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Die Schule der Robinsons

Die Schule der Robinsons

Titel: Die Schule der Robinsons
Autoren: Jules Verne
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197.)
     
    Ein gewaltiger Feuerschein erhellte jetzt nicht nur die Bäume, sondern auch die ganze Umgebung bis zum Strande, von der Flaggenspitze bis zum Südende der Dream-Bai.
    Bald ergriffen die Flammen die untersten Zweige der Sequoia und drohten die Stelle zu erreichen, nach der Godfrey und seine Gefährten sich geflüchtet hatten. Sollten sie hier den Feuertod erleiden, da sie gegen die Flammen nichts auszurichten vermochten, oder es vorziehen, sich aus der schwindelnden Höhe herabzustürzen, um dem Feuer zu entgehen? – In jedem Falle drohte ihnen der gewisse Tod.
    Godfrey dachte nach, ob es noch ein Rettungsmittel gäbe. Er fand keines.
    Schon standen die unteren Zweige in hellem Brand und dichter Rauch verschleierte den ersten Schein des neuen Tages, der langsam im Osten emporstieg.
    Da erfolgte ein furchtbares Krachen… die über den Wurzeln total ausgebrannte Sequoia sank etwas zusammen, neigte sich und fiel….
    Bei dem Sturze begegnete aber der Stamm einem der anderen Bäume, die ihn umstanden; seine mächtigen Aeste verwirrten sich mit denen der anderen, und so blieb er schief stehen und bildete mit dem Erdboden höchstens einen Winkel von fünfundvierzig Graden.
    In dem Augenblick, wo die Sequoia sich senkte, glaubten Godfrey und seine Gefährten ihren letzten Augenblick gekommen….
    »Der 19. Januar!« rief da eine Stimme, welche Godfrey trotz seiner Bestürzung sogleich erkannte.
    Das war Carefinotu gewesen… ja Carefinotu, der diese Worte in englischer Sprache rief, welche er bisher niemals zu sprechen oder zu verstehen im Stande gewesen war.
    »Was sagst Du? fragte Godfrey, indem er etwas näher zu ihm hinglitt.
    – Ich sage, antwortete Carefinotu, daß heute Ihr Onkel Will eintreffen muß, denn wenn er nicht kommt, sind wir des Teufels!«
Zweiundzwanzigstes Capitel.
In dem sich schließlich Alles aufklärt, was bisher völlig unerklärlich erschien.
    Noch bevor Godfrey eine Antwort finden konnte, knatterten mehrere Flintenschüsse in kurzer Entfernung vom Will-Tree.
    Gleichzeitig stellte sich im rechten Augenblicke einer jener als wirkliche Katarakten auftretenden Gewittersturzregen ein, der seine Ströme über die brennenden Zweige ergoß, als die Flammen schon die Bäume zu ergreifen drohten, auf welche der Will-Tree sich stützte.
    Was sollte Godfrey von dieser Reihe unerklärlicher Zustände denken? Carefinotu, der plötzlich englisch sprach wie ein geborener Londoner, ihn bei seinem Namen nannte und die unmittelbar bevorstehende Ankunft des Onkels Will ankündigte, und dazu jener Knall von Feuerwaffen, welcher eben die Luft erschütterte!
    Er fragte sich, ob er wohl von Sinnen sei, aber er hatte auch nur die Zeit, sich eine solche unlösliche Frage zu stellen.
    Schon wurde nämlich – kaum fünf Minuten nach den ersten Flintenschüffen – eine Gruppe Seeleute sichtbar, welche unter dem Blätterdache der Bäume dahinschritten.
    Godfrey und Carefinotu ließen sich noch immer am Stamme herabgleiten, dessen Innenwände weiterbrannten.
    Doch eben als Godfrey den Fuß auf den Boden setzte, hörte er sich anrufen, und zwar von zwei Stimmen, die er trotz seiner Erregung unmöglich verkennen konnte.
    »Neffe Godfrey, ich habe die Ehre, Dich zu begrüßen!
    – Godfrey! Lieber Godfrey!
    Onkel Will!… Phina!… Ihr Beiden!…« rief Godfrey ganz außer sich.
    Drei Secunden später lag er in den Armen des Einen und preßte die Andere in die seinen.
    Gleichzeitig erkletterten auf einen Wink des Capitän Turcotte, der die kleine Truppe befehligte, zwei Matrosen den Stamm der Sequoia, um Tartelett zu befreien, und »pflückten« ihn mit aller seiner Person gebührenden Hochachtung »ab«.
    Und dann flogen Antworten, Fragen und Erklärungen blitzschnell hin und her.
    »Onkel Will, Ihr!
    – Ja, wir!
    – Und wie hast Du die Insel Phina auffinden können?
    – Die Insel Phina? erwiderte William W. Kolderup. Du willst wohl sagen, die Insel Spencer! O, das war nicht so schwer, den ich hab’ sie ja vor kaum sechs Monaten gekauft.
    – Die Insel Spencer!…
    – Der Du meinen Namen gegeben hast, lieber Godfrey? sagte das junge Mädchen.
    – Der neue Name gefällt mir und wir werden ihn beibehalten, bemerkte der Onkel; bis jetzt ist es für die Geographen noch die Insel Spencer, welche kaum drei Tagereisen von San Francisco entfernt liegt und nach welcher Dich zu senden mir ganz nützlich erschien, um Dich die Rittersporen eines Robinson verdienen zu lassen.
    – O, Onkel, liebster Onkel, was sagst Du
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