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Die schlafenden Hüter - Das Marsprojekt ; 5

Die schlafenden Hüter - Das Marsprojekt ; 5

Titel: Die schlafenden Hüter - Das Marsprojekt ; 5
Autoren: Arena
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hinterhältig werden, wenn er etwas unbedingt will, ich weiß das nur zu gut«, gab sie zu. Das Ende ihrer Ehe hatte ihr mehr Gelegenheit geboten, das zu erfahren, als sie sich gewünscht hätte. »Aber sogar er hat seine Grenzen. Dinge, die er nicht tun würde. Und er würde mich nicht … benutzen.«
    Yin Chi faltete bedächtig die Hände unter seinem Kinn. »Gut, nehmen wir an, Sie schätzen ihn richtig ein und dies ist tatsächlich das, was es zu sein scheint, nämlich eine ernst gemeinte Warnung. Was dann?«
    Mrs Dumelle hob hilflos die Hände und ließ sie wieder fallen. »Ich weiß es nicht. Deswegen bin ich zu Ihnen gekommen.«
    Der kommissarische Statthalter der Erdregierung auf dem Mars griff nach seinem Teeglas. »Ich bin gewiss der Letzte, der die Heimwärtsbewegung unterschätzen würde. Spätestens, seit es ihnen gelungen ist, die Station am Noctis Labyrinthus zu zerstören, ist klar, wozu sie imstande sind. Aber«, sagte er und lehnte sich zurück, »was kann, ganz nüchtern betrachtet, die Heimwärtsbewegung denn im Augenblick tun? Nichts. Der Mars ist, wie wir alle nur zu gut wissen, im Augenblick von der Erde aus nicht erreichbar und das wird noch für ein gutes Jahr so bleiben. Was immer diese Leute aushecken – es kann uns nicht erreichen!«
    Irene Dumelle nickte, erleichtert. Es tat gut, das noch einmal bestätigt zu bekommen.
    Yin Chi trank seinen Tee aus, bis auf einen winzigen Rest voller Teeblätter. Dann machte er eine ruckartige Schwenkbewegung mit der Hand, die den restlichen Sud über die Innenseite des Glases schwappen ließ. Ein Teil der Blätter blieb dabei hängen und bildete eigenartige Muster, von denen manche ein wenig wie chinesische Schriftzeichen aussahen. Der hagere Mann betrachtete sie so nachdenklich, als studiere er ein Orakel.
    »Es sei denn«, fuhr er nach einer Weile fort, »sie hätten noch weitere Agenten auf dem Mars, von denen wir nichts wissen. In diesem Fall droht uns Gefahr.«
    Ungefähr zur gleichen Zeit flog ein Hubschrauber die Südküste der Insel Sri Lanka entlang. Es war eine kleine Maschine; an Bord waren nur die Pilotin und ein Passagier, ein älterer Mann, der eine Aktentasche an sich presste und ein verkniffenes Gesicht machte.
    Der Tag war strahlend schön. Der Indische Ozean leuchtete türkisfarben, von Süden wehte ein sanfter, warmer Wind und Schwärme schimmernder Vögel suchten vor dem lärmenden Fluggerät das Weite. Doch weder die Pilotin noch ihr Passagier hatten einen Blick dafür. Die Pilotin hielt Ausschau nach dem Landeplatz, den man ihr beschrieben hatte, und der Mann mit der Aktentasche kämpfte mit seiner Übelkeit.
    Schließlich kam das Anwesen in Sicht, das Ziel dieses Fluges. Vor hundert Jahren hatte ein Vorfahre des jetzigen Besitzers die auf felsigen Klippen gelegene, einstmalige Festungsanlage in eine Villa umbauen lassen, die danach noch mehrmals modernisiert worden war. Der Helikopterlandeplatz war ganz neu.
    »Haben Sie alles?«, schrie die Pilotin über das Dröhnen der Turbinen hinweg. »Ich soll Sie absetzen und sofort wieder abfliegen.«
    »Ja.« Der Mann nickte. »Ich habe alles.«
    Der Hubschrauber senkte sich herab. Nun sah man das Moos in den Ritzen der alten Gemäuer, das Schimmern von Antennen und Abschirmfeldern. Ein Dutzend Wachleute kam im Laufschritt herbeigeeilt.
    Sie halfen dem Mann beim Aussteigen. Seine Tasche gab er nicht her. Erst jetzt sah die Pilotin, dass sie mit einer Kette an seinem Handgelenk befestigt war. Unheimlich. Sie bedeutete einem der Männer, die Tür zu schließen, und atmete erst auf, als sie die Maschine wieder in der Luft hatte.
    Man geleitete den Mann mit der Aktentasche eilig davon. Das Knattern der Rotoren erfüllte noch den Himmel und die Abwinde wirbelten noch allerhand umher, Blätter, Staub, Unrat, als man ihn bereits durch eine schwere Tür aus massivem Holz komplimentierte. Er durchquerte Räume, in denen Männer und Frauen vor Computern, Telefonen und Papieren saßen. Neugierig unterbrachen sie ihre Arbeit und musterten ihn, als er an ihnen vorbeiging. Immer weiter ging es, über Treppen, durch weitere Türen, bis er endlich in einen Wohnraum von ungeheuren Ausmaßen gelangte, der in indischem Stil eingerichtet war. Einige der zahllosen Fenster standen offen, luftige Vorhänge bauschten sich in der Meeresbrise. Es roch nach Sandelholz und Moschus.
    Eine Runde von vierzehn Leuten erwartete ihn, Männer und Frauen aus aller Welt. Sie saßen auf Kissen um einen niedrigen Tisch herum,
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