Die schwarze Schatulle
Voodoo-Puppe, von dem Totenschädel.
Hirsch leuchtete die Zettel mit seiner großen Taschenlampe an, wiegte den Kopf von einer Seite zur andern, schließlich seufzte er und sagte: »Gut, wie wir haben gedacht, Geld.«
»Was meinst du mit Geld«, fragte Joli.
Hirsch sagte, seiner Meinung nach bedeuteten die Zahlen Geldbeträge. »Für was?«, fragte Uri. Er saß neben mir auf dem Rücksitz und schaute durch den Zwischenraum zwischen den beiden Sitzen nach vorn.
»Geld, das Benji muss geben«, sagte Hirsch und glättete die Zettel mit seiner großen Hand.
»Wem«, wollte Uri wissen.
»Wir wissen nicht«, antwortete Hirsch. »Aber wenn wir gut arbeiten, vielleicht wir wissen dann.«
Er wollte weitersprechen, aber mein Aufschrei hinderte ihn daran. Ich hatte nur zufällig den Kopf von den Zetteln gehoben, ich hatte nur beiläufig einen Blick auf die Straße geworfen und nur zufällig, weil die Scheinwerfer des Käfers ein Stück der Straße erleuchteten, hatte ich zwei Gestalten um die Ecke biegen sehen. Die große Gestalt, die in etwas Dunkles gehüllt war, konnte ich nicht erkennen, aber die zweite erkannte ich sofort. »Da ist er!«, rief ich. »Das ist Benji mit noch jemand.«
»Wo«, fragte Joli und Hirsch ließ schon das Auto an und fuhr die Straße hinunter.
»Sie gehen in Richtung Kloster«, sagte ich und die Gangschaltung knarrte.
»Ich glaube, er hat Benji am Hals gepackt«, sagte Uri. Die Gangschaltung knarrte noch einmal.
»Vielleicht bedroht er ihn auch mit einem Messer oder er drückt ihm eine Pistole in den Rücken«, sagte Joli und Hirsch lächelte und sagte ganz ruhig, sie habe zu viele Filme im Fernsehen gesehen und er hoffe nur, dass das Auto keine Schwierigkeiten mache.
Wir waren ungefähr zehn Meter von ihnen entfernt, als der Große Benji zum Straßenrand zog, um uns vorbeizulassen. Er hatte offenbar den Automotor gehört oder das Knarren der Gangschaltung. Der Große drehte sich um und sah uns an. Aber man konnte ihn unmöglich erkennen. Sein Gesicht war vollständig bedeckt, entweder hatte er sich einen Strumpf drübergezogen oder eine Maske, wie die Verbrecher im Kino. Vielleicht begriff er, dass wir ihnen folgten, denn plötzlich fing er an, auf den Seitenweg zuzurennen. Benji zog er hinter sich her.
Ich streckte den Kopf aus dem Fenster und schrie: »Benji! Benji! Hier sind wir!«
Aber Benji blieb nicht stehen. Er wurde wie eine Puppe von dem Großen mit der Maske weitergezerrt. Hirsch hielt das Auto an, wir stiegen aus und fingen an zu laufen, Uri und ich nebeneinander auf der Straße, Hirsch und Joli folgten uns. Aber wieder standen wir schließlich mit leeren Händen da.
»Sie sind verschwunden«, sagte Uri und blieb mitten auf der Straße stehen. Auf beiden Seiten waren Felsen.
»Wir suchen«, sagte ich und deutete auf die Felsen. »Vielleicht haben sie sich dahinter versteckt.«
Joli kam zu mir. »Mein Großvater sagt, wir werden auf der rechten Seite suchen, ihr sollt die linke nehmen«, flüsterte sie und gab mir eine Taschenlampe.
Wir gingen von einem Felsen zum nächsten, fanden aber nichts. Sie waren wie vom Erdboden verschluckt. »Er meint, es gibt bestimmt eine Höhle, die wir nicht kennen«, übersetzte Joli, was Hirsch gesagt hatte.
»Ich weiß, dass es in Ein-Kerem alte Höhlen gibt«, sagte ich, ohne nachzudenken.
»Und weißt du auch, wo sie sind? Warst du schon mal drin«, wollte Joli wissen.
»Nein«, antwortete ich. »Ich weiß nur, dass es sie gibt.«
Uri fing an zu hüpfen. »Natürlich warst du schon mal drin! Erinnerst du dich nicht, wie dein Vater uns mitgenommen hat …«
»Das war nicht hier, das war woanders«, fuhr ich ihn an und er schwieg.
»Gehen wir zum Auto«, sagte Hirsch.
Ich dachte, er wolle mit uns nach Hause fahren, und erschrak. So einfach würden wir aufgeben? Er ließ den Käfer an und sagte erst etwas zum Schaltknüppel, dann zu Joli, und sie übersetzte: »Wir können Benji nicht im Stich lassen. Wir werden parallel zum Weg fahren.«
Hirsch wendete das Auto und fuhr Richtung Quelle, dann drehte er noch einmal und fuhr auf der Straße parallel zu dem Weg, auf dem wir vorher gewesen waren. Nach ein paar Minuten erreichten wir eine T-Kreuzung. Nach rechts ging es zu der Treppe zum Kloster, und wenn wir nach links gefahren wären, wären wir auf der schmalen Straße rausgekommen, die bis hinter Benjis Haus führte. Hirsch bog nach rechts ein und fuhr bis zum Anfang der Treppe. Wieder stiegen wir aus und standen unterhalb des
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