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Die Seelenjägerin

Die Seelenjägerin

Titel: Die Seelenjägerin
Autoren: Celia Friedman
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war, genau das zu tun.
    Kamala fühlte sich durch den Luftzug auf den Flügeln und – eine Überraschung! – auch durch die Nähe der Gefahr gestärkt. Hatte es Aethanus selbst in seinen wildesten Träumen jemals für möglich gehalten, dass sie einmal in die Lage kommen könnte, gegen eines der furchterregendsten Wesen aller Zeiten zu kämpfen? Was hätte sie ihm nicht alles zu erzählen, wenn sie diesen Kampf überlebte?
    Der Seelenfresser war auf dem Weg zum Palast, so viel stand fest, und da sie auf keinen Fall zwischen ihn und sein Ziel geraten wollte, wich sie seitlich ab, um freie Bahn zu haben. Das Ungeheuer schien sie nicht einmal zu bemerken. Seine schwarzen Augen waren nur auf den Wohnturm gerichtet, es verströmte Wellen von Wut und Hass, die Kamala trafen wie die Hitze des Wüstensandes. An seinen Absichten konnte kein Zweifel bestehen.
    Es war durch irgendetwas in Raserei versetzt worden. Aber was war der Auslöser?
    Die Augen der Bestie glitzerten im Sonnenlicht wie schwarze Edelsteine, doch wenn Kamala nur für einen Moment hineinsah, wurde sie von einer Welle der Schwäche überrollt und musste den Blick abwenden. Sie konnte das Wesen nicht länger als ein oder zwei Sekunden betrachten, ohne dass der Anblick ihr Gehirn betäubte. Als sie einmal versuchte, diese Grenze auszuloten, fielen ihre Schwingen aus dem natürlichen Rhythmus, und sie stürzte weit in die Tiefe, bevor sie sich abfangen konnte.
    Das war schlecht. Sehr schlecht sogar.
    Sie hatte nur eine begrenzte Energiemenge zur Verfügung. Wenn sie ihrem Konjunkten zu viel Lebenskraft entzog, würde er vorzeitig sterben, und das wäre das Schlimmste, was ihr mitten in einem Kampf widerfahren konnte. Diesmal war keine natürliche Kraftquelle wie der Blitz in den Bergen in der Nähe, die sich anzapfen ließe; alle Energien, die sie brauchte, mussten von Andovan kommen, solange der noch etwas abzugeben hatte. Folglich musste sie auf komplexe Zaubereien verzichten und auf einen einfachen Angriff setzen, konnte somit nur hoffen, dass er gut genug geplant wäre, um das Ungeheuer vom Himmel zu holen.
    Der Haken an der Sache war nur, dass sie keine Zeit hatte, um Pläne zu machen.
    Verzweifelt suchte sie aus allem, was sie aus dem Augenwinkel von dem Geschöpf gesehen hatte, ein Bild zusammenzustellen, aus dem sich irgendeine Schwäche erkennen ließe. Der Körper schien von überlappenden Schuppen bedeckt zu sein, vielleicht so etwas wie ein natürlicher Panzer. Die Schwingen … sie wirkten zerbrechlich wie Glas, aber wenn sie ein solches Wesen tragen konnten, wäre es töricht, sie tatsächlich für schwach zu halten. Welle um Welle der lähmenden Macht schwappte über sie hin, während sie nach einem geeigneten Ziel suchte. Ein Teil von ihr wollte die Bestie vernichten, während sich ein anderer Teil nichts anderes wünschte, als sich rücklings auf die Erde zu legen und sich verschlingen zu lassen. Sie musste die Hälfte ihrer Energien dafür aufwenden, sich davon zu überzeugen, dass sie nicht wirklich sterben wollte.
    Wo ist ein gepanzerter Kämpfer am verwundbarsten? , fragte sie sich aufgeregt. Sie musste sich auf ihre Aufgabe konzentrieren.
    Und dann hatte sie die Antwort.
    Sie beschwor so viel Macht, wie sie konnte – Vergib mir, Andovan! – und nahm sich die Zeit, sie zu einem einzigen, glühend heißen Energiestrahl zu bündeln, den sie dann der Bestie entgegenschleuderte. Er traf genau da, wo sie es wollte, in das weiche Fleisch am Ansatz einer Schwinge, bohrte sich wie eine rot glühende Lanze in den mächtigen Körper und versengte die Haut und das Fleisch von innen heraus. Der Seelenfresser schrie auf vor Schmerz und wendete im Flug. Von seiner Schwinge stiegen schwarze Rauchwolken auf. Jetzt hatte er seine Feindin entdeckt, richtete seine Aufmerksamkeit auf sie, und die lähmende Macht verzehnfachte sich. Aber sein Flug war unsicher geworden, und er hatte sichtlich Mühe, sich in der Luft zu halten. Dadurch verlängerte sich die Frist für Kamala um eine Sekunde, aber auch nicht mehr. Danach musste sie fliehen, sonst wäre die Bestie über ihr.
    Sie wich den Augen aus – was wären sie für ein hervorragendes Ziel gewesen, hätte sie nur hineinsehen können! –, entzog ihrem Konjunkten noch einmal etwas von seinem Seelenfeuer und formte daraus einen Glutblitz, der noch zehnmal stärker war als der letzte. Offenbar war Andovan noch stark genug, um ihr die nötige Energie zu liefern, vielleicht könnte er die Schlacht sogar
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