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Die schlafenden Hüter - Das Marsprojekt ; 5

Die schlafenden Hüter - Das Marsprojekt ; 5

Titel: Die schlafenden Hüter - Das Marsprojekt ; 5
Autoren: Arena
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versuchte sie sich einzureden. Ja, bestimmt hatte es überhaupt nichts zu sagen.
    Aber kaum hatte sie sich wieder zum Gehen gewandt, wurde ihr klar, dass sie nicht so einfach davonkam. Dass es sehr wohl wichtig war. Also drehte sie sich um und klopfte an.
    »Herein bitte«, ertönte es von drinnen. Entschlossen öffnete Mrs Dumelle die Tür.
    Der Chinese, dessen immer noch schwarzes Haar an einigen Stellen grau wurde, telefonierte gerade, bedeutete ihr aber hocherfreut, ja beinahe begeistert, hereinzukommen. »Jaja, gut«, sagte er derweil zu seinem Gesprächspartner. »Belassen wir es dabei. Ich habe gerade Besuch bekommen und, wie gesagt, ich halte es für verfrüht, sich darüber den Kopf zu zerbrechen. Ja, das können Sie ausrichten. Danke.«
    Dann schaltete er seinen Kommunikator ab und rückte ihr den Besucherstuhl zurecht. »Mrs Dumelle, bitte entschuldigen Sie vielmals, dass ich nicht gleich für Sie da sein konnte. Nehmen Sie doch Platz.«
    »Schon gut«, murmelte sie. »Sie haben ja bestimmt viel zu tun.«
    Er bot ihr sogar von seinem berüchtigten grünen Tee an. »Ganz frisch aufgebrüht«, versicherte er ihr, während er sich ein Glas eingoss. »Köstlich.«
    Irene Dumelle räusperte sich. »Lieber nicht, danke. Ich weiß nicht, ob Sie wissen, was man so allgemein über Ihren Tee sagt …?«
    Ein flüchtiges Lächeln huschte über Yin Chis schmales Gesicht. »Er sei entsetzlich bitter. Ungenießbar. Eine Zumutung.«
    »So ungefähr«, gab sie zu.
    Er nippte an seinem Glas, mit Wohlbehagen, wie es schien. »Man sollte nicht alles glauben, was so geredet wird. Aber gut, ich zwinge niemanden. Kommen wir also ohne weitere höfliche Umschweife, wie wir Chinesen sie so lieben, direkt zu Ihrem Anliegen. Wie kann ich Ihnen helfen?«
    Irene Dumelle betrachtete fasziniert das Glas, das Yin Chi behutsam vor sich auf die Tischplatte gestellt hatte. In der gelblichen, dampfenden Flüssigkeit schwammen zahllose winzige Teeblätter herum. Mit jedem Augenblick schien der Tee dunkler zu werden.
    »Das macht man so«, erläuterte Yin Chi, der ihren Blick bemerkt hatte. »Der Teekenner jedenfalls.«
    Sie riss sich los, räusperte sich erneut. »Ja, weswegen ich zu Ihnen komme … Ich habe eine Mail erhalten, eine Videomail, von der ich glaube, dass es gut wäre, Sie würden sie sich auch einmal ansehen.«
    Die hauchdünnen Augenbrauen des Chinesen hoben sich. »Nun, wenn Sie meinen …«
    »Sie ist nicht lang. Acht Minuten oder so.«
    »Ich vertraue Ihrem Urteil, Mrs Dumelle.« Er reichte ihr ein Datentablett, damit sie ihr Postfach aufrufen konnte, und gab dem großen Bildschirm an der Wand den Befehl, sich einzuschalten.
    Gleich darauf erschien der von weißblondem Haar gekrönte, kantige Schädel von Senator Bjornstadt. Er wirkte anders, als man ihn aus dem Fernsehen kannte – irgendwie gehetzt . Sein Blick glitt einen Moment suchend umher, bis er das Objektiv erfasst hatte, dann sagte er: »Hallo Irene. Ich bin’s.«
    Nach dem Ende der Videomail stellte Yin Chi seinen Tee beiseite.
    »Es war mir nicht bewusst, dass Sie in einem so engen Verhältnis zu Senator Bjornstadt stehen«, sagte er schließlich mit seiner sanften Stimme.
    Irene Dumelle nickte, bedrückt von den Erinnerungen, die die Videomail in ihr wachgerufen hatte. »Ich hielt es für ratsam, es hier in der Marssiedlung nicht bekannt werden zu lassen. Dass ich einmal mit ihm verheiratet war, meine ich.«
    Der alte Chinese strich sich versonnen über das Kinn. »Da haben Sie wahrscheinlich sogar recht.« Er sah sie an. »Was meinen Sie? Wie ist diese Warnung einzuschätzen?«
    Wenn sie das nur hätte sagen können! Hjalmar so zu sehen, zu erleben, dass er nach so langer Zeit wieder einmal zu ihr sprach, nicht zu Wählern, Presseleuten oder Untergebenen, das weckte so viele Erinnerungen an ihre gemeinsame Zeit, an unbeschwerte Sommertage, die sie in den Wäldern Kanadas verbracht hatten, an Picknicks unter mächtigen Bäumen, an Sonnenuntergänge über dem Lac Saint-Jean …
    An eine Zeit, in der Politik nur ein Wort gewesen war.
    »Auf jeden Fall meint er es ehrlich«, erklärte sie schließlich. »Ich meine, das ist kein Manöver, um eine Intrige oder so etwas einzufädeln …«
    »Eine große Zeitschrift hat Ihren Exmann einmal als den begabtesten Intriganten im gesamten Senat der Weltregierung bezeichnet«, warf Yin Chi sanft ein. »Und es gab niemanden, der dem widersprochen hat, nicht einmal Bjornstadt selbst.«
    »Ja, schon. Er kann sehr gemein und
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