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Die Saeulen der Macht

Die Saeulen der Macht

Titel: Die Saeulen der Macht
Autoren: Maja Winter
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Wagen verteilt « , sagte er müde. » Ich will nicht mehr raten. In keinem von ihnen sehe ich mehr als einen dummen, selbstsüchtigen Jungen. Also, wer ist es? «
    Berias’ Gesichtsausdruck war Antwort genug.
    Die Sommerharfe war verstummt. Gelächter brandete auf, scheuchte die Eidechsen in ihre kühlen Verstecke, verfing sich in den Stacheln der Dornsträucher.
    Â» Ich will es Euch nicht sagen, aber ich muss « , wisperte Berias. » Wollte es das Schicksal, ich könnte für immer schweigen. Seht Ihr den jungen Mann dort vorne auf dem Wagen? « Er unterdrückte ein Stöhnen, wie stets, wenn ihn sein Magenleiden heimsuchte. Kein Wunder, nach dem Genuss von mindestens acht grünen Äpfeln.
    Â» Den Blonden? « Sie waren alle blond, die verfluchten Wiramer. Der Jüngling, auf den der junge Ordensbruder wies, saß inmitten einiger leicht bekleideter, stark angetrunkener Edeldamen. Auf den ersten Blick wirkte er recht unscheinbar. Er hatte ein angenehmes, aber unauffälliges Gesicht. Die Art, wie er lachte und die Arme gleich um zwei der Mädchen legte, verriet dem erfahrenen Mönch, dass er sich ausgiebig mit Banoa berauscht hatte. Die Simbarine war ihm vom Schoß gerutscht und lag über seinen Knöcheln; ein Schlagloch und sie würde vom Wagen in den Staub fallen. Ralnir keuchte unwillkürlich, als er das schwarze Holz erkannte, das im Innern des Instruments eine tiefrote, auffällig gemusterte Farbe angenommen hatte.
    Â» Singt! « , rief eine rothaarige junge Frau von erlesener Schönheit. » Singt für mich! «
    Die anderen stimmten ein und klatschten in die Hände. Ralnir wagte kaum zu atmen, als der junge Mann lässig nach dem kostbaren Instrument griff und ein anrüchiges Trinkerlied anstimmte. Berias’ Ohren glühten, unter seinen kurzen Haaren schien die Sonne aufzugehen.
    Ralnirs Gedanken waren wie Hunde, die den Windfuchs eingekreist hatten und jaulend zurückwichen. » Nicht er « , stöhnte der Meister. » Sag mir, dass ich mich täusche. «
    Aber Berias schwieg, und Ralnir wusste, dass seine Hoffnung in ein und demselben Moment erfüllt und zugleich bitter enttäuscht wurde.
    An dem Sänger war nichts vom alten Erbe von Terajalas auszumachen. Das wilde Blut von Wiram floss in diesen Adern, so verdorben, dass sich jedermann mit Scham abwenden wollte. Es wäre besser gewesen, der Orden hätte niemanden gefunden, besser, der Baum bliebe für immer tot, als sich mit einem Mann zu verbinden, der sie alle ins Unglück stürzen würde.
    Â» Prinz Tahan? Es ist Prinz Tahan Dor Ilan? «
    Der zweite Prinz. Derjenige, den der Meister niemals in Erwägung gezogen hätte, denn ihn hätte er nie zu den heiligen Wurzeln geführt. Ralnir wusste, was man sich über ihn erzählte. Jeder kannte die Geschichten, selbst durchziehende Reisende, die sich nicht im Mindesten für den Klatsch am Königshof interessierten. Den beiden Mönchen waren sie zu Ohren gekommen, während sie im Dienste der Bruderschaft in Helsten unterwegs gewesen waren. Tahan war der jüngere Sohn, aber der Erste in allem, was üble Gerüchte anging. In ganz Ghi Naral war er überaus beliebt, da er das Geld mit beiden Händen zum Fenster hinauswarf. Aus demselben Grund hatte er auch keinen Mangel an weiblicher Gesellschaft zu beklagen. Er war undiszipliniert, ein Nichtsnutz und Müßiggänger, den man kaum jemals nüchtern antraf. Nicht der Wein verlockte ihn, was schlimm genug gewesen wäre, sondern das verbotene Schwarze Wasser; es hieß, über den Genuss desselben sei schon sein Vater, der Tyrann Ilan Dor Hojan, in den Wahnsinn gestürzt. Wenn es denn irgendetwas Erfreuliches über den Prinzen zu vermelden gab, war es seine schöne Stimme. Die Lobeshymnen waren nicht übertrieben, wie Ralnir eingestehen musste, während der Jüngling den unsäglichen Gassenhauer zum Besten gab. Dieses Lied auf dem göttlichen Instrument, das war Blasphemie!
    Der schöne Prinz Merawin, der größte lebende Kriegsheld von Terajalas, hatte sein Pferd inzwischen abgesattelt. Die Wagen hielten am Straßenrand, die Mädchen sprangen ins Gras und liefen kreischend über die Wiese. Sie tanzten über die blühenden Gräser und balancierten über die heiligen Trümmer, als könnte nichts ihnen etwas anhaben, keine Schlangen, keine giftigen Echsen.
    Prinz Tahan versuchte ihnen
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