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Die Schreckensteiner auf der Flucht

Die Schreckensteiner auf der Flucht

Titel: Die Schreckensteiner auf der Flucht
Autoren: Oliver Hassencamp
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reichlich überhing. In der Mitte des Brettes war außerdem ein Aschenbecher aufgeschraubt.
    „Was soll das denn darstellen?“ fragten die Mädchen, die beim Einzug der Ritter jedes Kostüm begutachteten. Breitbeinig blieb der Witzbold stehen, grinste vielsagend und beugte sich langsam nach vorne, bis seine Hände in den schwarzen Handschuhen den Boden berührten. Auf alle viere gestützt, verharrte er bewegungslos; das Brett lag waagerecht; der Überhang des weißen Tuches bedeckte Kopf und Rumpf.
    „Das ist ja ein Tisch“, sagte eine kleine Geisha. „Und zusammenklappen kann man ihn auch. Dich nehm ich nächsten Sommer mit zum Camping!“
    Mit Bändern aus buntem Kreppapier, die in einem Ring um die mittlere Deckenbeleuchtung zusammenliefen, hatten die Mädchen den Esssaal in ein Zirkuszelt verwandelt. In der Mitte befand sich die Manege, an der Stirnseite das Podium für die Kapelle und gegenüber ein Erfrischungsstand. Auch Logen mit Samtbrüstung für die Lehrer fehlten nicht. Der Aufwand beruhigte die Ritter. Wenn Mädchen sich so viel Mühe machen, dann führen sie nichts im Schilde, dann wollen sie sich amüsieren.
    „Da habt ihr euch ja mächtig angestrengt, damit wir uns bei euch wohl fühlen“, meinte Mücke. Er und seine Schwester Ingrid hatten sich als Fledermäuse kostümiert. Gesichtsmasken und gleiche Größe machten es fast unmöglich, sie auseinander zuhalten. Solange sie nicht sprachen.
    „Wegen mir hättest du deinen Winterschlaf nicht zu unterbrechen brauchen!“ antwortete Beatrix, die sich in eine Hexe verwandelt hatte. „Ich habe nämlich etwas gegen Fledermäuse.“
    Aber Mücke war nicht auf den Mund gefallen. „Um so mehr hast du für Akkordeonspieler!“
    Laute Plattenmusik sollte die Ritter zum Tanzen anregen. Nach der Fahrt mussten sie sich zuerst aufwärmen, um in Stimmung zu kommen. Und dafür war Tanzen genau die richtige Beschäftigung. Werner, als einäugiger Pirat verkleidet, versuchte sich mit Renate, die eine Kunstreiterin darstellte. Hans-Jürgen watschelte als Pinguin im Takt auf dem Rand der Manege, Schlossgespenst Strehlau verfolgte Sophie, die ein Ritterfräulein darstellte, und der Fliegenpilz stand in der Mitte und drehte sich im Kreise. Nicht dass er sich gelangweilt hätte! Als Reporter musste er sich alles genau ansehen, um später im „Wappenschild“ darüber berichten zu können. Nur der Schirm behinderte ihn ein wenig, doch er war ein Schutz. Kein Mädchen wäre auf die Idee gekommen, mit ihm zu tanzen.
    Alle hatten sich Mühe gegeben, das Ihre zu dem Spaß beizutragen und dabei viel Phantasie entwickelt. Sogar die Lehrer. Besonders die von der Burg. Rolle und Gießkanne wurden heftig beklatscht. Als Max und Moritz jagten sie quer durch die Manege hinter Doktor Waldmann her, der sich in die Witwe Bolte verwandelt hatte und die beiden bösen Buben mit echten Brathühnchen lockte. Doktor Schüler, wegen seines Sportwagens auch der „rasende Lateinlehrer“ genannt, machte seinem Namen alle Ehre: Er kam als Schüler, mit Ranzen auf dem Buckel, Schultüte im Arm, kurzen Hosen und einem Schlabberlätzchen, auf dem „Mamas Liebling“ zu lesen stand.

    Ein besonders lustiges Tanzpaar bildeten der schmächtigste Lehrer von Schreckenstein und die dickste Lehrerin von Rosenfels: Clown und Spitzentänzerin. In unerwarteter Verteilung. Er, Schießbude, als Tänzerin und Fräulein Böcklmeier als Clown. Auch der Rex tanzte. Er hatte eine bewegliche Igelmaske übergezogen, die es ihm erlaubte, zu trinken und Pfeife zu rauchen, was er während des Tanzens natürlich nicht tat. Seine Partnerin war Sonja, die Tochter von Doktor Waldmann, Sport- und Musiklehrerin auf Rosenfels. Sonja stellte eine Nixe dar, mit langem, blauem Haar, das über ein grünes Netz fiel, in dem silberne Fischlein blinkten. Darunter trug sie ein Trikot in Türkis.
    „Sonja ist die Schönste!“ sagten Ritter und Rosenfelserinnen übereinstimmend.
    „Aber es gibt jemand, der sich als der Schönste vorkommt“, stellte Mücke fest. Und er hatte recht. Angetan mit Seide und Geschmeide, mit Ohrgehängen und funkelnden Perlen im Turban, sah Dampfwalze aus wie ein Ringer, der sich als Maharadscha verkleidet hat. Im vollen Bewusstsein seiner überdurchschnittlichen Kraft und Schönheit stolzierte er auf die kleine Fledermaus Ingrid zu. Genau wie Stephan es vorausgesagt hatte. Kraftvoll drehte er sich mit ihr im Kreise, als sei die Tanzfläche ein Kugelstoßring. „Na, du kleine Fledermaus, wo hast
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