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Die Seelenjägerin

Die Seelenjägerin

Titel: Die Seelenjägerin
Autoren: Celia Friedman
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zusammenschlügen, und sie könnte, ewig jung, in der Erinnerung weiterleben. Ein Mythos.
    Welche Versuchung! Aber sie war nicht Herrscherin eines der wichtigsten Staaten in den Freien Landen geworden, indem sie vorzeitig aufgab, und das würde sie auch jetzt nicht tun. Nein, sie wollte kämpfen bis zum bitteren Ende, wollte mit ihrem Schicksal hadern, wollte dem Tod seinen Lohn mit allen Mitteln so lange streitig machen, bis sie wirklich keinen anderen Ausweg mehr hatte.
    Mit einem Seufzer wandte sie sich ab und schickte sich an, zu ihren Gästen zurückzukehren.
    »Wie traurig, wenn eine Frau in der Blüte ihrer Jahre die Welt verlassen muss«, flüsterte eine Männerstimme.
    Obwohl ihr das Herz bis zum Hals klopfte, drehte sie sich ruhig, mit wahrhaft königlicher Gelassenheit um; in solchen Fällen konnte von einem würdevollen Auftreten das Leben abhängen. »Wer seid Ihr, dass Ihr so mit mir redet?«
    In den Schatten stand eine Gestalt, die nun vortrat. Die Schatten gingen mit. An einem anderen Ort und zu einer anderen Zeit hätte sie diese Schatten vertreiben und den Sprecher zwingen können, sich zu erkennen zu geben, aber das war vorbei.
    »Jemand, der die Augen offenhält. Jemand, der versteht. Jemand, der sieht, wie eine Verbündete fallen gelassen wird, die Besseres verdient hätte.« Die Flüsterstimme hatte einen sonderbaren Akzent, den sie nicht einordnen konnte. »Aber ein Mann kann auch ein Narr sein, wenn er Magister ist, nicht wahr? Es macht ihn nur mächtiger.«
    »Was wollt Ihr?«, fragte sie angriffslustig.
    »Ich will Euch nur sagen, dass der Weg der Magister nicht der einzige ist auf dieser Welt. Und dass nicht alle Verbündeten so unzuverlässig und wankelmütig sind wie Eure schwarzberockten Liebhaber.«
    Ihr Herz klopfte so laut, dass sie fürchtete, er könnte es hören, aber ihre Stimme blieb fest und ruhig. »Ihr habt mir also einen anderen Weg zu bieten?«
    Der Fremde streckte unvermittelt die Hand aus; sie wich rasch zurück, sie traute ihm nicht. Aber er hatte nur einen kleinen Gegenstand zu Boden geworfen. Das Ding glitzerte im Mondlicht und rollte ein Stück weit, bevor es zum Stillstand kam.
    »Wir sprechen uns wieder«, verhieß der geheimnisvolle Gast. »Nehmt dieses Pfand zum Andenken an meine Worte. Wenn Besucher kommen und ähnliche Zeichen vorweisen, sollt Ihr sie erkennen und freundlich aufnehmen.« Er hielt inne. »Ihr habt so viel mehr verdient, als Eure Verbündeten Euch geben, edle Königin. Andere werden mit ihrer Macht nicht so knauserig sein.«
    Er verschwand, jedenfalls schien es so. Wahrscheinlich stand er noch auf der Terrasse und hatte sich nur unsichtbar gemacht. In ihrem jetzigen Zustand kam sie gegen diese Art von Zauberei nicht an, sie konnte sie nicht einmal aufspüren.
    Sie wartete eine Weile schweigend auf weitere Überraschungen, aber es kam nichts mehr. Endlich kniete sie vorsichtig nieder und hob das kleine Ding auf, das der Besucher zurückgelassen hatte. Es war ein schmaler Silberring, unscheinbar bis auf einen einzigen tiefblauen Stein im Cabochonschliff, der in allen Farben schillerte, wenn die Sonne darauffiel.
    Gab es wirklich noch Hoffnung für sie? Oder war das nur ein neues grausames Spiel der Magister? Sie wusste es nicht.
    Mit einer leisen Verwünschung und einem stummen Gebet kehrte die Hexenkönigin zu ihren Gästen zurück. Sie spürte beklommen das Hoffnungsfünkchen, das in ihrer Seele aufgeflackert war … und wollte gar nicht wissen, was nötig sein könnte, um diesen Funken zu nähren.

Danksagungen
    Dieses Buch konnte nur mithilfe einer ganz besonderen Person entstehen. Leider kann ich ihren richtigen Namen nicht nennen. Sie führt nämlich zwei Leben, die nichts miteinander zu tun haben, und das Leben, über das ich mehr wissen wollte, war geheimnisvoll und voller Schatten und unterschied sich so drastisch von meinen eigenen Erfahrungen, dass es mir nicht ausreichend erschien, bloß in Büchern darüber zu lesen. Ich brauchte eine Frau aus Fleisch und Blut, die nicht nur bereit war, die dunkelsten Momente ihrer Vergangenheit mit mir zu teilen, sondern auch genügend Selbsterkenntnis besaß, um zu begreifen, wie diese Momente ihr Leben prägten.
    Ihre Freier nennen sie Anna.
    Anna öffnete mir erstaunlich freimütig und mit einer Großzügigkeit, die keine Grenzen kannte, ihr Herz und teilte ihre Erinnerungen mit mir – die schönen wie die hässlichen, die Triumphe und die Ängste, angefangen mit der Verzweiflung, die sie dazu
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