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Die Satansbraut

Die Satansbraut

Titel: Die Satansbraut
Autoren: Carter Brown
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erhalte.«
    »Ich will Sie ja nicht
ängstigen oder so«, sagte ich behutsam, »aber wenn Sie nicht erben könnten, wer
bekäme es dann?«
    »Ich bin ganz froh, daß Sie
danach fragen«, sagte sie leise, »denn seit ich wieder in diesem verflixten
Leichenhaus bin, beginnt es mich auch schon zu bedrücken. Vor Jahren, als Daddy
noch ganz unbekannt war, da hatte er diese Idee mit der Westernserie, und er
wollte, daß Alex die Hauptrolle spielte. Seinerzeit war Alex ein großes As, er
spielte Rollen, die Leute wie Ray Milland allerdings
viel besser spielten. Die Filmgesellschaft lachte über Daddys Idee, genau wie
die meisten anderen Leute — außer Alex. Er löste seinen Vertrag mit der
Gesellschaft und drehte die Serie in Eigenproduktion. Es waren alles miese
Filme, aber sie spielten viel Geld ein, und Daddy hatte immer das Gefühl, in
Alex’ Schuld zu stehen. Außerdem haßten er und Mama sich nach der Scheidung.
Und deshalb soll, wenn mir vor meinem einundzwanzigsten Geburtstag etwas
zustößt, mit dem Geld eine alte Schuld beglichen werden.«
    »Sie meinen, dann erbt Alex
Blount?« sagte ich.
    Sie nickte. »Sie haben verdammt
recht, Mavis. Und ich wette, wenn er es in die Finger kriegt, verwendet er’s
gewiß nicht zur Finanzierung dieser neuen Show.«
    »Unterwegs haben Sie etwas
gesagt«, erinnerte ich mich. »Alex habe viel zuviel Angst, es bei Ihnen zu
versuchen.«
    Es fiel wie ein Schleier über
ihr Gesicht, und sie stand rasch auf. »Entschuldigen Sie mich«, sagte sie
tonlos. »Ich muß mich jetzt ein bißchen waschen. Wir sehen uns dann später
unten.«
    Damit verschwand sie im Bad und
schloß die Tür hinter sich.
     
     
     

3
     
    Das Essen war mehr eine Selbstbedienungs-Angelegenheit;
aber niemand schien etwas daran zu finden, wohl weil alle die ganze Zeit
tranken. Später, nachdem Ahmid die Teller abgeräumt
hatte und feste weitergetrunken wurde — von Celestine und mir abgesehen — ,
kamen Dichter und Komponist. Alex stellte sie vor, die Arme um ihre Schultern
geschlungen, dies freilich in der Hauptsache, um nicht vornüber zu kippen, nahm
ich an. Das einzige, was die beiden gemeinsam hatten, war das Alter von etwa
Dreißig, im übrigen waren sie grundverschieden.
    Bert Bancroft war klein und
dick, mit dichtem schwarzem Haar, langen üppigen Koteletten und einem
Schnurrbart, der mich immer kichern macht, wenn ich zu nahe komme. Egan Egan war lang und dürr, mit
blonder Bürste und einer randlosen Brille, die seine klugen blauen Augen
vergrößerte. Sie wirkten wie ein Komikerduo, das vor fünf Jahren eine
Fernsehshow ruiniert hatte und nun immer noch herumstand und wartete, daß
jemand sie wieder holte.
    »Diese blonde Schönheit«, sagte
Alex mit dicker Zunge, »ist Mavis Seidlitz. Sie ist ein Showgirl, das die Welt
erobern möchte, und vielleicht hat sie Zeit und Ort richtig gewählt, um damit
anzufangen.«
    Egan Egans bohrende blaue Augen sahen mich ein paar Sekunden scharf an. »Singen Sie?«
    »Nein«, antwortete ich.
    »Tanzen Sie?«
    Ich schüttelte den Kopf.
    Er sah Alex an. »Dann hat sie
Ort und Zeit falsch gewählt«, sagte er knapp.
    »Sie haben Mavis noch nicht
herumgehen sehen«, erklärte Alex. »Wenn sie geht, hat sie Ausstrahlung. Wenn
sie sich bewegt, ist Mavis ein erotisches Gedicht. Mehr kann ein Produzent doch
nicht verlangen.«
    »Wir schon, fürchte ich«, sagte
Egan kühl, »da wir ja für Buch, Liedertexte und Musik verantwortlich zeichnen!«
    »Nun hau’ nicht gleich so auf
die Pauke.« Bert Bancroft sah mich an, wobei seine braungefleckten Augen
hervortraten und er mit einem Daumennagel unbewußt am Schnurrbart zerrte. »Alex
hat gar nicht so unrecht. Eine Sondereinlage, mit Mavis als Königin der
Showgirls. Wir brauchen ohnehin eine Extranummer, ziemlich am Ende des ersten
Akts, vor dem großen Höhepunkt mit den drei Damen.«
    »Du hast nicht mehr alle Tassen
im Schrank«, sagte Egan gelassen.
    »Eins wollen wir mal
klarstellen«, sagte Bert Bancroft hitzig. »Ich bin für das Buch und die Texte
verantwortlich. Du schreibst lediglich die verdammte Musik!«
    »Das Libretto eines Musicals
läßt sich gewöhnlich in sechs Zeilen zusammenfassen — und ich meine
handgeschriebene, keine getippten!« spottete Egan. »Und deine Reime sind, wie
es sich heute gehört, ausgesprochen banal.«
    »Nun kommt, Freunde!« sagte
Alex laut. »Wir haben doch noch jede Menge Zeit, um uns zu einigen, wo und wie
wir Mavis einsetzen. Wie wär’s mit einem Gläschen? Ich komme vor Durst
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