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Die Schwestern von Rose Cottage: Melanie (German Edition)

Die Schwestern von Rose Cottage: Melanie (German Edition)

Titel: Die Schwestern von Rose Cottage: Melanie (German Edition)
Autoren: Sherryl Woods
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klapperte ein schlecht befestigter Fensterladen.
    Das Haus befand sich auf einem Grundstück, von dem man einen wundervollen Ausblick direkt auf die Chesapeake Bay hatte. Dass jemand solch ein Anwesen einfach sich selbst überließ und schutzlos Wind und Wetter aussetzte, war in seinen Augen eine sträfliche Schande. Wenn die Besitzer es nicht mehr nutzen wollten, sollten sie es an jemanden verkaufen, der sich anständig darum kümmerte.
    Doch wenn schon der Zustand des Hauses Mike bedrückte, so trieb ihm der verwilderte Garten fast die Tränen in die Augen. Am liebsten wäre er sofort mit Gartenschere, Harke und Spaten aus dem Wagen gestiegen. Gartenarchitektur war seine Leidenschaft, und er wusste, dass dieses Fleckchen Erde mal ein Prachtstück von Garten gewesen sein musste. Jemand hatte sich einst liebevoll um die Rosen gekümmert, die jetzt mühsam um ihr Überleben kämpften. Jemand hatte lange darüber nachgedacht, wo die Lilien stehen sollten, und sich für einen Platz unter den nach Osten gerichteten Fenstern entschieden, damit ihr Duft im Frühling in das Haus strömte.
    Doch jetzt wurden die Rosen, die lange nicht mehr geschnitten worden waren, von wilden Ranken fast erstickt, und Geißblatt machte sich bei den Lilien breit. Die Farbe des Holzzaunes blätterte ab, und an einigen Stellen war er von Büschen beschädigt, die sich hemmungslos ausbreiteten. Einige Blumen kämpften noch gegen das wuchernde Unkraut. Doch das Unkraut brauchte nur auf die Zeit zu setzen, um den Kampf zu gewinnen. Es brach Mike fast das Herz, die Verwahrlosung dieses einst so wunderschönen Gartens mit ansehen zu müssen.
    Bereits vor sechs Jahren hatte er es kaufen wollen, doch der Makler meinte damals, der Besitzer wäre nicht an einem Verkauf interessiert. Aber wie es aussah, war der Besitzer überhaupt nicht an dem Haus und dem wundervollen Grundstück interessiert …
    „Daddy“, begann Jessie plötzlich neben ihm, „warum hältst du hier an? Dieses Haus macht mir Angst.“
    Mike schaute zu seiner sechsjährigen Tochter hinüber, die im Moment wie das Ebenbild eines blauäugigen, blondhaarigen Engels wirkte. Ihr Gesicht war sauber, die Haare gekämmt, und die Kleidung war weder verschmutzt noch zerrissen. Der Morgen hatte ausnahmsweise richtig gut begonnen. Es hatte noch nicht mal Probleme bei der Auswahl der Kleidung gegeben und auch keine Diskussion über die Rühreier, weil die Cornflakes ausgegangen waren. Tage wie diese waren selten, und Mike hatte gelernt, dafür dankbar zu sein.
    Das bedeutete natürlich nicht, dass er auch nur eine Sekunde der Zeit hergeben würde, die er mit seiner Tochter bisher verbracht hatte. Jessie war sein Ein und Alles. Sie hatte schon viel zu viel in ihrem jungen Leben mitmachen müssen. Da ihre Mutter sogar in der Schwangerschaft Drogen genommen hatte, musste sie bereits als untergewichtige Neugeborene einen Entzug durchmachen. Mike war schockiert gewesen, als der Arzt ihn mit der Wahrheit konfrontiert hatte. Er hatte nicht bemerkt, dass seine Frau Linda drogensüchtig gewesen war. Geschickt hatte sie das vor ihm geheim gehalten.
    Nach der Geburt von Jessie hatte er sechs Monate lang darum gekämpft, dass Linda eine Entziehungskur machte. Immer wieder versuchte er, ihr zu erklären, dass sie nicht nur ihr eigenes Leben zerstörte, sondern auch das ihrer Tochter und das ihres Ehemannes. Doch die Drogen waren mächtiger als die Liebe zu ihm und ihrem Kind.
    Irgendwann hatte er dann zermürbt aufgegeben. Er reichte die Scheidung ein, bekam das Sorgerecht für Jessie und verließ seine Frau. Lindas Familie wusste, wo er und das Kind zu finden waren, aber Linda selbst war nicht mehr Teil seines Lebens.
    Lindas leidgeprüfte Eltern hatten schweren Herzens eingesehen, dass es keinen anderen Weg mehr gab. Sie besuchten ihn und ihr Enkelkind regelmäßig, doch Lindas Name wurde nur selten vor Jessie erwähnt. Jetzt, da sie älter war, versuchte Mike stets, ihre Fragen nach der Mutter so ehrlich wie möglich zu beantworten, aber es brach ihm fast das Herz, den Schmerz in den Augen seiner kleinen Tochter zu sehen.
    Alleinerziehender Vater zu sein war schon schwer genug, aber mit Jessies launischem Temperament fertig zu werden, das war eine Herausforderung, die wirkliche Engelsgeduld erforderte. Als Baby hatte sie Tag und Nacht geschrien, jetzt war sie unberechenbar und zickig. Er wusste nie, wann ihre gute Laune in Hysterie oder Tobsuchtsanfälle umschlagen würde. Meistens brachte er die Kraft
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