, als Faslorn nicht antwortete. Doch verwandelte dieses Gefühl sich dann in einen sprudelnden Quell der Hoffnung, als der Anführer der Phelaner sich an die anderen wandte und in einem außerirdischen Stakkato auf sie einredete. Das ging ein paar Minuten so weiter, wobei alle vier Phelaner sich daran beteiligten. Als es zu Ende war, wandte Faslorn sich an seine menschlichen Zuhörer.
    »Herr Erster Rat. Glauben Sie, dass Sie den Angriff vor Ihren Medien geheim halten können?«
    »Ich kann's versuchen.«
    »Glauben Sie, dass es noch etwas zu verhandeln gibt?«
    »Ich schätze es überhaupt nicht, mich unter Druck setzen zu lassen, Faslorn, aber in Anbetracht dessen, was auf dem Spiel steht, bin ich dazu bereit, wenn Sie es auch sind.«
    »Dann versuchen wir es. Langfristig wird es wahrscheinlich nichts fruchten, aber wir beide sind unseren Spezies den Versuch schuldig. Lassen Sie uns die Verhandlungen bitte fortführen.«
    »Wann und wo?«, fragte Tory.
    Diesmal war es an den Menschen, die Köpfe zusammenzustecken. Als sie die engagierte Beratung beendet hatten, ergriff der Erste Rat wieder das Wort. »Da noch Vorbereitungen für die Stabilisierung der Situation zu treffen sind, schlage ich vor, dass wir uns für vierundzwanzig Stunden vertagen.«
    »Und die Marinesoldaten an Bord meines Schiffes?«, fragte Faslorn.
    »Ich werde ihnen nicht befehlen, sich zurückzuziehen, aber ich werde ihnen befehlen, Ihre Leute korrekt zu behandeln. Solange kein Versuch unternommen wird, Ihr Lichtsegel als Waffe zu verwenden, werden von unserer Seite aus keine feindseligen Handlungen erfolgen. Ich werde auch einen sicheren Kommunikationskanal zu Ihrem Schiff bereitstellen, damit Sie Ihre eigenen Anweisungen geben können.«
    Faslorn wandte sich an Tory. »Stellen die Maßnahmen Sie zufrieden, Victoria?«
    Sie stieß einen tiefen Seufzer der Erleichterung aus. »Sie sind zwar nicht perfekt, aber um Längen besser als die Sonne in die Luft zu blasen.«
    Niemand sagte etwas dazu, aber der Körpersprache und dem Gesichtsausdruck der Anwesenden nach zu urteilen war es offensichtlich, dass Phelaner und Menschen sich zum ersten Mal einig waren.

29
    Tory Bronson stand am Rand des Dachgartens und schaute über die Lichter der Stadt auf die Vorboten der Morgendämmerung. Das blasse graue Licht am Horizont bildete genau ihre Stimmung ab. Die Anspannung der letzten zwei Jahre, gefolgt vom akuten Stress der letzten zwei Wochen, hatte sie
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