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Die Saga vom Eisvolk 07 - Das Spukschloß

Die Saga vom Eisvolk 07 - Das Spukschloß

Titel: Die Saga vom Eisvolk 07 - Das Spukschloß
Autoren: Margit Sandemo
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haben. So ein schleimiger Einschmeichler mit einem drohenden Unterton.«
    »Und mit dem soll dein Vater etwas gehabt haben? Also weißt du, den kann ich nicht ernst nehmen. Aber ich kann dein Problem und deine Verzweiflung gut verstehen. Wo triffst du dich mit ihm? In ›unserem‹ Wirtshaus?«
    »Ja. Er mietet dort manchmal ein Zimmer. Neben dem, das wir hatten.«
    Jessica versuchte, klar zu denken. »Aber er war doch an dem gleichen Abend wie wir da. War da ein Treffen zwischen euch vereinbart?« »Nein. Ganz und gar nicht.«
    »Das muß doch bedeuten, daß er noch andere Opfer hat, nicht wahr?«
    Tancred dachte nach. »Vielleicht. Warum sollte er sonst dies abseits gelegene Wirtshaus aufsuchen? Jessica, ich werde mir die zehn Reichsthaler von dir leihen. Ich fühle mich nach dem Gespräch mit dir jetzt viel besser. Und ich bin sicher, daß wir beide, du und ich, einen Ausweg finden werden. Wenn wir nur an den Brief herankommen könnten…«
    Jessica antwortete nicht. Ihr war schon ein Ausweg eingefallen. Aber von dem will ich ihm noch nichts erzählen, dachte sie.
    »Ich fühle mich wie ein Bettler, der von dir Geld annimmt, Liebste, aber du hast recht. Wenn wir ihn morgen nur beruhigen können, wird uns schon noch etwas einfallen. Sowie ich wieder zu Geld komme, bekommst du es zurück. Wenn ich jemals eine Ehrenschuld gehabt habe, dann jetzt.«
    »Es muß für dich die Hölle gewesen sein, Tancred. Zum Teil wegen des Mannes und zum Teil wegen des Verdachts gegen deinen Vater. Aber du kannst doch nicht im Ernst glauben…?
    »Nein, aber ich wußte es doch nicht, Jessica. Und zu Vater konnte ich nicht gehen. Noch weniger zu Mutter.« »Nein, das verstehe ich.«
    Er schloß die Augen. »Oh Jessica, meine liebste Freundin, welch ein herrliches Gefühl! Ich könnte auf der Stelle einschlafen.«
    »Wir machen uns wohl besser für die Nacht zurecht?« »Ja, das machen wir. Aber du brauchst vor mir keine Angst zu haben. Ich bin ein Ehrenmann.«
    »Das weiß ich«, sagte sie mit leichter Bitterkeit. Nachdem sie sich zum Schlafen gelegt hatten - sehr anständig - sagte er:
    »Jessica…Jetzt weißt du es. Willst du mich noch immer heiraten?«
    »Wenn das ein Antrag war, dann hörte er sich jedenfalls nicht sehr ernsthaft an, finde ich.«
    Er lachte leise. »Geliebte Jessica, willst du mir die große Freude machen, mich zu heiraten?«
    »Ja, Tancred, vielen Dank. Das will ich jetzt noch mehr als je zuvor.«
    Mit einem tiefen, gefühlvollen Seufzer legte er sich wieder aufs Kissen. »Danke, Geliebte!«
    Sie wartete eine Weile, bis sie dann fragte: »Willst du das nicht mit einem Kuß besiegeln?«
    »Also weißt du, Jessica, das wage ich nicht! Es gibt Grenzen, sogar für einen Ritter.«
    Jessica lächelte wie eine zufriedene Katze, aber innerlich ärgerte sie sich doch ein bißchen. Gott segne alle Ritter, aber manchmal waren sie auch etwas irritierend. Keuschheit war ja eine edle Sache - aber alles hatte seine Grenzen.

12. KAPITEL
    Jessica tat genau das, was Tancred nicht erwartet und gewünscht hatte.
    Sie erreichten Gabrielshus am späten Nachmittag, nach einer sehr züchtig verbrachten Nacht. Tancred hatte am Morgen lange geschlafen, und Jessica wollte ihn nicht wecken. Sie sah es als Kompliment an, daß er nach dem Gespräch mit ihr so entspannt war. Zwar hatte er mit ihr ein wenig geschimpft, daß sie ihn nicht früher geweckt hatte, ab sehr ernst war es wohl nicht gemeint gewesen. Seine Eltern freuten sich sehr über das Wiedersehen, wollten jedoch wissen, was geschehen war. Tancred erzählte ihnen von Ulfeldts Flucht.
    »Das muß doch sofort weiterberichtet werden«, .sagte Alexander. »Was hast du dir eigentlich dabei gedacht, Tancred?« Ja, was eigentlich?
    »Ich glaube, daß es in Kopenhagen schon bekannt ist«, antwortete der Sohn kleinlaut. »Aber wenn Ihr eine Ordonnanz beauftragen wollt…«
    »Wäre es nicht besser, du tust es? Du mußt doch schnellstens zurück in die Kaserne, sonst setzt man dich in den Arrest.«
    »Ja. Aber erlaubt mir, Euch davon zu unterrichten, daß ich um Jessicas Hand angehalten habe, und sie hat mir ihr Jawort gegeben. Habt Ihr etwas dagegen?«
    »Aber Tancred, wie schön!« freute Cecilie sich. »Ich hatte schon befürchtet, du würdest den Schwung nie kriegen.« Nachdem Tancred das Haus verlassen hatte, holte Jessica tief Luft und ging zu seinen Eltern.
    Sie wurde von ihnen herzlich aufgenommen, und so saßen sie bei einem Gespräch über die Zukunft der jungen Leute, über
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