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Die Schattenritter: Kuss der Dunkelheit

Titel: Die Schattenritter: Kuss der Dunkelheit
Autoren: Kathryn Smith
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Sie sind keine Frau, nicht wahr? Nicht ausschließlich jedenfalls.«
    Sie erwiderte nichts, weil sie nicht konnte. Dabei hätte sie hierauf gefasst sein müssen.
    Immer noch lächelte er, allerdings glühten seine Augen wie Fackeln. »Wissen Ihre Leute, dass Sie ein Halbvampir sind, Jägerin?«
     
    »Ein Halbblut«, sinnierte er leicht spöttisch. »Wie interessant. Ich bin nämlich noch nie zuvor einem Dhampir begegnet.«
    Bei diesem Wort zuckte Marika zusammen und blickteinstinktiv zur Tür. Der Gang vor dem Kellerraum war grau vom ersten Morgenlicht, doch es schien niemand da zu sein, der das verfluchte Wort gehört hatte.
    Nun klirrten seine Ketten, als er sich aufrichtete und die schmalen Füße auf den groben Steinboden stellte. »Sie wissen es also nicht. Das wird ja immer interessanter.«
    Der Blick, mit dem er sie bedachte, drückte pure Boshaftigkeit aus. »Falls Sie glauben, das gäbe Ihnen Macht über mich, täuschen Sie sich. Sie würden nicht auf Sie hören.« Bei Gott, das hoffte sie sehr!
    Dass er nach wie vor lächelte, kam ihr zusehends unheimlicher vor, und ein eisiger Schauer lief ihr über den Rücken. »Selbstverständlich würden sie das nicht. Dennoch irren Sie, kleines Halbblut, denn ich besitze sehr wohl Macht. Ich kenne Ihr Geheimnis.«
    Ja, das tat er. Bisher hatte sie keine Kreatur lange genug am Leben gelassen, dass sie begriff, was Marika war. Außer ihrem Vater und ihrer Großmutter wusste es niemand, und selbst ihnen war nicht vollkommen klar, was der Vampirangriff auf ihre schwangere Mutter bewirkt hatte.
    »Ich frage mich, warum Sie es ihnen verheimlichen.«
    Wie er aussah, kannte er den Grund sehr wohl. Unmöglich könnte sie ihren Männern sagen, sie wäre zur Hälfte genau jenes Monstrum, das sie zu zerstören trachteten. Das würden sie nicht verstehen. Viele dieser Menschen waren in ihrem Leben von einem
Vampir
berührt worden, entweder direkt oder durch Geschichten. Und Marika hatte nie um diesen Fluch gebeten, nein, vielmehr wurde er ihr durch denjenigen aufgezwungen, der ihre Mutter umgebracht hatte.
    Saint
.
    »Verwenden Sie Ihre Zeit lieber darauf, mir zu erzählen, was ich wissen will,
Vampir!
«
    Er lüpfte eine Augenbraue. Wollte er sie zur Weißglut treiben, indem er sich über sie lustig machte? Er lag in Ketten, und dennoch tat er so, als bestimmte er hier das Geschehen. »Und das wäre?«
    Sie könnte ihn schlagen oder ihm Silber um die Hand wickeln. Das wäre zwar unangenehm für sie, aber wenigstens würde sie ihn bluten sehen und hätte die Kontrolle zurück. »Wo ist Saint?«
    »Saint?«, wiederholte er stirnrunzelnd. »Nie von ihm gehört.« Das klang nicht überzeugend.
    Verärgert stemmte sie die Fäuste in die Hüften. »Sie tragen die gleiche Narbe wie er auf dem Rücken.«
    Langsam lehnte er den Oberkörper wieder an die Wand und reckte selbstbewusst das Kinn. »Ist das nicht ein Zufall?«
    Wüsste sie es nicht besser, wäre sie verlockt, ihm zu glauben. Er war so ernst, obwohl er im Stillen über sie lachte. »Sie werden mir sagen, wo er ist.«
    »Was halten Sie davon, wenn ich Sie stattdessen vögele?«
    Sie überlegte nicht, sondern handelte einfach, indem sie auf ihn zusprang, um ihm einen Tritt gegen den Kopf zu versetzen. Leider steckte er ihn ein, als wäre es eine simple Ohrfeige gewesen. Und eine Sekunde zu spät wurde ihr bewusst, dass sie einen Fehler begangen hatte, denn er packte ihren Stiefel mit einer Hand und drehte sie herum.
    Marika schlug so heftig auf dem schmutzigen Boden auf, dass ihr die Luft wegblieb und sie kurzfristig benommenwar. Sie hatte genau das getan, worauf er hoffte, und jetzt würde er sie töten.
    Schmutz sammelte sich unter ihren Fingernägeln, als er sie zu sich zog. Seine starken Finger umklammerten ihre Wade. Wenn er wollte, könnte er ihr das Bein brechen wie Sterbliche einen kleinen Zweig, aber er tat es nicht. Vermutlich wollte er sie heiß und erregt für das, was er vorhatte, nicht benommen vor Schreck oder Schmerz.
    Vergebens versuchte sie, sich auf den Rücken zu drehen, denn er war stärker als sie. Die Wandanker seiner Ketten ächzten, als er sich dagegenstemmte. Gütiger Gott, er war doch wohl nicht stark genug, um sie herauszureißen, oder?
    Marika bekam schreckliche Angst.
    Für Notfälle wie diesen stand eine Holztruhe in der Nähe der Pritsche. Hastig griff Marika hinein und angelte sich heraus, was sie suchte. Sobald er aufhörte, an ihr zu ziehen, und ihren Hosenbund hinten fasste, schwang sie sich
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