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Die Seelenzauberin - 2

Die Seelenzauberin - 2

Titel: Die Seelenzauberin - 2
Autoren: Celia Friedman
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flüsternd hervor. »Nimm es! Nimm mich! Mein Blut, mein Leben … was immer du verlangst! Nur gib den Lyr , was sie brauchen. Zeig ihnen, wie diese Kreaturen zu bekämpfen sind!«
    Zitternd schloss sie die Augen. Und wartete darauf, dass die böse Magie des Throns ihre Seele verschlänge.
    Nichts geschah.
    Die Verzweiflung brach wie ein einstürzendes Gebäude auf sie nieder. Nicht einmal ihre schlimmsten Befürchtungen hatten sie darauf vorbereitet, dass ihre Suche so enden könnte. Da saß sie nun auf dem legendären Thron, war bereit, jedes geforderte Opfer zu bringen, um seine Macht zu wecken, und hatte keine Ahnung, wie sie es anstellen sollte.
    Und wenn nun der Heilige Zorn dafür verantwortlich wäre? , dachte sie plötzlich. Wenn von derselben unheilvollen Macht, die alle Zauberkräfte in dieser Region verdorben hatte, auch dieses kostbare Stück beeinflusst worden war? Dann wären alle ihre Bemühungen vergebens gewesen, und es gäbe wirklich keine Hoffnung mehr.
    Das will ich nicht glauben. Es muss einen Weg geben …
    Von unten wurde gegen die Falltür gehämmert. Sie erschrak. Noch hielt der Riegel stand, aber wie lange?
    Götter des Heiligen Zorns , betete sie, seid eurer Dienerin gnädig. Sagt mir, was ich tun soll.
    Doch sie bekam keine Antwort.
    Die Falltür erzitterte unter schweren Schlägen, jemand versuchte sie aufzubrechen; der Eisenriegel lockerte sich unter den Erschütterungen. Wie eine feurige Welle schoss die Angst durch Gwynofars Adern. Wie viele Menschenleben hatte es gekostet, sie bis hierher zu bringen? Wie viele weitere Opfer würde der kommende Krieg fordern, wenn die Lyr nicht auf die Kräfte zugreifen konnten, die ihnen die Götter geschenkt hatten? Sie durfte sie nicht alle im Stich lassen.
    Götter des Heiligen Zorns , betete sie noch verzweifelter, verlangt für dieses Wissen, was immer ihr wollt, ich werde den Preis mit Freuden entrichten. Mein Leben, meine Seele, alles, was mein ist … ich überlasse es euch. Ein freiwilliges Opfer für mein Volk. Nehmt von mir, was immer gefordert wird, damit die Lyr den Namen ihrer Gabe erfahren mögen …
    Ein kalter Wind wehte durch den Raum. Sie zog scharf die Luft ein, schloss die Augen und versuchte, die Stimmen von unten aus ihrem Bewusstsein zu verdrängen. Die Armlehnen unter ihren Händen wurden warm, die Wärme des Throns drang in ihre Lungen, als sie einen langen, zitternden Atemzug nahm …
    Und mit einem Mal kam ihr die Erleuchtung.
    Das Kind.
    Sie erstarrte und legte unwillkürlich eine Hand auf ihren Leib, wie um das Leben darin zu schützen.
    Nein!
    Es war Dantons Kind, das der Weissagung entgegenstand. Nicht, weil es durch Zauberei befleckt gewesen wäre – Ramirus hatte ihr versichert, das sei nicht der Fall –, sondern weil es war, was es war: der Sohn seines Vaters. Es war zur Hälfte Lyr , aber zur anderen Hälfte eben nicht; und dieses fremde Erbgut war nun unzertrennlich mit ihr verbunden. Gwynofar konnte ihr eigenes Leben nicht opfern, ohne auch das Leben ihres Sohnes darzubringen. Und er erfüllte die Bedingungen der Weissagung nicht.
    »Nein«, flüsterte sie. Sie sah die Kinder, die sie verloren hatte, wieder in ihrem Blut zu ihren Füßen liegen. An jenem Tag war ein Teil ihrer Seele gestorben. »Verlangt das nicht von mir …«
    Aber es war zu spät.
    Ein weiterer Stoß erschütterte die Falltür, der Riegel wurde ein Stück weit aus der Verankerung gerissen. »Wer ist da oben?«, ließ sich eine Stimme vernehmen. »Öffnet diese Tür!«
    Und mit einem Schlag verklangen alle Stimmen und alle Geräusche der Welt draußen, eine schreckliche Stille hielt Einzug in ihre Seele …
    … und eine Erinnerung.
    Seine Kraft wird nie gemessen werden , hatte ihr Ramirus gesagt, aber er wird die Kräfte der anderen auf die Probe stellen. Er wird dem Tod dienen, ohne ihn selbst zu sehen, er wird das Schicksal der Welt verändern, ohne sich dessen bewusst zu sein, und er wird Opfer fordern, ohne es zu erkennen.
    Kostas hatte begriffen, welche Macht einer solchen Schwangerschaft innewohnte. Deshalb hatte er Danton dazu aufgehetzt, ihr Gewalt anzutun, und mithilfe von Zauberei sichergestellt, dass es dabei auch zu einer Empfängnis kam. Solange der Sohn des Großkönigs in ihrem Schoß ruhte, konnte sie die Kräfte einer Lyra nicht voll entfalten. Der Schändliche konnte nicht gewusst haben, wie wichtig Gwynofars einzigartige Abstammung noch werden sollte, aber jeder Lyr , den man vor der Rückkehr der Seelenfresser
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