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Die schoene Muenchnerin

Die schoene Muenchnerin

Titel: Die schoene Muenchnerin
Autoren: Kaemmerer Harry
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musterte ihn. Hummel suchte in den Unterlagen die Nummer der Modelagentur heraus und griff zum Telefon. Kurz darauf hatte er eine Verabredung. Er solle doch heute Abend einfach zur Modenschau im Bayerischen Hof kommen. Zwanzig Uhr dreißig. Da wäre kurz Zeit für ein Gespräch. Ja, würde er machen.
    »Dann packen Sie aber die Badehose ein«, meinte Mader, als er es ihm berichtete. »Die haben dieses tolle Schwimmbad unterm Dach.«
    »Sie sind da öfters?«
    »Nein, nicht meine Wellenlänge. Ich geh ins Müller’sche Volksbad.«
    ›Badehose! Sehr witzig‹, dachte Hummel, als er am Nachmittag endlich dazu kam, die Datenbank nach den zwei Typen zu durchkämmen, die ihn zusammengeschlagen hatten. Erfolglos. Diese Verbrecher sahen alle gleich aus. Unrasierte Gesichter mit bösem Blick im harten Licht.
    BISSCHEN SCHWITZEN
    Die Stimmung zwischen Helmut und Ludwig war angespannt.
    »Und, gibt es schon eine Ansage?«, fragte Ludwig.
    »Grasser sagt, dass er sich kümmert. Ich trau ihm nicht.«
    »Grasser macht das schon. Bisher war alles cool mit ihm. Fahren wir das Zeug jetzt?«
    »Nein, wir lassen ihn noch ein bisschen schwitzen.«
    »Helmut, das Zeug wird doch schlecht!«
    »Quatsch, diese Kühlboxen sind genau dafür gemacht.«
    »Ich find’s unheimlich, wenn das Zeug hier rumsteht.«
    »Wir fahren erst morgen, damit sie sehen, dass es uns ernst ist.«
    Ludwig sah sorgenvoll zu der Kühlbox, die neben dem Sofa auf dem Boden stand. Das grüne Kontrolllicht des Kühlaggregats beruhigte ihn nicht wirklich. Er holte aus dem Gefrierfach des Kühlschranks zwei große Eis­würfel­behälter.
    »Was hast du vor?«, fragte Helmut.
    »Sicher ist sicher. Wenn die Dinger verschimmeln, kriegen wir richtig Stress.«

DÄR UNTÄRSCHIED
    Hummel ging um siebzehn Uhr die Neuhauser Straße hinun­ter in Richtung Marienplatz. Er wollte zum Wormland . Er konnte ja schlecht in seinen krumpeligen Klamotten bei der Modenschau erscheinen. Letzte Woche hatte er dort einen Anzug im Schaufenster gesehen. Cappuccinobraun und am Revers ein feiner hellgrauer Paspelstreifen. Hatte das gewisse Etwas, bisschen Sixties, bisschen italienisch. Er war kein Anzugtyp, aber der hatte ihm gefallen. Als er jetzt vor dem Schaufenster stand, war der Anzug natürlich weg. Missmutig betrat er den gut besuchten Laden und fuhr gleich hinauf in den ersten Stock, wo es erheblich gediegener zuging als im von bunten Kleiderstapeln und scheußlicher Loungemusik verseuchten Casualwear-Erd- und -Untergeschoss.
    »Hallöchän«, näselte ein sehr gut aussehender junger Mann in einem Anzug, der wie aufgebügelt saß: eine zweite Haut.
    »Ich äh … habe letzte Woche einen Anzug im Fenster gesehen, so braun mit einem hellen Streifen am Kragen.«
    Der Jüngling strahlte ihn an. »Där Amazoni , Sie Glückspilz, ich hab noch einän lätztän da. Und, da verwätt ich meinä Oma, gänau Ihrä Größä!«
    Er eilte von dannen, kam kurz darauf mit dem Anzug zurück und drängte Hummel in eine der Kabinen.
    Hummel zog das Jackett an. Bisschen knapp, aber nur ein Hauch. Die Hose ebenfalls. Er trat hinaus und besah sich im Spiegel. Nicht schlecht, aber er hatte sich das weit besser vorgestellt. Bekümmert guckte er auf seine strumpfsockigen Füße. Der Verkäufer schoss davon und war einen Wimpernschlag später mit einem Paar schwarzer Stiefeletten zurück. »Anziehn! Das macht dän Untärschied!«
    Hummel tat, wie ihm geheißen. Wow! Ja, das machte den Unterschied! So konnte er sich definitiv auf der Modenschau sehen lassen. Der Verkäufer ließ seine Finger unters Revers gleiten, um das Sakko in Form zu bringen. Hummel schluckte und sah sich den eleganten Mann im Spiegel genau an. War das wirklich er, Hummel? Ja, ohne Zweifel. Mondän.
    »Schnäppchen schreibt man anders«, murmelte er, als er wieder auf der Straße war. Aber er fühlte sich gut. Jeans und Lederjacke hatte er in einer Plastiktüte dabei. Ihn fröstelte. Ein Mantel war kohlemäßig nicht mehr drin gewesen. Er musste zurück ins Präsidium, um die Tüte loszuwerden.
    Die Gehwegplatten der Fußgängerzone glänzten kalt, die Obststände hatten vorzeitig die Segel gestrichen, nur noch wenige Menschen strebten gesenkten Hauptes dem Marienplatz oder dem Stachus entgegen. Es war düster zu dieser frühen Abendstunde, doch die ufoförmigen Siebzigerjahrelaternen sparten sich ihre Energie für später. Hummel bog schneidigen Schrittes in die Ettstraße ein.
    »Hey, Klaus, bist du das?«, fragte eine Frauenstimme hinter
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