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Die schoenen Hyaenen

Die schoenen Hyaenen

Titel: Die schoenen Hyaenen
Autoren: Olivia Goldsmith
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ihr Bruder, half nach der Schule in einem Geschäft für Futtermittel aus. In aller Eile zog sie sich aus und schlich zum Badezimmer, um die seltenen Minuten zu genießen, in denen sie ungestört war. Vorher allerdings drückte sie noch einmal das Ohr an die Tür, hinter der ihr Vater schlief. Sie nickte befriedigt. Er schlief fest und schnarchte.
    Sie zog die Tür des winzigen Badezimmers hinter sich zu und bedauerte nicht zum erstenmal, daß das Schloß nicht funktionierte. Ein Privatleben besaß Sharleen nämlich nicht.
    Obwohl Dean eigentlich das Schlafzimmer mit dem Vater teilen sollte, schlief er meist bei Sharleen auf der Schlafcouch im Wohnzimmer. Das störte Sharleen nicht. Tatsächlich hätte sie sich jetzt sicherer gefühlt, wäre Dean dagewesen, denn er hätte den Vater abgelenkt, solange sie duschte. Sie drehte im Bad den Wasserhahn auf. Hoffnungsvoll. Nicht immer lief das Wasser. Der Brunnen auf Lamsons Wohnwagenplatz trocknete mitunter aus, oder die Pumpen funktionierten nicht. Diesmal hatte Sharleen Glück. Sie regulierte die Temperatur, zog den billigen Plastikvorhang zu und stellte sich unter den Strahl.
    Ihr Haar wurde dunkel vor Nässe. Das Wasser rann über ihre Brüste und verhärtete die Brustwarzen. Langsam und mit geschlossenen Augen drehte sie sich um die eigene Achse. Sie fühlte, wie das Wasser auf ihrem Körper die langen, wohlgeformten Beine hinunter bis zu den Füßen rann. Das tat gut! Ich bin zwar nicht klug oder reich oder jemand Wichtiges, aber ich danke dem Herrn, weil ich hübsch bin. Weil ich hübsch bin, hat mich Boyd gern.
    Sharleen kam auf ihre Momma heraus. Die war auch hübsch. Männer mochten Momma. Alle eigentlich, außer Daddy.
    Sharleen wußte noch genau wie Momma aussah. Ein Bild besaß Sharleen jedoch nicht. Wenn sie an die vergangene Zeit dachte, wurde sie traurig. Sie erinnerte sich noch, wie sie sich mit Dean unter dem Wohnwagen versteckt hatte, während über ihnen Daddy ihre Momma verprügelte. Sie kannten die Geräusche, sie wußten auch, was sie hinterher zu sehen bekommen würden.
    Sharleen dachte an den letzten Streit. Momma kam müde von der Wäscherei, in der sie arbeitete, heim. Das Haar hatte sie unter einem Haarnetz hochgesteckt. Kleine Strähnen ringelten sich schweißfeucht über ihre Schläfen. Sie trug ihre rosa Uniform und verschlissene Tennisschuhe, in denen sie täglich die fünf Kilometer zwischen Wäscherei und Wohnwagen zurücklegte. In einem Plastikbeutel hatte sie ihre weißen Schuhe, die sie jeden Morgen sorgfältig putzte und nur in der Wäscherei anzog. Als Dean Momma den winzigen Welpen zeigte, den er an diesem Tag gefunden hatte und zärtlich an sich drückte, lächelte Momma trotz ihrer Müdigkeit.
    Bis Daddy nach Haus kam...
    Sharleen summte unter dem Wasserstrahl vor sich hin. Das Wasser fühlte sich so tröstlich an wie Deans Hand, wenn er ihr in seiner ruhigen Art über das Haar strich. Den Tag mit dem Welpen empfand Sharleen auch jetzt noch wie einen Alptraum. Dean und Sharleen hatten sich verängstigt im Rhythmus mit ihrem Atem unter dem Wohnwagen gewiegt, während über ihnen der Streit ihrer Eltern tobte. Sharleen glaubte noch jetzt Deans warmen Körper an ihrem zu fühlen. Dean hatte seine Hand auf ihre geheimste Stelle gelegt und sie dort gelassen. Ihr wiegender Rhythmus hatte ihnen beiden ein Stöhnen entlockt. So schienen die Geräusche aus dem Wohnwagen in immer weitere Ferne zu rücken.
    Sie hatten die Nacht unter dem Wohnwagen verbracht. Irgendwann hörte auch das Schreien über ihnen auf. Doch die Stille war beängstigend.
    Sharleen erinnerte sich an den letzten gemeinsamen Morgen. Momma hatte sich auf die Suche nach ihnen gemacht. »Sharleen, Dean! Seid ihr irgendwo?« hatte sie geflüstert.
    »Wir sind hier, Momma. Dean, komm schon.« Sie krochen unter dem Wohnwagen hervor und klopften sich den Schmutz von den Kleidern. Mommas eine Gesichtshälfte war rot und geschwollen. Das rechte Auge hatte sich schwarzblau verfärbt, das andere war völlig geschlossen.
    »Geh dich waschen, Dean, aber sei leise«, verlangte Sharleen. »Weck ihn bloß nicht auf.«
    Nachdem Dean im Bad war, legte Sharleen eine Hand auf Mommas Gesicht. Die zuckte zusammen und wich zurück. Noch nie zuvor hatte Momma so schlimm ausgesehen.
    »Momma, diesmal ist es Zeit, daß wir dich ins Krankenhaus bringen.«
    »Nein, Liebes. Es tut weh, aber Gott wird sich schon um mich und den kleinen Hund kümmern.« Momma zog eine Schuhschachtel unter der Couch
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