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Die Seele der Elben

Titel: Die Seele der Elben
Autoren: Susanne Gerdom
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Leib. Er schob die Hand des Elben beiseite und legte das Polster auf die stark blutende Wunde.
    Â»Es sieht schlimmer aus, als es ist«, stieß der Herr von Wasserberg hervor.
    Â»Du brauchst dennoch Versorgung«, erwiderte Lluis.
    Vanandel, die besorgt den Ringkampf des Rudelführers mit der Elbin beobachtete, wandte den Kopf. »Ruf nach Trurre«, sagte sie. »Sieh nur, das Schlimmste ist vorüber.«
    Wirklich hatte das Getümmel auf dem Hof sich beruhigt. Diejenigen von Groszbarrts Orks, die die Angriffe der Adler überlebt hatten, standen unschlüssig da und warteten auf den Ausgang des Zweikampfes ihres Rudelführers. Und Chaantreas elbische Gefolgsleute waren entweder geflohen oder hatten aufgegeben.
    Â»Wo mag der Zauberer sein?«, fragte Vanandel sich. »Und wo ist mein Bruder?«
    Die Antwort auf ihre erste Frage bekam sie im gleichen Moment, denn der Magister kam auf sie zugerannt. Er schien fest entschlossen, seiner Auftraggeberin beizustehen, was Vanandel mit einem gezielten Tritt zu verhindern wusste. Der Magus stürzte, und im gleichen Moment ließ ein schrecklicher Schrei aus Chaantreas Kehle alle erstarren. Groszbarrt war es endlich gelungen, sie zu entwaffnen. Der Ork, der aus etlichen Wunden blutete, packte Chaantreas Haar, riss ihren Kopf nach hinten und grub seine Zähne in ihre Kehle.
    Â»Nein«, schrie Wigand, der sich vom Haus näherte. Der Herr von Wasserberg kam auf die Knie und hob beschwörend beide Hände. »Vollende es«, hörte Vanandel ihn heiser rufen.
    Dann war es vorbei. Dumpf fiel der leblose Körper der Elbin zu Boden, und der Ork kniete keuchend und blutbesudelt über ihr.
    Â»Vergebung, Prinzessin«, stieß er hervor.
    Â»Oh, Groszbarrt«, sagte Vanandel vorwurfsvoll. »Wie konntest du nur?«
    Â»Sie wollte dich töten.«
    Â»Nein, das meine ich nicht.« Vanandel schüttelte grimmig den Kopf. »Wie konntest du dich und deine Orks nur von ihr benutzen lassen? Was hat sie dir dafür gegeben?«
    Er stand auf und wischte mit blutigen Händen über sein Gesicht. »Ich arbeite nicht für sie«, erklärte er würdevoll. »Ich bin ein treuer Diener des markgräflichen Hauses.«
    Vanandel fuhr herum. »Wigand«, zischte sie.
    Ihr Bruder, dessen sonst so makellose Erscheinung inzwischen einigermaßen derangiert wirkte, verschränkte die Arme vor der Brust und sagte mürrisch: »Und? Was?«
    Â»Was glaubst du, wird unser Vater hierzu sagen?«
    Seine Miene wurde düster. »Er muss davon nichts erfahren«, murmelte er.
    Â»Er wird davon erfahren!«, schnappte Vanandel. »Darauf kannst du dich verlassen!«
    Â»Darf ich mich einmischen?«, fragte eine sanfte Stimme.
    Vanandel hatte nicht bemerkt, dass Maris, Trurre und der Frar Scriptor inzwischen zu ihnen gestoßen waren. Der Zwerg und der kleine Mönch knieten neben dem verletzten Herrn von Wasserberg und diskutierten leise.
    Â»Maris«, sagte Vanandel erleichtert. »Bist du unversehrt?«
    Er legte den Arm um sie. »Gesund und munter«, sagte er. »Und du? Ist alles in Ordnung mit dir?«
    Â»Ich denke schon«, sagte sie. »Aber was machen wir jetzt mit all diesem Durcheinander hier?«
    Maris hockte sich auf den Boden und zog sie mit sich. Er nahm ihre Hand. »Erzähle mir, was du erlebt hast und was du jetzt vor dir siehst«, bat er, sein Gesicht den wärmenden Strahlen der Morgensonne zuwendend.
    Vanandel seufzte und begann, die Ereignisse der Nacht zu rekapitulieren.
    Â»Und mein feiner Bruder steckt samt unseren Orks und ihrem Rudelführer in diesem unsauberen Geschäft, und ich weiß nicht, wie ich das meinem Vater beibringen soll«, schloss sie endlich wütend.
    Maris streckte die Beine aus. Dann lächelte er. »Wo ist der Rudelführer? Und dein Bruder? Hole sie bitte her.«

    Groszbarrt hatte sich am Brunnen gesäubert, stellte Vanandel erleichtert fest, als sie ihn quer über den Hof kommen sah. Die Orks trugen die Toten ins Haus, und sie fragte sich, wer sie damit beauftragt hatte.
    Der Herr von Wasserberg ruhte im Schatten einer Mauer, den Arm über die Augen gelegt. Lluis saß neben ihm und sah zu, wie Trurre seine Hände in einem Eimer wusch. Der Bruder Schreiber hockte da, gegen die Mauer gelehnt, und schlief.
    Â»Wie geht es ihm?«, fragte Vanandel.
    Trurre zuckte mit den Achseln. »Ich bin kein Heiler«, brummte er.
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