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Die Seele der Elben

Titel: Die Seele der Elben
Autoren: Susanne Gerdom
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er. »Das muss er selbst angerichtet haben.«
    Sie warf einen flüchtigen Blick auf den durchweichten Verband und lächelte.
    Da war der Magister hinzugekommen, hatte Lluigolf vom Kopf bis zu den Füßen gemustert und empört gerufen: »Das meint ihr doch nicht ernst!«
    Â»Was soll ich damit?« Damit hatte das Lamento angefangen und nahm seither seinen Gang – begleitet von einem zitternden Zeigefinger und dem hüpfenden Adamsapfel des Magisters.
    Â»Magister Rodemund!«, unterbrach Chaantrea ihn schließlich scharf. »Würdest du dich bitte beruhigen?«
    Der Magus schniefte. »Er ist verletzt«, sagte er. »Er sieht aus, als würde er jeden Moment ohnmächtig. Er hat Blut verloren! Ich brauche für die Transformation jeden Tropfen davon, verstehst du? Jeden einzelnen Tropfen! Du hast mir ein unversehrtes, gesundes, kräftiges Exemplar versprochen und gibst mir jetzt das da!«
    Chaantrea lächelte ihn süß an. Der Magus schniefte wieder und hob verlegen die Schultern.
    Â»Magister Rodemund«, sagte sie und legte die Hand auf seinen Arm. »Du bist ein Meister deines Faches, der beste Magus der Residenz …«
    Â»Der Mark!«, unterbrach sie der dürre Magier und warf sich in die Brust. Lluigolf hörte den Elben an seiner Seite unterdrückt prusten.
    Â»Ja, sicher«, sagte Chaantrea ungeduldig. »Unterbrich mich nicht, Magister, ich bitte dich!« Sie warf dem Elben einen scharfen Blick zu.
    Â»Dieser Junge ist etwas Besonderes«, fuhr sie fort. »Dass er so kränklich wirkt, ist eine Täuschung. Er trägt einen Bannring, und dass er Stärke besitzt, kannst du daran sehen, dass er versucht hat, ihn loszuwerden. Sieh ihn dir ruhig einmal genauer an, Magister Rodemund.«
    Der Magier brummelte unschlüssig. Dann machte er einen Schritt auf Lluigolf zu und starrte ihm ins Gesicht. »Einen Bannring, sagst du? Warum das?«
    Chaantrea verdrehte hinter seinem Rücken entnervt die Augen. »Er ist nicht ganz freiwillig hier«, erwiderte sie dennoch freundlich. »Das wäre ja auch kaum zu bewerkstelligen, nicht wahr, Magister? Ein Freiwilliger für ein solches Werk.«
    Â»Das wäre natürlich großartig, das Allerbeste«, sagte der Magister geistesabwesend und griff nach Lluigolfs verletzter Hand.
    Lluis zog sie weg.
    Â»He«, machte der Magus verdutzt. »Du sagtest doch, er trüge einen Bannring?«
    Chaantrea schnalzte mit der Zunge. »Böser Junge«, sagte sie und legte ihre Finger auf Lluigolfs Wange. »Halt schön still, hörst du?«
    Lluis seufzte und wollte den Kopf wegdrehen, aber erneut gehorchten ihm seine Glieder nicht. Sein Inneres war in Aufruhr, aber alles erschien ihm seltsam fern und unbeteiligt. Warum saß der Ring immer noch an seinem Finger? Die Hand war ein einziger, riesengroßer Schmerz, als der Magier sie betastete und den Ring befühlte. Aber noch viel mehr als dieser körperliche Schmerz quälte ihn der Gedanke: Was haben sie nun mit mir vor?
    Der Magister ließ Lluigolfs Hand los und wandte sich mit einem Achselzucken ab. »Nun gut, er wird genügen müssen«, sagte er. »Aber sein Zustand bietet dennoch Grund zur Besorgnis. Er nützt mir nichts, wenn er auf halbem Wege das Bewusstsein verliert oder Schlimmeres.«
    Chaantreas Augen blitzten wie in einem Anfall von Zorn, aber ihre Stimme war gleichmäßig sanft und ruhig, als sie erwiderte: »Lass das meine Sorge sein, Magister Rodemund. Er wird nicht eher sterben, als ich es zulasse.«
    Â»Das kannst du?«, fragte Rodemund.
    Â»Das gehört zu dem, was uns ausmacht«, sie umfasste mit einer Handbewegung das Haus und seine Bewohner. »Ich bin die Erste. Keines meiner Geschöpfe kann diese Welt verlassen, wenn ich es ihm nicht erlaube – oder befehle.«
    Lluis gelang es, einen Blick in das Gesicht des neben ihm stehenden Elben zu werfen. Das Lachen war daraus verschwunden, Goras blickte starr und verkniffen geradeaus.
    Der Magister rieb sich neugierig die Nase. »Alle, sagst du?«, fragte er ungläubig. »Aber der Herr von Wasserberg zählt doch sicher nicht dazu.«
    Chaantrea rümpfte die Nase. »Uldis ist mein Geschöpf. Er war der erste in meinem Gefolge.« Sie stockte, und ihr Blick wandte sich nach innen und in die Vergangenheit. »Eigentlich war er der zweite«, setzte sie leiser, wie im Selbstgespräch hinzu. »Der
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