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Die schöne Philippine Welserin: Historischer Kriminalroman (Historischer Roman) (German Edition)

Die schöne Philippine Welserin: Historischer Kriminalroman (Historischer Roman) (German Edition)

Titel: Die schöne Philippine Welserin: Historischer Kriminalroman (Historischer Roman) (German Edition)
Autoren: Brigitte Riebe
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auszutauschen. Heute allerdings hatte die Erinnerung an den Toten ihn nach Kurzem ungewohnt wortkarg gemacht, ein Schatten, der für immer auf seiner Seele lasten würde. Philippine war nicht weiter in ihn gedrungen, weil sie wusste, dass keiner ihm diese Last abnehmen konnte.
    Wie großzügig er sich trotz seines Kummers gezeigt hatte!
    Ihre Rocktasche beulte eine prall gefüllte Geldkatze aus, die fürs Erste die Sorgen aus dem Peutingerhaus vertreiben würde.
    »Gib auf dich acht, Kleines!«, hatte er zum Abschied gesagt. »Und komm wieder zu mir, wenn du etwas brauchst. Versprich mir das!«
    »Ich danke dir, ich danke dir so sehr … «
    »Das musst du nicht!« Er hatte einen Golddukaten herausgeholt und tippte auf König Ferdinands Konterfei. »Schau ihn dir ganz genau an, Pippa! Ein harter Mann auf einem harten Stück Metall. Bald wird er unser Kaiser sein. Der große Karl, der einst die Welt beherrscht hat, hängt jetzt die meiste Zeit des Tages in einem Leinengestell, weil er vor Schmerzen weder ein noch aus weiß. Würdest du ihn nach uns fragen, ich wette, seine Antwort wäre, er habe uns niemals gekannt.« Seine Stimme hatte auf einmal einen besonderen Klang angenommen, wie immer, wenn er an seinen ermordeten Sohn dachte. »So sind sie, diese Habsburger, launisch, unberechenbar, eigensüchtig. Was wir Welser immer wieder bitter zu spüren bekommen haben … «
    Was konnte er wissen? Was ahnte er?
    Hatte Tante Kat ihren heiligen Schwur gebrochen und ihn eingeweiht?
    Auf einem der unzähligen kleinen Stege, die über das Gewirr der Bäche führten, blieb sie stehen. Das Klappern, Stampfen und Hämmern, das aus den Handwerksbetrieben ringsumher drang, klang auf einmal überlaut in ihren Ohren. Sie alle wussten, wohin sie gehörten, auch wenn ihre Arbeit schwer und mühselig sein mochte.
    Aber was war mit ihr?
    »Philippine Welserin?«, hörte sie jemanden rufen. »Ich glaub es nicht!«
    Von der anderen Seite des Stegs winkte Caspar ihr lachend zu.
    Ihre Augen flogen zu dem Haus, vor dem er stand, erfassten mit einem Blick die schmucklose Fassade, die vielfach geflickten Ziegel, die das Dach in Form eines Biberschwanzes bedeckten, die Tür, die einladend offen stand.
    »Worauf wartest du?«, rief er. »Dass ich dich über den Bach trage?«
    Langsam kam sie näher.
    »Ich bin nur ganz zufällig in der Gegend … « Sie brach ab, um vor ihm nicht wie eine dumme Gans dazustehen.
    »Ich hab gerade von einem Nachbarn ein Fässchen Holunderwein bekommen, das sollten wir schlachten.« Er zog sie nach drinnen, als sei es das Selbstverständlichste der Welt. »Schau dich in Ruhe um. Jetzt kann ich dir zeigen, wo ich aufgewachsen bin!«
    »Dein Elternhaus?«, sagte sie und verglich es, ohne zu wollen, mit dem stattlichen Anwesen, in dem sie groß geworden war.
    »Sozusagen«, sagte Caspar. »Es hat meinem Onkel gehört, der die Mutter und mich aufgenommen hat, nachdem mein Vater fort war. Kein übler Kerl, auch wenn er den Selbstgebrannten mehr liebte als Säge und Hammer. Seit ein paar Monaten ruht er neben ihr auf dem Friedhof. Bin leider zu spät zurückgekommen, um mich noch von ihm verabschieden zu können.«
    In der rußigen Küche begann er mit Fässchen, Krug und zwei Bechern umständlich zu hantieren.
    »Trink!«, sagte er, nachdem ihm das Einschenken endlich geglückt war. »Hollerwein macht gute Laune, das weiß jedes Kind. Und du siehst aus, als könntest du das heute gebrauchen.«
    Verstohlen musterte sie die einzige Zinnpfanne, die sie entdecken konnte, die angeschlagenen Schüsseln, das rostige Messer, das in einem groben Block steckte, die Herdstätte, ein Dreifuß, so niedrig, als würden Zwerge an ihm brutzeln. Das ölgetränkte Papier vor der Fensteröffnung tauchte alles in warmes, ein wenig düsteres Licht.
    Nach einer Sitzgelegenheit suchte sie vergebens.
    »Ja, zurzeit ist alles leider ziemlich durcheinander«, hörte sie Caspar sagen. »Zum Schluss hat er sich nicht mehr recht um seinen Haushalt kümmern können. Aber so soll es nicht bleiben, das kann ich dir versprechen. Ich werde eines Tages gewiss nicht zwischen meinen Sägespänen verrotten wie Onkel Marx!«
    »Was hast du vor?«, fragte Philippine. Den Becher hatte sie inzwischen leer getrunken. Und einen zweiten gleich hinterher.
    War ihr deswegen so heiß, dass ihr Brustbein zu brennen schien?
    »Jetzt?«, murmelte Caspar. Er stand auf einmal so nah bei ihr, dass sie seinen Atem auf ihrer Haut spürte.
    Sie stieß ihn weg.
    »Wenn du
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