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Die Schreckensteiner auf der Flucht

Die Schreckensteiner auf der Flucht

Titel: Die Schreckensteiner auf der Flucht
Autoren: Oliver Hassencamp
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ihren Lehrern pflegten und ihren Wünschen auch ohne Aufsicht nachkamen. Immerhin mussten die Ritter nach den Mahlzeiten den Saal nicht mehr vor den Mädchen verlassen. Sie konnten miteinander hinausgehen und durften sich sogar unterhalten.
    „Na, wie geht’s denn so?“ fragte Dampfwalze einige Mädchen, bei denen sich auch Ingrid befand.
    „Wesentlich besser, wenn du nicht so dämliche Fragen stellst!“ antwortete Beatrix.
    „Gänse!“ brummte Dampfwalze. Stephan und Ottokar grinsten vor sich hin.
    „Gänse!“ brummte Dampfwalze.

    „Sehr witzig“, sagte Renate spitz.
    Ingrid, die vorausgegangen war, drehte sich um. „Was erwartet ihr von einem Muskelprotz mit Spatzenhirn?“
    Die Mädchen kicherten vor Vergnügen; Dampfwalze, sehr sorgfältig frisiert, schnappte nach Luft. Ausgerechnet Ingrid hatte ihn bloßgestellt! Mit dem Spitznamen, der ihn am meisten traf! Woher kannte sie ihn? So wurde er nur drüben auf der Burg genannt und nur sehr selten. Da musste ein Ritter dahinterstecken.
    „Na warte!“ schimpfte er und sah Stephan herausfordernd an. Der hatte sich gerade mit Beatrix unterhalten und wusste gar nicht, was Dampfwalze wollte.
    „Auf was soll ich warten?“
    „Tu nicht so! Du weißt es ganz genau.“ Und damit gab Dampfwalze Stephan einen gewaltigen Tritt.
    „Nicht hier!“ rief Ottokar, trat dazwischen und hielt das Spatzenhirn an seinen Protzmuskeln fest.
    Stephan wandte sich ab, biss die Zähne zusammen und tat, als sei nichts geschehen.
    „Das kannst du dir doch nicht gefallen lassen!“ flüsterte Beatrix ihm zu.
    „Lass das unsere Sache sein“, antwortete er.
    „Entschuldige“, sagte sie, „es ist nur... ich fühle mich mitschuldig... ich hab ihn gereizt...“
    „Er braucht sich ja nicht reizen zu lassen!“ brummte Stephan.
    „Es hat ihn geärgert, vor Ingrid. Das kann ich verstehen.“
    „Ich sage dir, lass das unsere Sorge sein!“
    „Ach, ihr mit euren albernen Rittergesetzen!“ antwortete Beatrix erregt und ließ ihn stehen. Sie kannte sich aus, war selbst einmal bestraft worden für einen Streich, den in Wirklichkeit die Schreckensteiner gegen Rosenfels unternommen hatten. Als die Ritter davon hörten, dass Unschuldige für sie büßen mussten, kamen sie sofort über den See gerudert und stellten sich bei Fräulein Doktor Horn. Einer von ihnen war Stephan gewesen.
    Die Gesetze der Schreckensteiner waren schon in Ordnung. Das bekam Dampfwalze jetzt zu spüren. Im Schweinestall. Dieser Raum ersetzte im Exil unter anderem die Folterkammer: Hier tagten die führenden Ritter.
    Noch am selben Abend trafen sie sich, um über den Vorfall zu beraten.
    „Gibst du zu, dass du uns mit deiner Unbeherrschtheit blamiert hast?“ fragte Mücke, der den Vorsitz führte.
    Dampfwalze nickte. Mücke fuhr fort: „Der Rex hat’s schwer genug, sich mit unserer Art von Internat hier zu behaupten. Was du getan hast, fällt auf uns alle zurück.“
    Dampfwalze nickte. Mücke kam zum Schluss: „Dann werden wir die Folter jetzt vornehmen.“
    Für gewöhnlich wurde ein Ritter, der gegen die Gesetze der Burg verstoßen hatte, zu einem Strafboxkampf verurteilt. Es war eine große Ehre, als Gegner ausgesucht zu werden. Der Kampf fand im Beisein des Rex, des Schulkapitäns und der beiden Sekundanten statt. Ein Ergebnis wurde nicht bekannt gegeben. Die Sache war erledigt und vergessen. Hier jedoch ging das nicht. Wegen der Mädchen. Gerade bei Boxkämpfen sind deutliche Zeichnungen im Gesicht oft unvermeidlich. Das hätte die Neugier der Mädchen geweckt, sie hätten den oder die Betroffenen damit aufgezogen und der Rex hätte sich von Fräulein Doktor Horn sagen lassen müssen, dass er offenbar nicht imstande sei, Prügeleien unter seinen Schülern zu unterbinden.
    Also hatten sich die sieben Ritter für das Hinterteil entschieden. Einundzwanzig Stockschläge auf die nackte Haut sollte Dampfwalze bekommen. Von jedem drei. Dampfwalze lehnte sich mit der Stirn an einen Stützpfosten, das Hinterteil den Richtern zugekehrt. Stephan, Ottokar, Andi, Klaus, Dieter, Hans-Jürgen, Mücke traten der Reihe nach vor, nahmen Maß und führten ihre Schläge gewissenhaft aus. Dampfwalze tat keinen Mucks.
    „Damit wäre der Fall erledigt und vergessen!“ sagte Mücke nach dem letzten Schlag.
    „Erledigt und vergessen!“ wiederholte Dampfwalze nach Ritterart und gab allen die Hand. Sein Gesicht war wie aus Stein. Nach der Zeremonie rannte er ins Freie und setzte sich mit dem bearbeiteten Körperteil in den
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