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Die Schattenritter: Kuss der Dunkelheit

Titel: Die Schattenritter: Kuss der Dunkelheit
Autoren: Kathryn Smith
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sie selbst. »Er wird uns verraten, wo die anderen sich verstecken. Danach übergeben wir ihn dem Engländer, der uns einiges Gold für ihn bezahlt.«
    »Ein Engländer? Gold?«
    Lachend drückte Marika das Mädchen leicht. »Ja.« Dann fiel ihr etwas ein. »Später, wenn alles vorbei ist, kaufen wir dir in der Stadt ein neues Kleid von dem Gold. Würde dir das gefallen?«
    »O ja!«, rief Roxana aus und umarmte Marika stürmisch. »Ich danke dir!«
    Ja, ein Kleid. Das Mädchen musste aus den Hosen heraus, die es am liebsten trug, um Marika möglichst ähnlich zu sein. Steckte Roxana erst einmal in einem Kleid, das ihre Reize betonte, würde sich schon noch ein freundlicher Bauer mit einem anständigen Einkommen finden, dem sie gefiel, der sie heiratete und ihr gesunde, dralle Kinder schenkte. Das war es, was Marika sich für sie wünschte. Lieber das – lieber alles andere –, als mit anzusehen, wie sie von einem Vampir oder Schlimmerem getötet wurde.
    »Geh jetzt ein wenig schlafen. Bald wird es Tag, und wir brechen nach dem Frühstück auf.« Nachdem sie kaum geschlafen hatte, wäre das Tageslicht schwer zu ertragen, doch vor mittags war das Risiko, furchtbare Kopfschmerzen zu bekommen, eher gering. Marika war unnatürlich sonnenempfindlich, doch solange sie die nötigen Vorkehrungen traf, konnte sie das grelle Licht ertragen. Und für gewöhnlich musste sie sich auch nicht weiter darum scheren, weil sie ja zumeist nachts ihrer »Beschäftigung« nachging.
    Roxana widersprach ihr nicht und tänzelte sogar ein bisschen, als sie wieder hinausging. Zehn Jahre trennten die beiden, die Marika vorkamen wie fünfzig. Sie selbst war nie jung und unschuldig gewesen, denn das Leben und die Entscheidungen, die ohne ihr Zutun getroffen worden waren, hatten sie beizeiten jedweder Naivität – und Träume beraubt.
    »Bekomme ich auch ein neues Kleid?«
    Der Klang seiner Stimme ließ sie zusammenfahren. Er sprach fehlerfrei Rumänisch mit nur dem Hauch eines Akzents. Nun, angesichts seiner Vergangenheit in ihremLand nahm es wenig wunder, dass er die Sprache beherrschte, und dennoch ärgerte es Marika, sie aus seinem Munde zu vernehmen.
    Außerdem sollte er nicht so schnell wieder zu sich kommen. Es war ja noch nicht einmal Morgen. Armitage hatte ihr gesagt, nach der Injektion würde er bis weit in den nächsten Tag hinein schlafen – bis die Sonne hoch genug am Himmel stand, um ihm jeden Gedanken an Flucht auszutreiben.
    Mit hoch erhobenem Kopf drehte sie sich zu ihm. Sie würde sich ihre Angst nicht anmerken lassen. Sie würde sich gar nichts anmerken lassen.
    Bishop saß auf der engen Liege. Seltsam, seine Fesseln hatten nicht einmal leise geklimpert, als er sich bewegte. Er hatte den Rücken an die Steinmauer gelehnt und die Beine angezogen. Eine Ferse war auf der Bettkante, die andere im Winkel dagegen, so dass das Knie zur Seite geneigt war. Folglich hatte Marika freie Sicht auf seine muskulöse Brust. Die nur dünn silberlegierten Fußfesseln waren zerkratzt, dürften jedoch halten, genau wie die Fesseln an seinen Handgelenken. Beide waren mit einer dicken Kette im Boden und in der Wand verankert, die zu stark sein sollte, als dass er sie durchbrechen könnte. Sicherheitshalber hatten sie trotzdem eine schmalere Silberkette darumgewunden.
    Warum Silber so wirkungsvoll war, wusste Marika nicht. Ihr war lediglich bekannt, dass Vampire es nicht mochten.
    Ebenso wenig wie sie.
    Den Kopf leicht schräg, beobachtete er sie. Sein Gesicht verriet nichts von dem, was in ihm vorgehen mochte,und doch konnte Marika seine Wut und seinen Hass deutlich spüren. Weder von dem einen noch von dem anderen ließ sie sich einschüchtern, wenngleich sie außerhalb seiner Reichweite blieb.
    »Was kommt als Nächstes?«, fragte er. »Soll ich gefoltert werden? Verstümmelt? Oder haben Sie und die anderen Damen vor, mir Gewalt anzutun?«
    Sie fragte ihn nicht, woher er wusste, dass mehr Frauen außer ihr hier waren. Wahrscheinlich hörte er sie. Sie jedenfalls konnte sie hören, wenn auch nicht besonders gut. Eigentlich hatte sie nicht vorgehabt, ihn ins Dorf zurückzubringen, nur leider war es der einzige Ort, an dem sie ihn festhalten konnten. Und die Leute glaubten tatsächlich, dass Marika sie vor diesem Monstrum beschützen könnte.
    »Keine der Frauen hier will eine Kreatur wie Sie«, antwortete sie abfällig.
    Er lächelte, was ihn sogleich unangenehm menschlich wirken ließ – von entschieden zu attraktiv ganz zu schweigen. »Aber
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