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Die Schlucht

Titel: Die Schlucht
Autoren: Colin Forbes
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kümmern sich um Höhle drei …«
    Mit einem gemeinen Grinsen auf dem Gesicht sah Lepard, wie Tweeds Audi sich der entscheidenden Kurve näherte. Er rückte die Panzerfaust auf seiner Schulter noch einmal zurecht, zielte auf den Ausgang der Kurve und holte tief Luft. Gleich würde Tweeds gepanzerter Wagen im Visier der todbringenden Waffe erscheinen.
    »Bye, Bye, Mr Tweed«, murmelte er, während sich sein Finger um den Abzug der Panzerfaust krümmte. In diesem Augenblick zerfetzte ein ohrenbetäubender Donnerschlag die Luft, und draußen vor der Höhle stürzte ein wahrer Wolkenbruch vom Himmel.
    Im Grollen des Donners ging der Knall von Marlers Armalite völlig unter, aber seine Kugel fand mit tödlicher Präzision ihr Ziel. Sie ließ Lepards Kopf zerplatzen wie eine reife Melone und warf den Killer mit der schweren Panzerfaust auf der Schulter nach hinten um. Im Fallen betätigte er dabei den Abzug der Waffe, deren Geschoss ein paar Meter über ihm an der Höhlendecke explodierte und ihn und seine vollkommen überraschten Komplizen unter einem Hagel von scharfkantigen Gesteinsbrocken begrub.
    Auf dem Rücksitz des Audi stockte Paula, die sich nach der Explosion ruckartig aufgerichtet hatte, schier der Atem: Wo noch vor wenigen Sekunden die Höhle gewesen war, sah man nichts mehr als eine dicke schwarze Rauchwolke, die sich im herunterprasselnden Regen rasch auflöste.
    Marler und die anderen nahmen nun die beiden Höhlen unter Beschuss, in denen Lepards Truppe inzwischen ihren Schreck überwunden hatte und wie wild aus allen Rohren zu ballern begann. Einen nach dem anderen schalteten sie die in ihren Höhlen gefangenen Killer durch gezielte Kopfschüsse aus.
    Durch den wie ein Trommelwirbel auf das Dach des Audi einprasselnden Regen verfolgte Paula durch das Panzerglas der hinteren Seitenscheibe wie gebannt das grausige Drama, das sich oberhalb des in Minutenschnelle wahrhaft gigantisch angeschwollenen Wasserfalls abspielte. Gespeist von starken Regenfällen in den Bergen, stürzten Millionen von Litern die steile Felswand hinab ins Tal und erzeugten dabei ein bedrohliches, ständig noch weiter anschwellendes Grollen, das alle anderen Geräusche vollständig auslösch te. Paula hörte keine Schüsse mehr und erkannte nur daran, dass immer wieder einer der Killer in den bei den noch verbliebenen Höhlen entweder nach hinten kippte oder nach vorn in den Wasserfall stürzte und in dem tosenden Wasser auf Nimmerwiedersehen verschwand, dass die Schlacht noch immer im Gange war.
    Marler, der grünes Ölzeug und einen Südwester trug, suchte die Gegend mit einem Fernglas ab.
    »Da stimmt was nicht«, brüllte er Harry Butler ins Ohr. Selbst auf kurze Entfernung machten das Brüllen des Wasserfalls und das Rauschen des Regens die Verständigung fast unmöglich. »Ich habe heute früh zehn Köpfe gezählt, aber wir haben nur neun erledigt. Einer fehlt noch. Wo ist der?«
    »Es ist vorbei«, rief Paula, die nicht mitgezählt hatte, mit wie vielen Killern sie es ursprünglich zu tun gehabt hatten, nach vorn zu Tweed, der daraufhin nur den Kopf schüttelte und nach links deutete. Auf einem schmalen, vom Regen in einen kleinen Sturzbach verwandelten Pfad stapfte ein bulliger, total durchnässter Mann direkt auf sie zu. Er trug eine beige Windjacke, die ihm wie ein nasser Sack am Leib klebte. Sein Blick war starr auf den Audi gerichtet, und auf seinem breiten, vom Wasser glänzenden Gesicht lag ein irres Grinsen.
    »Vorsicht!«, schrie Tweed. »Er hat eine Handgranate!«
    Das letzte Wort war noch nicht verklungen, da hatte Paula schon die hintere Tür aufgerissen und war mit gezogener Browning aus dem Auto gesprungen. Wenn es dem Mann gelang, die Granate unter dem Wagenboden zum Explodieren zu bringen, würde der Benzintank in die Luft fliegen und den Audi in einen Feuerball verwandeln.
    Paula nahm Deckung hinter dem Kofferraum, hob die Waffe mit beiden Händen und drückte zweimal kurz hintereinander ab. Auf der Brust des Mannes erschienen zwei sternförmige rote Flecken, die der Regen sofort wieder wegspülte. Er stolperte noch einen Schritt auf Paula zu und starrte ihr mit einem ungläubigen, irren Blick, den sie ihr ganzes Leben nicht vergessen würde, direkt in die Augen. Dann sackte er zusammen und begrub die Granate, die er noch immer in der Hand hatte, unter sich.
    Paula blieb wie angewurzelt stehen und wartete auf die Detonation, die aber nicht kam: Später, als alles vorbei war, fand Harry Butler, der
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