Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Schöne und der Tod (1)

Die Schöne und der Tod (1)

Titel: Die Schöne und der Tod (1)
Autoren: Bernhard Aichner
Vom Netzwerk:
berührt werden, wie sie mit voller Wucht in den Tisch kracht und steckenbleibt. Der Topf, Margas Fuß, die Axt und die Faust von Max, wie sie in Augusts Gesicht ankommt. Wie er sie hineinrammt, mit einem Schrei.
    August bricht nach hinten weg, fliegt vom Stuhl, geht zu Boden. Max springt hinterher. Wie ein wildes Tier auf der Jagd, er fletscht die Zähne, brüllt, schlägt. Wieder in sein Gesicht. Die Nase bricht, das Jochbein. Max, so fest er kann, seine Fingerknochen brennen, er kniet über ihm. Noch einmal, er zerschlägt dieses Grinsen, das ihn die letzten dreißig Minuten gequält hat. Max schlägt. August bleibt liegen. Wie es plötzlich still ist in der Küche. Nichts ist laut, kein Klirren von Gläsern, kein Schreien, keine Axt, die den Tisch spaltet. Nur Marga in ihrem Topf und die beiden Männer, wie sie am Boden liegen, Baroni friedlich schlafend, August blutig.
    Max setzt sich. Er hält seine Faust, streicht mit seinen Fingern über die Knöchel. Überall ist Augusts Blut. Er füllt sein Glas. Dann trinkt er und ruft Tilda an. Er schaut August an, während er mit ihr telefoniert, er erzählt ihr, was passiert ist, er will, dass er untergeht. Sie will ihn aufhalten. Er legt auf.
    Baroni atmet. Sanft streicht Max über sein Gesicht. Er hatte Angst um ihn, große Angst, fast hätte August ihn umgebracht, fast wäre er gestorben, Baroni. Fast wäre er wie Dennis für immer verschwunden. Max zittert. Er hat auf den richtigen Moment gewartet, er wollte ihm weh tun, Augusts Gesicht zerschlagen, ihn zum Schweigen bringen. Er soll nichts mehr sagen über Dennis. Nichts mehr, nie mehr. Er durchwühlt die Laden, er findet Klebeband. Er fesselt ihn.
    Wie er ohnmächtig daliegt, wie er langsam wieder zu sich kommt, wie er sich bewegt, stöhnt. Noch einmal schlägt Max ihn, während er ihn mit Klebeband zusammenhält. Er ist überrascht, wie leicht es ihm fällt, wie selbstverständlich sich seine Faust auf ihn stürzt. Er hat noch nie jemanden ins Gesicht geschlagen, er hat nicht gedacht, dass er dazu fähig wäre. Etwas so Verletzliches kaputt zu machen, Nase, Lippen, Augen, Mund. Er zögert nicht, er schlägt einfach, hart, mit aller Kraft, mit allem, was weh tut in ihm, mit aller Wut, einmal, zweimal, dreimal. Bis August wieder reglos zurücksinkt.
    Er klebt seine Arme zusammen, seine Hände und Beine, er ignoriert das Stöhnen, das langsam wiederkommt, er klebt seinen Mund zu. Max setzt sich, macht sich noch ein Glas voll und trinkt. Anstatt zu schlucken, spuckt er auf ihn. Der Schnaps rinnt über das blutige Gesicht. August schreit. Max nimmt die Flasche und leert sie in seine Wunden, langsam, mit Pausen, er genießt es. August krümmt sich am Boden, zuckt, schreit unter dem Klebeband. Laut, hysterisch. Wie eine Sau, die geschlachtet wird.
    Max sitzt da und schaut ihn an. Er überlegt, was er noch tun könnte, um ihn leiden zu lassen. Er könnte ihm etwas abhacken, Beine, Füße. Er steht auf und tritt ihn, in den Rücken, in den Bauch, so lange, bis er still ist, es nicht einmal mehr wagt zu stöhnen. Dann setzt er sich und wartet.
    Die Tränen kommen lautlos. Er kann es nicht stoppen, sie rinnen einfach heraus aus ihm, schnell, nass über seine Wangen. Bis Tilda kommt. Bis sie ihn in den Arm nimmt und ihn fest an sich drückt.
    Sie kam allein. Wortlos schaute sie sich um, sah Baroni, den Topf, Marga, August, Max. Sie nahm ihn und hielt ihn, er zitterte. Sie flüsterte in sein Ohr, beruhigte ihn.
    Max weint, August stöhnt. Tilda drückt Max auf einen Stuhl, er soll einfach sitzen bleiben, einen Schnaps trinken. Sie überzeugt sich, dass Baroni atmet, dann löst sie die Klebebänder.
    – Sie müssen mir helfen. Er hat mich geschlagen, getreten, er hat mir Schnaps in die Wunde geleert.
    – Ruhe.
    – Was machen Sie da? Nehmen Sie mir die Handschellen ab, lassen Sie das. Um ihn müssen Sie sich kümmern, er hätte mich fast totgeschlagen, schauen Sie mich an.
    – Was ist das da auf dem Tisch?
    – Ich erstatte Anzeige, das war Körperverletzung, dafür zahlt er.
    – Ich habe Sie etwas gefragt.
    – Was?
    – Was das ist auf dem Tisch?
    – Das ist meine Frau.
    – Sie haben sie ausgegraben?
    – Ich will einen Anwalt.
    – Der wird Ihnen nichts nützen.
    – Ich will, dass Sie ihn dafür belangen. Er hat mich gefesselt.
    – Was hat er?
    – Mich gefesselt.
    – Ich weiß nicht, wovon Sie reden.
    – Das Klebeband, das Sie mir eben abgenommen haben, er hat mich geknebelt und getreten.
    – Ich habe kein
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher