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Die Saeulen der Macht

Die Saeulen der Macht

Titel: Die Saeulen der Macht
Autoren: Maja Winter
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nicht gefragt. Wo ist sie? Bring sie sofort her. Ich will keinen Kniefall, ich will den goldenen Hund zurück. Du weißt, dass die Figuren für meine Geschwister bestimmt sind! Warum hast du mich nicht gewarnt? «
    Der Sklave senkte den Kopf, doch ganz kurz blitzten seine Augen. Vor Wut? Wie konnte dieser Abschaum es wagen, Wut zu empfinden?
    Â» Königliche Hoheit, verzeiht. Eine Geliebte am Königstag nicht zu beschenken bringt Unglück. «
    Tahan fluchte. Hinter ihm erklang Widians leises Lachen.
    Â» Dir ist klar, dass sie das wusste? Maruna ist ein kleines Miststück. «
    Eine Gabe zurückzufordern brachte Unglück. Die ständig streitenden Zwillinge mit nur einem Geschenk dastehen zu lassen war ebenfalls übel; allerdings, überlegte er nüchtern, bloß für die Mädchen, nicht für ihn.
    Â» Die beiden können auch mit einer Figur spielen « , sagte er schroff. » Gehen wir. Haben die Feierlichkeiten schon begonnen? «
    Auf eine ausgiebige Mahlzeit legte er nicht den geringsten Wert. Allein den Biduja-Blättern hatte er es zu verdanken, dass er überhaupt aufrecht stehen konnte, ohne sich zu übergeben.
    Â» Bring uns die Schachtel, Sklave « , befahl Widian. » Lass mich sehen, was du übrig gelassen hast, Tahan. « Anerkennend ließ er den Blick über die verzierten Figuren gleiten. » Eine hervorragende Arbeit, nicht zu vergleichen mit dem, was wir im vergangenen Jahr hatten. Wenigstens hast du einen guten Künstler bemüht. Du hast ein gutes Auge für solche Dinge, für Schönheit allgemein. Wenn du dich doch bloß etwas mehr zusammenreißen könntest! «
    Sein Bruder war immer noch verärgert, als sie den Festsaal erreicht hatten. Zur Krönungstagsfeier des Herrschers von Terajalas hatten sich nicht so viele Würdenträger unter der hohen Kuppel eingefunden wie üblich. Zahlreiche Kerzen, die auf mächtigen Rädern unter der Decke hingen– die Lichtsklaven hatten die ganze Nacht damit verbracht, die Radleuchter an Kettenzügen herunterzulassen und die Kerzen zu entzünden–, funkelten auf den Rüstungen und Helmen der wenigen Kriegsmänner.
    Der Tyrann Ilan Dor Hojan liebte diesen Saal. Jeden Morgen pflegte er hier mit seiner Familie zu speisen, während das Licht der Morgensonne durch das gläserne Dach hereinfiel und die vergoldeten Wände zum Strahlen brachte. Hier feierte er, hier empfing er Gäste, hier unterschrieb er die zahlreichen Todesurteile und die seltenen Beförderungen.
    Â» Zwei Hauptleute von der Grenze– der Siljalinion vom Wislan-Tal und der Siljalinion der zweiten Truppe. Kein Oberbefehlshaber weit und breit. Ich vermute, sie wollen Meriwan dazu überreden, wieder mit an die Front zu kommen. Sein Anblick beflügelt die Truppen. « Der ältere Prinz biss die Zähne zusammen. » Der Krieg läuft nicht gut, möchte ich vermuten. Ich werde noch einmal mit Vater reden müssen. «
    Â» Wegen deines Einsatzes? Du bist der Erbe. Du darfst nicht gehen. «
    Widian knurrte verächtlich. » Wenn der zukünftige König sich davor scheut, ein Schwert in die Hand zu nehmen, wie kann er dann über Terajalas regieren? Sofern am Ende überhaupt noch ein Reich übrig ist, über das ich herrschen kann. «
    Â» Meriwan wird die Dinge schon richten « , sagte Tahan.
    Â» Meriwan « , knurrte Widian. » Immerzu Meriwan. Ich bin der Prinz, zu dem das Volk aufsehen sollte. Deshalb muss ich auch die Soldaten anführen, nicht er. «
    Tahan hatte nie verstanden, warum sein Bruder unbedingt an die Grenze reisen wollte. Sein Name und sein Gesicht würden die Soldaten ermutigen, aber war es das Risiko wert? Nicht nur der König bezweifelte das. Ein toter Thronfolger war nutzloser als ein unbeliebter.
    Â» Ich will den Posten eines Mealinion. Ich will den Oberbefehl über die Truppen am Jakont. «
    Â» Die traditionell Fürst Ameer gehören, dem Kriegsherrn. Vielleicht kannst ja du die nördlichen Truppen am Wislan bekommen? «
    Sie brachen ihr Gespräch ab, als die Glocke ertönte. Reihe für Reihe sanken die Gäste zu Boden, während der König in den Saal marschierte und den gefürchteten stechenden Blick über sie schweifen ließ. Seine blonde, von grauen Strähnen durchzogene Mähne wallte ihm über den Rücken. Er ging rasch und aufrecht; jeder seiner Schritte verriet seine Ungeduld.
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