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Die Schuld der Väter (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Die Schuld der Väter (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Titel: Die Schuld der Väter (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)
Autoren: James Lee Burke
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ab und schaute zum Horizont im Süden.
    »Is jetzt eh wurscht. Da kommt die Küstenwache. Halt dich fest«, sagte er.
    Das Boot, das Ciro und meinem Vater gemeinsam gehörte, war lang und schmal, wie ein Torpedoboot aus dem Ersten Weltkrieg, und für die Versorgung der Bohrtürme vor der Küste gebaut worden, ohne jeden Firlefanz an Bord. Das Ruderhaus saß wie eine Streichholzschachtel am Heck, und selbst wenn sich die Bohrrohre hoch auf dem Deck stapelten, konnten es die schweren Chrysler-Motoren noch mit flotter Fahrt durch dreieinhalb Meter hohen Seegang treiben. Als Ciro den Gashebel nach vorn schob, pflügten die Schrauben eine Furche durch die Dünung, und der Bug stieg aus dem Wasser und schnitt durch eine Welle, dass die Gischt im Mondschein wie ein Pferdeschwanz hochspritzte.
    Doch die Suchscheinwerfer auf dem Kutter der Küstenwache waren unerbittlich. Sie zerschnitten das Boot meines Vaters, brannten ihm rote Ringe in die Augen, färbten die Wellen sandig grün und nahmen ihnen alles Geheimnisvolle, erfassten die Köderfische und die Stachelrochen, die aus den Kämmen schössen. Der Bootsrumpf donnerte über das Wasser, dass die Schnapsflaschen unter der Plane heftig durchgerüttelt wurden, während die Suchscheinwerfer durch die Fenster des Ruderhauses hindurch weit hinaus in die Dunkelheit stachen. Die ganze Zeit über lagen die Boote, die zwischen meinem Vater und der rettenden Küste vertäut waren, abwartend da, hatten jetzt die Kabinenfenster erleuchtet, doch die Motoren schwiegen.
    Mein Vater beugte sich dicht an Ciros Ohr. »Du hältst genau auf die Agenten zu«, sagte er.
    »Um die Leute hat sich Mr. Julian gekümmert«, sagte Ciro.
    »Mr. Julian hat sich um Mr. Julian gekümmert«, sagte mein Vater.
    »Das will ich nicht gehört haben, Aldous.«
    Plötzlich setzten sich die Boote der staatlichen Alkoholfahnder in Bewegung, jagten über die Wellen und richteten ihre Suchscheinwerfer auf Ciro und meinen Vater. Ciro riss das Ruder hart nach Steuerbord, kurvte um eine Sandbank herum, fuhr durch seichtes Wasser und steuerte mit bockendem Bug gegen den ablaufenden Ebbstrom.
    Vor ihnen war die Mündung des Atchafalaya. Mein Vater sah, wie die Küste näher kam, sah das wehende Moos an den Stämmen der abgestorbenen Zypressen, die überfluteten Weiden, Tupelobäume und das Riedgras, das im Wind wogte und wankte. Die Plane über den Whiskey- und Rumkisten riss sich los, klatschte an das Ruderhaus und verdeckte ihnen die Sicht nach vorn. Mein Vater zerschnitt die anderen Seile, mit denen die Plane befestigt war, zerrte sie von den übereinander gestapelten Schnapskisten und wälzte sie über die Bordwand. Als er wieder zur Küste schaute, sah er eine Reihe von Sandbänken in der Bucht aufragen, wie die Buckel verirrter Wale.
    »Ach Ciro, was hast du uns da bloß eingebrockt?«, sagte er.
    Das Boot schoss gerade zwischen zwei Sandbänken hindurch, als jemand auf dem Staatsboot ein paar kurze Feuerstöße mit einer Schnellfeuerwaffe abgab. Whiskey, Rum und Glassplitter spritzten durch die Luft, dann landete ein Leuchtspurgeschoss auf dem Deck, das wie Phosphor aufglühte, worauf eine riesige Flammenwand emporloderte und das ganze Ruderhaus umfing.
    Aber Ciro nahm das Gas nicht zurück, dachte nicht daran aufzugeben. Die Glasscheiben wurden schwarz und zersprangen; blaues, gelbes und rotes Feuer tropfte vom Deck ins Wasser.
    »Halt auf das Laub zu!«, brüllte mein Vater und zeigte auf eine schmale Bucht, auf der eine dicke Schicht abgefallener Blätter trieb.
    Der Bug des Bootes brach durch die Bäume und setzte das Laub in Flammen. Dann sprangen mein Vater und Ciro über Bord und stapften durch den aufspritzenden Sumpf, während der Widerschein des Feuers auf ihren Leibern tanzte.
    Zwei Meilen weit rannten, wateten und torkelten sie durch brusttiefes Wasser, durch Morast, Luftranken und sumpfige Sandlöcher, die schwarz vor Insekten waren, die sich an den darin erstickten oder verhungerten Kühen und Wildtieren gütlich taten.
    Drei Stunden später saßen sie beide auf einem trockenen Uferdamm und sahen zu, wie der Himmel dunkler wurde und der Mond zu einer fahlen weißen Scheibe verblasste. Ciros linker Knöchel war dick wie eine Honigmelone.
    »Ich hol mein Auto«, sagte mein Vater. »Und danach lassen wir die Finger von dem Schnapsgeschäft.«
    »Wir haben eh kein Boot mehr dazu«, sagte Giro.
    »Danke für den Hinweis. Wenn ich das nächste Mal für Mr. Julian LaSalle arbeite, kaufst du dir ’ne
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