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Die Schakkeline ist voll hochbegabt, ey: Aus dem Leben einer Familienpsychologin (German Edition)

Die Schakkeline ist voll hochbegabt, ey: Aus dem Leben einer Familienpsychologin (German Edition)

Titel: Die Schakkeline ist voll hochbegabt, ey: Aus dem Leben einer Familienpsychologin (German Edition)
Autoren: Sophie Seeberg
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brauchen, was ja auch an der Trennung liege und daran, dass sie ihn eben immer sehr vermissen würden, weil ihre Mutter ja … Ich unterbrach ihn und erklärte, dass wir all das in ein paar Tagen besprechen könnten, ich heute aber wirklich NUR als Beobachterin da sei und er bitte versuchen solle, die nächsten Stunden mit seinen Kindern zu gestalten, als wäre ich gar nicht da.
    »Natürlich! Das ist ja auch nicht gut für Kinder, wenn sie sich solche Gespräche anhören müssen«, sagte er, als hätte
ich
dieses Gespräch begonnen.
    In den folgenden Minuten stand er einfach nur da, leierte sein freundlich-unverbindliches »Leonce … Lena …« herunter und wurde von seinen Kindern ignoriert.
    »Herr Wischnewsky, wenn Sie vielleicht auch etwas gemeinsam mit Ihren Kindern machen könnten, wäre das toll.«
    »Ja, wissen Sie, wir spielen ja den GANZEN Tag miteinander. Die Kinder sind so froh, wenn sie endlich bei mir sein können. Das ist ja auch kein Wunder, denn die Mutter …«
    »Lassen Sie uns darüber bitte beim nächsten Termin sprechen.«
    »Ja, selbstverständlich! Ich würde so etwas nie vor den Kindern …«
     
    Da standen wir wieder und schauten Leonce und Lena beim Durchs-Kinderzimmer-Toben zu. Ich vermute, das hätten wir auch noch für einige Stunden getan, wenn Leonce nicht plötzlich gegen seinen Vater gerannt wäre und geschrien hätte: » UND JETZT EIN FIIIIIIIILM !!«
    Schon hing auch Lena an ihrem Vater und stimmte mit ein: » JAAAAA , JETZT KOMMT DER FIIIIIIILM !!«.
    »Aber ich hab euch doch gesagt … Also, ich weiß gar nicht, wie ihr da draufkommt, dass wir … Kommt, wir spielen was. Wie immer.«
    Die Antwort war ein zweistimmiges » FIIIIIIIIIILM !«
    »Nein, nein. Wir schauen jetzt keinen Film. Das wisst ihr doch, dass wir nicht fernsehen.« Und wieder stimmte die Tonlage nicht mit dem Inhalt überein.
    Die Reaktion der Kinder war entsprechend: » FIIIIIIIIIIIIIHIIIIILM !«
    »Ja, also nur weil ihr bei eurer Mutter immer vor dem Fernseher sitzt …« Blick zu mir. »Leonce, Lena … Wir machen alles wie imm…«
    Das » FIIIIIHIIIIILM !!« der beiden klang nun nicht mehr auffordernd und bettelnd, sondern wütend und anklagend.
    Herr Wischnewsky schaute über seine Kinder hinweg auf das Poster an der gegenüberliegenden Wand und säuselte: »Leonce … Lena … kommt, wir spielen jetzt was.«
     
    Ich schrieb nicht mehr mit, sondern machte mir eine Strichliste für »Fiiiihiiilm!«. Und eine für das süßlich-emotionslose »Leonce, Lena, wir schauen keinen Film, wir spielen was«. Und eine für »Blickkontakt Vater-Kinder«.
    Nach etwa einer Viertelstunde hatte ich zwölf Striche in der Spalte »Fiiiihiiilm«, fast genauso viele in der »Leonce-Lena«-Spalte und null bei »Blickkontakt Vater-Kinder«.
     
    Es waren abermals die Kinder, die die Situation beendeten, und zwar indem sie an ihrem Vater vorbei ins Wohnzimmer stürmten. Leonce schnappte sich die Fernbedienung und grinste siegessicher. Lena hüpfte begeistert auf dem Sofa auf und ab. Sie feuerte ihren Bruder an: »Fiihilm! Fiihilm! Fiihilm!«.
    Leonce grinste nun nicht mehr, sondern drückte mit zunächst ungläubiger, dann frustrierter Miene auf der Fernbedienung herum. Nichts geschah.
    Herr Wischnewsky kam ins Zimmer, schaute auf den Couchtisch und leierte: »Leonce, Lena … Schaut, der Fernseher geht gar nicht an. Da können wir keinen Film schauen.«
    Leonce warf mit erstaunlicher Wucht die Fernbedienung in die Schrankwand, wo sie mit einem typischen Plastikscheppern zerschellte.
    »Leonce …«
    Der flitzte zur zerstörten Fernbedienung, beäugte die Einzelteile prüfend, drehte sich wütend zu seinem Vater um und schrie: » DU HAST SCHON WIEDER DIE BATTERIEN RAUSGEMACHT !« Es folgten mehrere Tritte ans Schienbein des Vaters sowie lautstarkes Heulen von der Couch, das so sehr nach dem Pumuckl klang, dass ich zunächst vermutete, Lena wollte mit dieser Vorstellung vielleicht die Situation entschärfen. Herr Wischnewsky stand nur da, schaute nun aber immerhin ab und zu in Richtung seiner Kinder.
    »Leonce … Lena … Wie fühlt ihr euch jetzt? Hm …? Sagt das dem Papa mal. Hm …? Kommt, wir spielen was.«
    » MIT DIR SPIEL ICH ÜBERHAUPT NIE WIEDER ! DU ALTER BLÖDSACK ! ARSCHLEUCHTER , DU !!«
    Leonce war außer sich.
     
    Zu den Tritten ans Schienbein kamen nun Schläge auf die Oberschenkel und in die Magengegend.
    »Leonce … Wie fühlst du dich jetzt? Sag mal, hm?«
    Lena steigerte ihr
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