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Die schöne Philippine Welserin: Historischer Kriminalroman (Historischer Roman) (German Edition)

Die schöne Philippine Welserin: Historischer Kriminalroman (Historischer Roman) (German Edition)

Titel: Die schöne Philippine Welserin: Historischer Kriminalroman (Historischer Roman) (German Edition)
Autoren: Brigitte Riebe
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denkst, dass ich … «
    »Ich denke gar nichts«, murmelte er. »Ich möchte nur, dass es dir gut geht. Das ist alles.«
    »Das Haus gefällt mir«, sagte sie rasch, obwohl es nicht wahr war. »Aber ich sollte jetzt besser gehen.«
    »Du hast doch noch gar nichts gesehen. Komm!« Er streckte seine Hand aus, und sie ließ es sich gefallen.
    Die Treppe nach oben war so steil, dass sie froh war, den Vortritt zu haben, auch wenn er ihr dabei auf das Hinterteil starren konnte. Caspar schien zu gefallen, was er zu sehen bekam, denn sie hörte ihn anerkennend schnalzen.
    Wie frivol das klang!
    Und dennoch wurden ihre Brustspitzen hart. Philippine schielte an sich hinunter und wäre dabei um ein Haar über die eigenen Füße gestolpert.
    Ein Grund mehr für Caspar, sie an den Hüften zu packen und energisch weiter nach oben zu schieben.
    »Das hätten wir schon einmal geschafft!«, sagte er, als sie im ersten Stock angelangt waren. »Hier hat früher meine Mutter gelebt. Aber es geht noch höher hinauf.«
    Sie lugte nach oben.
    »Das sieht ja lebensgefährlich aus. Keinen Schritt mache ich mehr!«
    »Ach, halb so schlimm! Willst du meine Skizzen denn nicht sehen?« Auf einmal klang er enttäuscht wie ein Kind. »Die allerneuesten sind, wie ich finde, am besten gelungen. Ich hab mir etwas ausgedacht, um die Kraft der Stadtbäche noch besser zu nutzen. Das musst du dir unbedingt anschauen!«
    »Überredet!« Sie lachte, sagte sich, es sei nichts Schlimmes dabei.
    Erstaunliches kam zum Vorschein, als Caspar unter dem Dach die Tür zu einem niedrigen Raum aufstieß. Nicht nur der Tisch, von dem kein Fitzelchen Holz mehr zu sehen war, so war er mit Papier überladen, auch der Boden war über und über mit Zeichnungen bedeckt.
    »Ginge es nach mir, ich würde die gesamte Bewässerung Augsburgs auf den Kopf stellen«, rief er enthusiastisch. »Und vielleicht wird es ja auch bald so weit sein. Denn haben wir erst einmal mehr Mühlen, dann wird es auch den Zimmerleuten besser gehen. Sieh doch nur einmal, Pippa … « Leichtfüßig sprang er zum Fenster, schob das Ölpapier beiseite und ließ Licht herein.
    Caspar hatte ein gutes Auge und einen sicheren Strich, das fiel ihr auf, als sie die ersten Blätter zur Hand nahm, wenngleich sie mit dem Abgebildeten nicht allzu viel anzufangen wusste. Rohre sah sie, Holzpfosten, Wasserräder, Brunnen …
    Sie schaute sich weiter um, eher höflich als wirklich gefesselt, bis sie unter einem Stoß etwas sah, was ihre Neugierde weckte.
    Vorsichtig zog sie es heraus.
    Ihr Porträt, in Rötel scheinbar spielerisch hingeworfen, und dabei doch so gekonnt ausgeführt, dass Philippine eine Gänsehaut bekam.
    Waren ihre Augen wirklich so melancholisch?
    Der Blick so hungrig?
    Das Kinn so energisch? Der Hals so lang und stolz?
    Sie starrte auf eine Frau, die sie wie eine Fremde empfand. Und dennoch war sie ihr gleichzeitig innigst vertraut. Sie musste Caspar etwas bedeuten, sonst hätte er sich wohl kaum diese Mühe gemacht.
    Hatte sie ihn bislang unterschätzt?
    Die Wurzel im Seidensäckchen schien auf einmal zu brennen, als trüge sie das Zauberding auf der bloßen Haut. Auf der anderen Rockseite wog die Geldkatze mit einem Mal so schwer, als habe ihr Inhalt sich heimlich verdoppelt.
    Konnte er wissen, dass sie ein kleines Vermögen mit sich herumtrug, und hatte sie deshalb ins Haus gelockt?
    Sie schämte sich für den Gedanken, kaum war er ihr durch den Kopf geschossen.
    »Gefällt dir meine Zeichnung?«, fragte er.
    »So also verbringst du deine Nächte?«, sagte sie scheinbar leichthin, doch der Scherz misslang.
    »Gib mir Besseres zu tun!« Er lachte. »Du magst, wie ich dich gezeichnet habe?«
    »Du hast durchaus Talent. Aber ich sollte gar nicht hier sein … «
    »Warum?« Sein Blick streichelte ihr Gesicht.
    »Weil die Leute sonst reden könnten.«
    »Tun sie das nicht ohnehin?« Seine Augen waren groß, sein Mund war warm und schmeckte süß und bitter zugleich, als er sich auf ihre Lippen senkte und sie sanft öffnete, als hätten sich in den dunklen Holunderwein auch die gefährlichen Beeren der Tollkirsche geschmuggelt. »Ich hab schon längst damit aufgehört, mich darum zu scheren.«
    War Belladonna nicht der ältesten der drei Parzen zugeordnet, jene, die Menschen in Raserei versetzen konnte und den Lebensfaden durchtrennte? Onkel Peutinger hatte davon erzählt, an dunklen Winterabenden, wenn sie mit ihm vor dem großen Ofen gesessen und alles aufgesogen hatte, was er von sich gab. Den
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