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Die Samuraiprinzessin - Der Spiegel der Göttin: Band 1 (German Edition)

Die Samuraiprinzessin - Der Spiegel der Göttin: Band 1 (German Edition)

Titel: Die Samuraiprinzessin - Der Spiegel der Göttin: Band 1 (German Edition)
Autoren: Corina Bomann
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Gewand ein wenig und beugte mich über das Wasser. Ein paar Haarsträhnen fielen hinein, doch das kümmerte mich nicht. Rasch wusch ich mich, so gut es ging, dann verschloss ich mein Gewand wieder und wrang mein Haar aus.
    Plötzlich knackte etwas hinter mir!
    Ich wirbelte herum, in der Hoffnung, dass es die Kitsune sei – Schattenkrieger hatte ich nicht gespürt.
    »Verzeih, ich wollte dich nicht erschrecken«, sagte Yoshinaka, der an einen Baum gelehnt stand. »Ich wollte nur die frühe Morgenstunde nutzen, um ein wenig nachzudenken.«
    Erschrocken verneigte ich mich. »Mein Fürst, Ihr habt mich nicht erschreckt. Verzeiht, dass ich Euer Nachdenken gestört habe.«
    »Du störst ebenso wenig wie der Ruf des Buschsängers oder der Flügelschlag eines Reihers. Ich war nur überrascht, dich hier anzutreffen.«
    »Das bin ich auch, denn Ihr wart so leise wie der Schritt des Reihers, wenn er dabei ist, den Fisch zu täuschen.«
    Ein Lächeln huschte über Yoshinakas Gesicht. Wahrscheinlich hatte ich mich jetzt so ungeschickt ausgedrückt, dass es seine Belustigung erregte.
    »Ein fast schon poetischer Ausdruck für jemanden, der im Kloster lebt«, bemerkte er. »Lehrt man dich auch andere Dinge als Gebete?«
    Hätte ich mein Zelt nur nicht verlassen! Vor lauter Verlegenheit wäre ich am liebsten in den Boden versunken.
    »Ich fürchte, ich bin nicht besonders bewandert in Büchern, im Kloster lehrt man mich neben den Gebeten hauptsächlich das Kämpfen.«
    »Nun, das mag richtig sein in den Augen des Abtes und deines Lehrmeisters, aber ich bin der Ansicht, dass eine junge Dame, ebenso wie ein Krieger, auch in der Dichtkunst bewandert sein sollte. Das Führen des Kalligrafiepinsels bringt das Handgelenk dazu, auch einen Schwertstreich besser auszuführen.«
    »Wenn Ihr mir dies ans Herz legt, werde ich Eurem Rat folgen.«
    »Sehr löblich.« Yoshinaka neigte den Kopf. »Und wenn ich dir einen Rat geben darf: Die Schriften der Edlen Dame Murasaki solltest du unbedingt lesen. Vielleicht bekomme ich die Gelegenheit, sie dir eines Tages zu zeigen. Die Geschichte des Prinzen Genji ist wirklich sehr schön, auch wenn sie selbst das nie gefunden hat.«
    Sein Lächeln brachte mich dazu, endgültig den Blick abzuwenden. All dieses Interesse seinerseits verwirrte mich. Insgeheim wünschte ich mir zwar genau das, aber es machte mir auch Angst.
    »Vielleicht entschließt du dich ja doch eines Tages, zu mir in meinen Palast zu kommen«, sagte er und verschlimmerte damit meine Bedrängnis nur noch. »Dein Schwertarm würde sich in meinem Heer sehr gut machen, ich könnte mir keine aufmerksamere Leibwächterin wünschen.«
    »Ich glaube kaum, dass ich eine gute Wächterin wäre. Wie Ihr seht, war ich nicht einmal in der Lage, Euch zu bemerken. Ein guter Wächter hätte das sicher getan.«
    »Nun bin ich aber nicht dein Feind, Tomoe-chan. Ich bin sicher, dass dein Instinkt sich gegen Feinde richtet. Kanehira meinte, du wärst einer der wenigen Menschen, die das Nahen eines Schattenkriegers spüren.«
    »In der Hütte habe ich Glück gehabt, nichts weiter. Ich schlafe an fremden Orten sehr unruhig.«
    Jetzt trat er vor mich, näher, als es schicklich war. Ich wollte zurückweichen, doch hinter mir rauschte der kleine Bach.
    »Erlaubst du mir, dass ich dein Gesicht betrachte? Die meiste Zeit hältst du deinen Blick gesenkt, doch ich glaube gesehen zu haben, dass etwas an deinen Augen anders ist als bei anderen Menschen.«
    Vielleicht hätten mir jetzt die Sinne schwinden sollen, doch das Gegenteil war der Fall. Seine Nähe gab mir auf unerklärliche Weise Sicherheit.
    Als ich ihm die Betrachtung erlaubte, legte er ganz sacht einen Finger unter mein Kinn und hob mein Gesicht an.
    Seine Berührung dauerte kaum einen Atemzug, dann zog er die Hand wieder zurück. Ich kam mir allerdings vor wie eine Maus, die dem Blick einer Schlange verfällt. Bis mir einfiel, dass ich ihn nicht anstarren durfte, schon gar nicht so.
    »In deinen Augen sehe ich viel Wasser. Deine Eltern haben dir einen sehr zutreffenden Namen gegeben.«
    Verwirrt schlug ich die Augen nieder. »Man sagt, das Wasser sei schwer zu bändigen. Ich fürchte, dieser Makel ist ebenso auf mich zurückgefallen wie der meiner grauen Augen.«
    »Ich sehe die Farbe deiner Augen ebenso wenig als Makel an wie die Tatsache, dass du schwer zu bändigen seist. Wasser ist ein ganz wunderbares Element, es schafft Wege, wo keine sind, es bewegt schwere Steine, obwohl es doch nichts von deren
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