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Die Segel von Tau-Ceti

Die Segel von Tau-Ceti

Titel: Die Segel von Tau-Ceti
Autoren: Michael McCollum
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ausgelaugt und ausgebrannt. Es war, als ob gar nichts mehr von Bedeutung war. Zum Teufel mit dem Schicksal von Sternen, Planeten und ganzen Arten! Alles, was sie jetzt noch wollte, war, in Ruhe gelassen zu werden, sich der sinnlichen Liebkosung des Windes hinzugeben und die Marathon-Verhandlungssitzung im Wohnbereich hinter sich zu vergessen.
    Faslorn, Boerk Hoffenzoller und ihre jeweiligen Stäbe waren seit ihrer Rückkehr zur Botschaft Dauergäste gewesen. Die Verhandlungen waren nonstop sechs Tage lang fortgeführt und nur durch Essenspausen und widerwillig eingeräumte Ruhezeiten für ein paar Stunden unterbrochen worden. Die Fortschritte waren zäh gewesen. Nach ein paar Fehlstarts schienen beide Seiten dann aber doch Fortschritte zu erzielen. Was unerreichbar schien, als sie in ihrer Gefängniszelle umhergestiefelt war, war jetzt nur noch unwahrscheinlich. Rein verstandesmäßig begrüßte Tory den Fortschritt, war emotional aber zu erschöpft, um Begeisterung zu verspüren.
    Außerdem waren sie längst noch nicht aus dem Schneider. Es war nämlich fraglich, ob das Geheimnis der Marinesoldaten an Bord der Far Horizons auf Dauer bewahrt würde. Bisher war zwar noch kein Bericht in der Presse veröffentlicht worden, aber die Situation war dennoch kritisch.
    Falls die Unterhändler sich überhaupt auf einen Vertragsentwurf zwischen Menschen und Phelanern einigten, würde Faslorn ihn mit menschlicher Technik an die Dritte Flotte übermitteln. Unter Berücksichtigung der Verzögerung durch die Lichtgeschwindigkeit und der Zeit, die die Flottenkommandanten brauchten, um eine Entscheidung zu treffen, würde ein Jahr vergehen, bevor die Erde eine Antwort erhielt. Ein Jahr war eine lange Zeit, um zu erfahren, ob die Menschheit leben oder sterben würde.
    Gemäß dem Tenor des Vertrags sollte die Menschheit alle Gebiete an die Phelaner abtreten, die man ursprünglich als Standorte in Betracht gezogen hatte. Phelanische Kolonien sollten in Australien, in der Antarktis und der Sahara gegründet, aber auf eine Gesamtpopulation von hundert Millionen Individuen beschränkt werden. Der Mars würde die Hälfte dieser Zahl aufnehmen, während die anderen Weltraumkolonien je nach ihren Möglichkeiten ihre Türen für Flüchtlinge öffnen würden.
    Was die fast drei Milliarden Phelaner betraf, die nach Sol unterwegs waren, sollten neunzig Prozent an Bord ihrer Schiffe bleiben und zwischen Venus und Erde umlaufen. Nachdem sie bereits zweieinhalb Jahrhunderte im Weltraum überlebt hatten, käme es auf ein paar Jahrzehnte auch nicht mehr an, in denen sie große Weltraumkolonien als Lebensgrundlage errichteten. Wenn sie einmal in einer Umlaufbahn um die Sonne standen, wären die Befürchtungen, dass ihre Schiffe allmählich auseinanderfallen würden, gegenstandslos. Mit den Ressourcen eines ganzen Sternensystems, die ihnen dann zur Verfügung standen, konnten sie alle ihre Schiffe überholen und notfalls noch ein Jahrhundert oder zwei darin leben. Weil auch schon so viele Menschen im Weltraum lebten, war ein völliger Rückzug auf Planeten für beide Spezies sowieso unwahrscheinlich.
    Man würde den Phelanern Darlehen mit langer Laufzeit und niedriger Verzinsung als »Anschubfinanzierung« für den Aufbau ihrer Kolonien gewähren. Wenn die Kolonien dann ihre Sollstärke erreicht hatten, sollten sie wirtschaftlich unabhängig werden. Die Phelaner würden ihre Technologie an den Höchstbieter verkaufen und zugleich angemessene Marktpreise für die Ressourcen bezahlen, die sie verbrauchten.
    Um die Assimilation zu beschleunigen, würde man die Menschen ermutigen, zu allen außerirdischen Kolonien zu emigrieren. Dort würden sie sich mit der Lebensweise der Phelaner vertraut machen, und man hoffte, dass ein gedeihliches Miteinander der beiden Spezies möglich wäre.
    Im Gegenzug für die Abtretung der Kolonien sollten die phelanischen Schiffe sofort nach der Ankunft abrüsten. Sobald jedes Schiff seine dauerhafte Bahn erreichte, würde es das Lichtsegel abwerfen. Vom menschlichen Standpunkt würde der Verlust der Lichtsegel sich gleich in zweierlei Hinsicht günstig auswirken: Es würde die phelanischen Schiffe ihrer schrecklichsten Waffe berauben und ihre Passagiere zugleich in den Assimilationsprozess zwingen. Ohne die Möglichkeit, auf der Schockwelle einer Nova zu den Sternen zu reiten, war es unwahrscheinlich, dass die Phelaner eine Explosion der Sonne auslösten. Indem sie sich aber ihre entsprechenden Fähigkeiten bewahrten,
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